Der 1. FC Köln verliert den Kampf um sein größtes Talent. Justin Diehl steht vor einem ablösefreien Transfer zum VfB Stuttgart. Der Deal trifft den FC hart.
Justin Diehl hatte den 1. FC Köln bereits im vergangenen Sommer darüber informiert, seinen 2024 auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Nun macht der 19-Jährige offenbar Nägel mit Köpfen. Der Angreifer soll sich mit dem VfB Stuttgart einig sein.
Damit verliert der FC nach Florian Wirtz erneut das vielversprechendste Top-Talent eines Jahrgangs an die Konkurrenz, noch ehe dieses den Durchbruch bei den Geißböcken schaffen konnte. In Köln ist man auch über die Art und Weise erstaunt, wie der bevorstehende Transfer durchsickern konnte.
Ärger um kolportierten Medizincheck
„Justin ist eine Personalie, bei der wir alles investiert haben, um ihn zu überzeugen, dass der FC auch in den nächsten Jahren noch für ihn der richtige Weg ist, um die nächsten Schritte im Profifußball zu gehen“, sagte am Mittwoch ein angefressener Lizenzspieler-Leiter, Thomas Kessler. „Leider haben die Gespräche bis zum heutigen Tage nicht dahin geführt, dass wir uns mit ihm einigen konnten. Dann ist es völlig normal, dass sich ein Spieler, dessen Vertrag ausläuft, mit anderen Clubs unterhält.“
Völlig normal hingegen sei nicht, ließ Kessler durchblicken, dass Diehl offenbar ohne Kenntnis der Geißböcke bereits einen Medizincheck beim VfB Stuttgart absolvieren konnte. Nicht verboten, jedoch Kessler deutete schlechten Stil an. „Ein Spieler, dessen Vertrag ausläuft, darf ab dem 1. Januar mit anderen Clubs sprechen und auch einen Vertrag unterschreiben. Da ist auch ein Medizincheck wichtig“, sagte Kessler zwar, fügte aber süffisant hinzu: „Ob dieser passiert ist, müssen Sie die Interessenvertreter von Justin Diehl fragen. Und ob das der richtige Weg ist, dass wir hier heute sitzen und das nicht wissen, können Sie auch mit Justin oder seinen Interessenvertretern besprechen.“
Causa Diehl anders gelagert als bei Wirtz
Aus Kesslers Worten sprach offenbar auch der Frust, das Rennen um Diehl verloren zu haben. Der FC hatte, anders als einst bei Wirtz, sich über mehrere Jahre um das Eigengewächs bemüht, „unglaublich viele Gespräche geführt“ und auch zuletzt noch darauf gehofft, den 19-Jährigen von einer Vertragsverlängerung zu überzeugen. „Wir würden es sehr bedauern, wenn er uns verlässt, aber es ist die Entscheidung des Spielers und seiner Interessenvertreter“, sagte Kessler.
Dennoch will und kann der FC in den kommenden Wochen Diehl nicht für seine Entscheidung bestrafen. Im vergangenen Sommer hatte Steffen Baumgart den Youngster in die U21 abgeschoben und aus dem Profi-Kader gestrichen. Im Januar hatte Baumgarts Nachfolger Timo Schultz diese Entscheidung revidiert mit dem Hinweis, dass die Geißböcke für die Mission Klassenerhalt keine Möglichkeiten ungenutzt lassen könnten. Daran wollen beide, Kessler und Schultz, trotz des bevorstehenden Abschieds festhalten.
Schultz bestätigt: Diehl bleibt im Kader
Noch ist Diehl verletzt (Muskelfaserriss), doch nach der Reha soll er weiterhin Teil der Profis bleiben. „Wir brauchen jeden Spieler, der die Qualität hat, uns in der Liga zu halten. Dem ordnen wir alles unter“, bestätigte Kessler. Und Schultz ergänzte: „Ich bin der Fußballtrainer und ich entscheide, was auf dem Platz passiert. Solange er hier fit ist, trainiert und spielt er. Er ist ein toller Junge, fleißig und bringt enorme Qualität mit. Deshalb planen wir ihn bis zum Ende fix ein.“ Auch wenn Diehl am Ende der Saison fix zum VfB Stuttgart wechseln sollte.