Rund einem Drittel der Menschen fällt das Einnehmen von Tabletten oder Kapseln oftmals schwer. Diese Tricks können helfen, selbst große Pillen problemlos zu schlucken.
Medikamente sind aus dem heutigen Alltag kaum noch wegzudenken. Vor allem ältere Menschen greifen täglich zur Pille. Doch für viele bringt die Einnahme enorme Schwierigkeiten mit sich. Oft fällt das Schlucken großer Tabletten schwer, manchmal bleiben sie sogar in der Speiseröhre stecken. Mit diesen Tricks kommen die Kapseln schnell und sicher im Magen an.
Expertin: Tablettenschlucken ist meist Kopfsache
Vor allem, wenn Tabletten stabförmig oder von großem Durchmesser sind, haben viele Patienten Probleme beim Schlucken. Insbesondere Antibiotika und Schmerzmittel werden aber häufig in einer solchen Form verabreicht, damit sie ausreichend Wirkstoff enthalten. Oft bewirkt bereits der Anblick der Tablette, dass sich der Schluckreflex sperrt und verschließt.
„Im Grunde ist das ein Problem, das vor allem im Kopf entsteht“, erklärt Dr. Ursula Sellerberg von der ABDA-Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. „Wenn wir daran denken, was wir an kalten Buffets so alles hinunterschlucken, dann sind das oft deutlich größere Brocken.“ Der Anblick der Tablette bereite aber vielen Menschen ein mulmiges Gefühl, das zu Problemen bei der Einnahme führt. Doch dagegen können Sie einiges versuchen:
1. Trick: Nicht nur einen Schluck Wasser trinken
Wichtig bei der Tabletteneinnahme ist vor allem, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen – am besten schon vorher, um die Schleimhäute zu befeuchten.
Mindestens 200 Milliliter, also ein volles Glas Wasser, sollten es schon sein, sagt Sellerberg. Das verhindere auch, dass Tabletten in der Speiseröhre stecken bleiben. Das könne passieren, wenn der Hals zu trocken ist. Dadurch bestehe die Gefahr, dass die Tablette sich aufzulösen beginnt und die Speiseröhre angreift, erläutert die Apothekerin.
„Die meisten Menschen machen den Fehler, die Tablette mit nur einem Schluck Wasser einzunehmen. Doch ein Schluck reicht nicht.“ Wer mit einem Glas Wasser nachspüle, fördere auch die schnelle Wirkung des Medikaments, so Sellerberg. „Viele Tabletten lösen sich mit ausreichend Wasser schneller im Magen auf und Arzneien wie Schmerzmittel wirken besser.“
2. Trick: Kopf nach vorne und nicht in den Nacken legen
Viele Menschen machen den Fehler, den Kopf in den Nacken zu legen, weil sie denken, da rutscht die Tablette schneller hinunter. Tatsächlich aber schwimmt die Tablette mit dem Wasser im Mund dann oft oben und gelangt erst viel später in den Rachen.
Am besten eignet sich die sogenannte Nick-Technik bei Medikamenten in Kapselform. Dazu legen Sie die Kapsel auf die Zunge. Anschließend nehmen Sie einen großen Schluck Wasser in den Mund und neigen das Kinn in Richtung Brust. Erst jetzt wird geschluckt.
Warum funktioniert das besser? Kapseln sind meist etwas leichter als gepresste Tabletten. Die Körnchen des Arzneistoffes werden bei der Kapselherstellung nicht gepresst. Neben dem Arzneistoffgemisch bleibt deswegen oft ein kleiner luftgefüllter Raum in der Kapsel. Die Kapsel „treibt“ daher im wassergefüllten Mund oben und dort liegt bei gesenkter Kopfhaltung der Rachen. Ist die Kapsel erst einmal dorthin gelangt, wandert sie auch leichter weiter abwärts.
Vorsicht bei Tabletten und Säften
Gerade bei bitteren Tabletten kann es helfen, sie zusammen mit ein wenig Nahrung einzunehmen. Allerdings eignen sich dazu nicht alle Nahrungsmittel. Vor allem bei Getränken ist Vorsicht geboten, da einige Säfte und Flüssigkeiten wie Milchshakes Wechselwirkungen mit den Medikamenten eingehen können. Gleiches gilt für kalziumhaltige Mineralwässer.
3. Trick: Brot überwindet Schluckblockade
Ein anderer Trick ist, die Tablette zusammen mit einem Stück Brot einzunehmen. Das müsse zunächst gut gekaut werden, bis ein richtiger Brei entsteht, sagt Sellerberg. Dann wird die Tablette zum Speisebrei in den Mund gegeben und geschluckt. „Der psychologische Effekt, der das Tablettenschlucken verhindert, ist dann aufgehoben“, erklärt die Expertin. Auch eine Kartoffel, ein Stück Banane oder Pudding eignen sich gut.
Bei vielen Tabletten ist das Zerteilen tabu
Um sich die Tabletteneinnahme einfacher zu machen, greifen viele Patienten gerne zum Tablettenspalter. Doch die Expertin warnt davor: „Teilen darf man die Tablette nur dann, wenn es ausdrücklich erlaubt ist.“ Denn das Halbieren kann die Wirkstoffweise verändern. So können etwa Medikamente, die den Wirkstoff kontinuierlich abgeben sollen, diesen in zu hoher Dosis schon innerhalb einer halben Stunde freisetzen.
Bevor man also zum Spalter greift, sollte man den Beipackzettel lesen. „Ist keine Angabe vorhanden, heißt das aber nicht, dass das Teilen erlaubt ist. Im Gegenteil: Dann sollte man besser darauf verzichten und im Zweifel einen Apotheker um Rat fragen“, sagt Sellerberg.
Und auch wenn Sie trotz ausreichender Flüssigkeitsmenge eine große Tablette nicht hinunterbekommen, sollten Sie mit Ihrem Arzt darüber sprechen. In vielen Fällen gibt es andere Darreichungsformen der Arznei, wie Tropfen und Säfte, auf die man dann ausweichen kann.