Das Nato-Manöver „Steadfast Defender“ ist mit 90.000 Soldaten die größte Militärübung seit Ende des Kalten Krieges. Es ist eine Warnung an Wladimir Putin, bei der Deutschland eine besondere Rolle zukommt.
Das Wichtigste im Überblick
Alarm an der Ostsee. In der Nähe von Rügen erkennt die Luftsicherung am Dienstagabend ein russisches Aufklärungsflugzeug vom Typ Iljuschin 20. Binnen Minuten steigen zwei Eurofighter der deutschen Alarmrotte auf, fangen das Flugzeug ab, das ohne Transpondersignal geflogen ist. Die russische Militärmaschine wird im internationalen Luftraum „identifiziert, kurzzeitig begleitet, bevor diese wieder nach Osten abgedreht ist“, heißt es später in einer Mitteilung der Luftwaffe auf der Plattform X (früher Twitter).
Der Einsatz ist kein Einzelfall. Seit der völkerrechtswidrigen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim im Jahr 2014 fliegen russische Flugzeuge immer wieder auch in Richtung Nato-Luftraum, um die Reaktionsfähigkeit des Militärbündnisses zu testen. Nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar 2022 gewannen diese Vorfälle zusätzlich an Brisanz.
Denn Wladimir Putins Krieg in Europa hat auch das Sicherheitsverständnis auf dem Kontinent komplett auf den Kopf gestellt. Die Nato scheint aus einem jahrzehntelangen Schlaf erwacht, Russland ist wieder zur Gefahr geworden. Das derzeit laufende Großmanöver „Steadfast Defender“ ist eine Warnung an Putin, aber gleichzeitig auch eine Selbstvergewisserung für die Nato. Denn die Übung soll zeigen, dass das westliche Bündnis jedes Mitgliedsland verteidigen kann.
t-online beantwortet die wichtigsten Fragen zum Nato-Manöver:
Was ist Steadfast Defender?
An dem Großmanöver „Steadfast Defender“ („Standhafter Verteidiger“) sollen sich bis Ende Mai rund 90.000 Soldaten beteiligen. Die erste große Übung wird nach Angaben des Hauptquartiers am 11. Februar im belgischen Mons beginnen. „Das Bündnis wird seine Fähigkeit unter Beweis stellen, den euroatlantischen Raum durch transatlantische Truppenbewegungen aus Nordamerika zu stärken“, erklärte Nato-Oberbefehlshaber Christopher Cavoli am Mittwoch.
Das Ziel der Übung: die Verlegung von US-Soldaten zur Unterstützung europäischer Truppen in an Russland angrenzenden Ländern und an der Nato-Ostflanke im Fall eines Konfliktes.
Russland wird in dem Nato-Strategiepapier nicht namentlich erwähnt. Doch bei „Steadfast Defender“ wird das Szenario eines russischen Angriffs auf unterschiedliche Nato-Mitglieder durchgespielt, wie t-online aus Sicherheitskreisen erfuhr. Es geht also um den sogenannten Bündnisfall nach Artikel 5 des Nato-Vertrages, in dem Soldaten und militärisches Gerät möglichst schnell in Richtung Osten verlegt werden müssen. Der Artikel regelt die Beistandsverpflichtung in der Allianz und besagt, dass ein bewaffneter Angriff gegen einen oder mehrere Alliierte als ein Angriff gegen alle angesehen wird. Die Nato probt also ihre Reaktionsfähigkeit, es ist keine Angriffsübung.
Video | Zuletzt griff die Ukraine einen russischen Panzerkonvoi an
Quelle: t-online
Wo findet das Nato-Manöver statt?
Viele europäische Nato-Staaten sind von der Verlegeübung betroffen, da die Logistikketten vom Westen in den Norden oder nach Osten gehen. Dabei hat die Nato unterschiedliche neuralgische Punkte gewählt, an denen ein russischer Angriff stattfinden könnte. Deswegen geht es bei „Steadfast Defender“ vor allem darum, Bodentruppen erst nach Norwegen und im Laufe der Monate nach Rumänien und ins Baltikum zu transportieren. Und das möglichst schnell.