Am Schliersee wird um ein geplantes Luxus-Wellness-Hotel gerungen. Die Hoteliers erklären t-online detailliert, was sie vorhaben. Und was sie ihren Kritikern zu sagen haben.
So etwas gibt es in den bayerischen Voralpen nicht mal am benachbarten Tegernsee: Einen Hotelpool in der ersten Reihe, direkt am Wasser gebaut. Seit Anfang 2022 planen Walter de Alwis (69) und sein Sohn Marcel (25) den Neubau des bekannten Hotels „Schlierseer Hof“. „Der Infinitypool wird eine Granate“, sagt Walter de Alwis mit einem freudigen Grinsen. Bei anderen sorgen die Pläne für das Megaprojekt hier im Oberland, 50 Kilometer südlich von München, aber für viele Diskussionen.
Nachdem der Gemeinderat das Bauvorhaben im Januar 2023 genehmigt hatte, hat sich unlängst eine Bürgerinitiative gegründet, die das Projekt nach den aktuellen Plänen verhindern will. Es geht um 55 Millionen Euro und die Frage, wohin sich die Gemeinde Schliersee touristisch entwickeln will.
Eigentlich sollten die Bagger schon rollen. „Naturschutz oder Straßenbauamt – mit den Behörden ist alles abgeklopft“, erzählt de Alwis und klagt: „Welcher Unternehmer wird es noch wagen, hierherzukommen, wenn er weiß, dass er schon im Vorfeld Millionen für Genehmigungen ausgeben muss?“ Einzig besagte Planungen haben laut Hotelier 2,5 Millionen Euro gekostet.
Neues Hotel am Schliersee: Das ist geplant
„Wir planen mit mindestens 52.000 Übernachtungen und einer Auslastung von 70 Prozent im Jahr, damit es wirtschaftlich bleibt. Alleine so viele Übernachtungen würden eine Kurtaxe von 104.000 Euro im Jahr bedeuten“, sagt Sohn und Hoteldirektor Marcel de Alwis bei einem Interviewtermin im „Schlierseer Hof“. „Würden wir kleiner bauen, müssten wir in die Kategorie 1.000 Euro pro Nacht gehen.“ Die Kosten für den Neubau sind schließlich enorm. Allein die neue Fassade soll Hunderttausende Euro kosten. Sie soll weitgehend mit Holz verkleidet und in einem Tropfenmuster gehalten sein.
Um dieses Investment zu amortisieren, soll jedes der 116 Doppelzimmer 283 Euro netto die Nacht kosten, „inklusive Frühstück, Abendessen sowie Anwendungen budgetieren wir etwa 350 Euro pro Zimmer pro Nacht“, erklärt Walter de Alwis. Alpenpanorama gibt es inklusive: 85 Prozent der Zimmer sollen Bergblick ermöglichen, dasselbe gilt für das vorne am See platzierte Badehaus.
Dampfbad und Sauna sowie der Ruheraum sind nur wenige Meter vom Ufer entfernt, direkt an der Seekante soll besagter Infinitypool entstehen. Ein zweiter Außenpool soll ins Wellness-Gebäude vor den Zimmern führen, „im Pool ist eine Bar geplant, dahinter ist eine abgestufte Loungefläche vorgesehen“, erklärt Marcel de Alwis. Der Pool soll einen goldfarbenen Boden bekommen, zudem werden laut Plan Behandlungsräume für Massagen und Reha gebaut.
Schliersee: „Alle fahren auf der A8 vorbei“
„Wir haben hier eine wunderschöne Region. Aber alle fahren auf der A8 vorbei. Deshalb wollen wir das begehrenswerteste Hotel Deutschlands bauen. Dass jeder das Gefühl hat, dieses Hotel muss ich einmal erlebt haben“, meint Marcel de Alwis: „Warum läuft die See-Sauna am Tegernsee so gut? Weil sie direkt vorne am See liegt, und nicht irgendwo hinten am Berg.“ Neben der Sauna ist eine Liegewiese für die Wellness-Gäste angedacht. Den Wellnessbereich sollen laut Hoteliers-Familie auch Einheimische und Tagesgäste nutzen dürfen, mit einer begrenzten Anzahl an Tagestickets. Den Einheimischen verspricht Walter de Alwis, dass der beliebte Biergarten am See bleibt.
Auf diesen zu verzichten, sei „nie diskutiert“ worden. Stattdessen sollen die Schlierseer 75 Prozent des Erdgeschosses mitnutzen können. Sohn Marcel nennt Details: „Es wird eine Markthalle für regionale Produkte und eine Tagesbar geben, wo zum Beispiel der Handwerker Mittagessen gehen kann oder was auf die Hand mit auf die Baustelle nehmen kann. In dieser Tagesbar können sich lokale Unternehmer auf eine Kleinigkeit oder einen Espresso verabreden. Uns war wichtig, dass wir einen Treffpunkt für Schlierseer mit einplanen.“ Auch aus der Lobby soll derweil der See zu sehen sein.
Theater-Atmosphäre mit Seeblick
Zum Angebot soll auch ein asiatisches À-la-carte-Restaurant mit 70 Plätzen gehören. „Die Idee war auch, dass der Schlierseer dafür nicht mehr in die Städte fahren muss“, erklärt Marcel de Alwis. Damit nicht genug: Das ebenfalls im Erdgeschoss geplante Theater-Restaurant (200 Plätze) soll ein natürlich abfallendes Gelände in Richtung See haben, „indem wir Abstufungen der Tische im Restaurant planen. Selbst der hinterste Platz hat in dieser Theater-Atmosphäre Seeblick. Es geht nicht um Ultra-Luxus-Sterne-Küche, sondern um ein gutes Vier-Gänge-Menü“, erklärt Marcel de Alwis zur Event-Gastronomie.