Eine rekordverdächtige Pleite: Der 1. FC Köln war gegen Magdeburg torgefährlicher als jeder andere Zweitligist, hat aber trotzdem verloren.
Jonas Urbig gilt eigentlich als ein äußerst beherrschter Mensch, speziell abseits des Rasens. Am Samstagabend musste der junge Torhüter des 1. FC Köln seinem Frust allerdings Luft machen. Nach dem 1:2 gegen den 1. FC Magdeburg entfuhr Urbig auf dem Weg in die Kabine trotz aller Liebe zum Sport die Bemerkung: „Scheiß Fußball.“
Die überwiegende Teil der 50.000 Fans im Rheinenergiestadion – zumindest alle, die es mit den Kölnern hielten – fühlte wohl genauso wie die Nummer eins des FC. Gegen Magdeburg haben die „Geißböcke“ womöglich die unnötigste Niederlage dieser Saison kassiert.
Besonders eine Statistik veranschaulicht das: der sogenannte xGoals-Wert, der aussagt, wie viele Treffer eine Mannschaft aufgrund ihrer Torchancen gemäß der statistischen Wahrscheinlichkeit eigentlich erzielen müsste. Köln (33 Schüsse) erarbeitete sich einen Wert von 4,43, Magdeburg (elf Schüsse) kam nur auf 1,32. Aber: Die Gäste schossen eben zwei Tore.
Der xGoals-Wert der Kölner war laut der offiziellen Daten der Deutschen Fußball Liga (DFL) nicht nur der bislang höchste in dieser Zweitliga-Saison. Er war sogar der höchste seit dem 1. Oktober 2023, als Kaiserslautern bei einem 2:2 in Osnabrück auf die beachtliche Zahl 5,02 gekommen war. Seitdem hatte kein Zweitligist in einem Spiel mehr Torgefahr erzeugt als die Kölner gegen Magdeburg.
Eine Niederlage „in der Dominanz“ habe er in seiner Laufbahn noch nie erlebt, sagte Trainer Gerhard Struber nach Abpfiff und ergänzte: „Wenn man sich anschaut, wie wenig wir aus unseren Chancen rausgeholt haben, und das mit dem Gegner vergleicht, ist die Waage sehr, sehr schief.“ Doch so sei das eben bisweilen im Fußball.
Daher musste sogar der rhetorisch so gewandte Struber am Samstagabend festhalten: „Nach so einem Spiel wie heute gibt es nicht immer diese logischen Erklärungen.“ Und speziell dieser Umstand machte seine zweite Niederlage als FC-Trainer zu einer „ganz bitteren Pille“. Struber gab Einblicke in seine Gefühlswelt: „Die Frustration ist schon schmerzhaft, wenn du das Spiel so in deine Richtung lenkst und dann keinen Benefit daraus ziehst – quasi in Schönheit stirbst.“
Der Österreicher hatte gehofft, dass seine Offensive dauerhaft ins Laufen kommen würde, wenn der Knoten einmal geplatzt ist. Nach den insgesamt acht Treffern gegen Braunschweig (5:0) und auf Schalke (3:1) erlebte er nun allerdings Gegenteiliges. „Von daher müssen wir schon zulegen, was die letzte Konsequenz angeht, ins Toreschießen zu kommen“, forderte der 47-Jährige mal wieder.