Herbert Grönemeyer elektrisierte das VfL-Stadion in Bochum. Beim legendären Lied „Bochum“ wurde es in der Heimatstadt des Künstlers besonders emotional. Dann richtete er eine Botschaft an seine Fans.
Gänsehaut pur: Beim Auftakt seiner vier Konzerte wurde Herbert Grönemeyer in Bochum am Mittwoch vor rund 25.000 Fans ganze drei Stunden gefeiert und auch stimmlich begleitet – seine Songs brauchte der 68-Jährige nur anzustimmen, die Bochumer übernahmen den Rest.
40 Jahre nach Erscheinen des Albums „4630 Bochum“ hat Grönemeyer genau diese Platte wieder hervorgeholt und geht mit ihr seit vergangener Woche auf Tournee. Am Mittwoch gab es auch Fans mit Tränen in den Augen, viele Umarmungen – und einige Tanzeinlagen.
Ganz in Ruhrpottmanier gab sich Grönemeyer den Abend hindurch selbstironisch. „Es ist hinlänglich bekannt, dass es sich bei der Platte um ein absolutes Meisterwerk handelt“, schrie Grönemeyer ins Mikrofon, der mit voller Energie und sichtlicher Freude darüber, in seiner Heimat aufzuspielen, in Bestform über die Bühne fegte. Dann posaunte er ins Mikrofon: „Wisst ihr, ich lebe vom Applaus.“
„Wir haben in Deutschland fast 30 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund. Was das bedeutet, wissen wir im Ruhrgebiet am besten. Die haben mit uns zusammen in den 50er, 60er und 70er Jahren das Ruhrgebiet angeschoben – die gehören hierher wie jeder andere auch.“
Herbert Grönemeyer, Künstler
Doch Grönemeyer hatte auch politische Botschaften im Gepäck. „Wir haben in Deutschland fast 30 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund. Was das bedeutet, wissen wir im Ruhrgebiet am besten. Die haben mit uns zusammen in den 50er, 60er und 70er Jahren das Ruhrgebiet angeschoben – die gehören hierher wie jeder andere auch.“ Das allerwichtigste im Leben sei es, Respekt vor anderen Menschen zu haben. „Einmal ein Arschloch, immer ein Arschloch“, so Grönemeyer.
Dann der Gänsehaut-Moment, auf den alle gewartet hatten: Nach etwa einer Stunde ertönte das Steigerlied – und jeder wusste, was dann folgt: der Song, der für ein Gemeinschaftsgefühl einer ganzen Region steht: „Bochum“. Etliche blaue VfL-Schals fluteten das Ruhrstadion, die Töne eines Chors tausender Stimmen stiegen in den Bochumer Abendhimmel.
Draußen vor dem Stadion hatten sich Fans versammelt, die keine Karten mehr bekommen hatten. Sie feierten vor der Arena mit. Weit über das Stadion hinaus waren die Klänge des Konzerts zu hören.
Weiter gings mit Tanzmusik und „Männer“, „Alkohol“ und „Flugzeuge im Bauch“. Die Fans feierten ihn auch für die Stücke „Was soll das“ und „Kinder an die Macht“. Ganze 34 Songs spielte Grönemeyer.
Generell zeigte er sich den gesamten Abend in Erzählstimmung, berichtete von seinem ersten Besuch im Ruhrstadion im Alter von sechs Jahren, „da spielte Bochum noch in der Oberliga-West“ – und wie er in der A-Jugend den VfL 22:0 besiegt habe. Grönemeyer erzählte auch die Geschichte vom Plattenladen in der Kortumstraße, der die „Bochum-Platte“ vor 40 Jahren ablehnte. „Das war der einzige Laden in ganz Bochum – der kriegte keine Platte“, so Grönemeyer.
Sehr emotional wurde es auch nochmal beim letzten Song seiner Zugabe: Hier spielte er den Song „Der Weg“, den er zum Tod seiner Frau komponiert hatte.