Ein 21-Jähriger hat seine Mutter mit 23 Axtschlägen auf den Kopf getötet. Auch sein Vater sollte sterben. Nun sagt dieser als Zeuge im Mordprozess aus.
Der Prozess um den Axtmord vor dem Landgericht München I ist am Mittwoch in die zweite Runde gegangen. Beim Auftakt am Dienstag hatte der 21-Jährige gestanden, seine Mutter mit einer Axt getötet zu haben. Über 20-mal habe er mit roher Gewalt auf sie eingeschlagen. Sein Motiv: Seine Mutter hatte ihn zuvor mit einer Kindergeld-Rückforderung der Krankenkasse konfrontiert. Auch den Vater wollte der Angeklagte ursprünglich töten. Dieser sagt nun jedoch als Zeuge aus.
Der Beschuldigte sitzt in Jeans und grauem Pulli auf der Anklagebank. Er hat seine langen dunklen Haare zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden. Er wirkt emotionslos, geradezu gelangweilt. Immer wieder versucht er, sein Gähnen hinter vorgehaltener Hand zu verstecken. Er blickt stur geradeaus in Richtung Zeugenstuhl, die dunklen Augen wirken ausdruckslos und leer. Während der Zeugenaussagen spielt der 21-Jährige mit einem Stift in seinen Händen unter der Anklagebank.
Angeklagter kann Vater nicht in die Augen sehen
Gegen 15 Uhr wird dann sein Vater in den Zeugenstand gerufen. Der Angeklagte wirkt plötzlich nervös, wischt sich die Hände an seiner Jeans ab. Als der Vater schließlich den Gerichtssaal betritt, schaut der Angeklagte starr auf den Boden. Der Mann versucht, Augenkontakt zu seinem Sohn herzustellen. Vergeblich. Der Zeuge erzählt, dass sich das Verhalten des Angeklagten verändert habe. Er habe viel Zeit in seinem Zimmer verbracht, gelesen, Computerspiele gespielt und geschlafen. „Das war kein geregelter Tagesablauf. Es gab gute Tage und nicht so gute Tage.“
Auf die Frage, wie das Verhältnis zwischen dem Angeklagten und seiner Mutter gewesen sei, antwortet der Vater: „Schwierig. Die Beziehung war stressig“, sagt er. „Sie konnte auch sehr direkt sein. Den Ton hat sie angegeben“, sagt der 51-Jährige über seine verstorbene Lebensgefährtin. Während der Schilderungen seines Vaters blickt der Angeklagte weiter auf den Boden. Nervös knetet er seine Hände.
„Ich habe es lange nicht glauben wollen“
„Wie gehen Sie mit der Situation um?“, will der Richter von dem 51-Jährigen wissen: „In der ersten Nacht habe ich mir gedacht: Das war’s. Ich mache Schluss. Das macht keinen Sinn mehr“, erzählt der Vater. Er habe trotzdem „irgendwie“ weitergemacht. „So was verarbeitet man nicht“, sagt er mit brüchiger Stimme. Er macht eine kurze Pause und fügt hinzu: „Ich weiß, dass es da draußen viele Mörder gibt, aber es gibt nur einen Sohn.“ Dieser zeigt weiterhin keine Regung auf der Anklagebank. Den Richter interessiert auch die Frage nach dem Warum. „Ich weiß es nicht“, sagt er mit einem traurigen Kopfschütteln.
Der 21-Jährige ist wegen Mordes, schwerer Brandstiftung und wegen des Besitzes von kinderpornografischen Inhalten angeklagt. Die nächste Verhandlung ist für Dienstag, den 12. März, angesetzt.