Immer die aktuellste Software an Bord: Damit werben Autohersteller für Funk-Updates bei Kundenfahrzeugen. Die Technik könnte aber auch Probleme bereiten.
Je mehr Software im Auto zum Einsatz kommt und je besser die Fahrzeuge vernetzt sind, desto stärker orientiert sich die Industrie an Smartphone und Computer: Sie spielt regelmäßig Updates auf. Und statt ihre Kunden dafür in die Werkstätten zu holen, machen Hersteller zunehmend Gebrauch von der integrierten Mobilfunkverbindung und übertragen die Daten kabellos.
Over-the-air-Update („Über-die-Luft-Aktualisierung“) oder kurz Ota heißt dieses Prinzip. Damit sollen die Fahrzeuge besser mit dem steigenden Innovationstempo Schritt halten und länger jung bleiben. Denn anders als bisher gibt es die Neuerungen dann nicht nur schneller, sondern auch für bereits ausgelieferte Autos. Vorreiter ist dabei Tesla: Hier werden die Autos schon seit mehreren Jahren technisch frisch gehalten.
So funktionieren Ota-Updates
Das Aufspielen der Software läuft drahtlos, meist über das 4G-Mobilfunknetz oder ein verfügbares WLAN, seltener per RFID-Technik. Künftig dürfte das schnellere 5G-Netz zum Standard werden. Aktualisiert wird heute vor allem das Infotainmentsystem, zunehmend erhalten aber auch Steuergeräte für Fahrzeugfunktionen neue Daten und Funktionen – vor allem Elektroautos.
Autobesitzer müssen in der Regel nicht viel tun. Je nach Datenpaket, Modell und Hersteller müssen sie in einigen Fällen Download und Installation manuell bestätigen, häufig laufen die Vorgänge aber auch unsichtbar im Hintergrund. Empfangen werden die Daten meist von einem sogenannten „Central Vehicle Controller“ (CVC), der im Fahrzeug installiert ist. Dieser lädt die Updates herunter und aktualisiert zum passenden Zeitpunkt die im Auto vorhandenen Softwaresysteme – in der Regel, wenn das Auto parkt. Währenddessen stehen bestimmte Funktionen nicht zur Verfügung: Elektroautos beispielsweise lassen sich unter Umständen nicht laden, in einigen Fällen bleibt die Alarmanlage deaktiviert.
Und erst, wenn auf dem Bildschirm die Vollzugsmeldung erscheint, erfährt man überhaupt, dass es ein Update gegeben hat. Grundvoraussetzung ist aber, dass Sie als Kunde diesen Updates vorher zugestimmt haben.
Diese Vorteile bringen die Updates
Vor allem Elektroautos bringen solche Updates Vorteile: Die Entwicklungszeiten bei den Themen rund um die Batterie sind sehr kurz – und der Druck ist hoch, neue Technologien frühzeitig in Serie zu bringen. Deshalb geht die Entwicklung weiter, während die Autos schon auf der Straße sind. So können dann auch nachträglich etwa das Energiemanagement, die Ladeleistung oder die adaptive Routenplanung optimiert und so zum Beispiel die Standzeiten verkürzt oder die Reichweite vergrößert werden. Fehler lassen sich schneller korrigieren als bisher, wo kleinere Macken erst nach Jahren mit einem Facelift abgestellt werden können. Im schlimmsten Fall ist aktuell dann sogar ein Rückruf nötig.
Diese Nachteile haben Over-the-air-Updates
Dieses Vorgehen kann aber auch Nachteile haben. Eine Sorge: Hersteller könnten demnach in Versuchung geraten, ein „noch nicht fertig entwickeltes Auto“ auf den Markt zu bringen, heißt es zum Beispiel vom ADAC. Mögliche Fehler in der Software könnten dann „insgeheim“ in der Folge entfernt werden. So könnten auch sicherheitsrelevante Probleme „heimlich mit einem Update“ behoben werden – ohne offiziellen Rückruf.
Verbraucherschützer sehen auch bei der Sicherung der Fahrzeuge gegen Hackerangriffe Probleme. Die könnten die nicht immer optimal gesicherte Ota-Schnittstelle als Einfalltor nutzen.