„Brille? Fielmann.“ So wirbt das Familienunternehmen, das Marktführer in Europa werden will. Dabei hatte Firmengründer Günther Fielmann einst ganz andere Pläne.
Der verstorbene Firmengründer Günther Fielmann hinterlässt seinem Sohn ein Brillen-Imperium, das er seit 1972 aufgebaut hatte. In diesem Jahr eröffnete Fielmann seine erste Filiale in Cuxhaven. 2024 sind es laut Unternehmensangaben 1.075 Niederlassungen in zehn europäischen Ländern. Aus dem kleinen Brillengeschäft in Cuxhaven erwuchs ein Konzern. Das gelang Fielmann mit einem einfachen Coup: dem Nulltarif.
1981 schloss er dafür einen Vertrag mit der Ortskrankenkasse im ostfriesischen Esens ab. Statt eher unförmigen Kassenbrillen sollten seine Kundinnen und Kunden modische Modelle bekommen. Nach und nach schlossen sich andere Krankenkassen diesem Vertrag an. Fielmann war damit der Erste, der günstige, modische Brillen anbieten konnte.
„Marktführer in Zentraleuropa“
Er warb im Fernsehen mit dem Tarif und wurde schnell deutschlandweit bekannt. Das Geschäft wurde so lukrativ, dass Fielmann 1994 an die Börse ging. Um auch die Ausbildung von Augenoptikern und Hörakustikerinnen zu professionalisieren, kaufte das Familienunternehmen 2006 das Schloss Plön in Schleswig-Hollstein – laut Unternehmensangaben „das größte Ausbildungs- und Forschungsunternehmen der Branche und weltweit einzigartig“.
Fielmann begrenzte sich nicht auf den deutschen Markt, sondern expandierte nach Spanien, Slowenien und zuletzt in die USA, indem der Konzern bereits bestehende Ketten aufkaufte.
Heute beschäftigt das Unternehmen 23.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Europa und erwirtschaftete 2022 rund zwei Milliarden Euro Umsatz. Das alles wollte Günther Fielmann an seine beiden Kinder Marc (34) und Sophie (29) weitergeben. Acht Jahre lang arbeitete er mit seinem Sohn gemeinsam im Unternehmen. 2019 zog er sich schließlich aus der Firmenspitze zurück. Seither führt Sohn Marc die Fielmann AG allein.
In einem Interview mit dem „Handelsblatt“ sprach Marc Fielmann davon, in den kommenden Jahren „Marktführer in Zentraleuropa“ werden zu wollen. Dafür baut der neue Firmenchef unter anderem den Onlinehandel aus, wogegen sich das Unternehmen lange wehrte.
Auch seine Schwester Sophie soll einem Einstieg ins Familiengeschäft nicht abgeneigt sein. Sie studierte Wirtschaftspsychologie in London und arbeitete zwischen Abitur und Studium in Niederlassungen des Unternehmens. In einem Interview mit der „Welt“ sagte Günther Fielmann 2012, sie sei „für eine Führungsrolle prädestiniert“. Beide Kinder waren auf dem Elite-Internat Salem.
Fielmann war ein Naturfreund
Dabei hätte alles ganz anders kommen können. Günther Fielmann wollte ursprünglich Fotograf werden. Nur auf Drängen seines Vaters machte er eine Lehre zum Optiker. Das Hobby aber behielt er bei und teilte es mit seinem Sohn.
Neben der Expansion seines Unternehmens war Günther Fielmann nicht nur Geschäftsmann, sondern engagierte sich im landwirtschaftlichen Biobetrieb. Er hatte vier Höfe und vertrieb die erwirtschafteten Ökoprodukte unter der Marke Hof Lütjensee.
Seine Begeisterung für Naturschutz übertrug er auch in den Brillen-Konzern. Seit 1986 ist im „Umweltgelöbnis“ des Unternehmens verankert, dass für jeden Angestellten jedes Jahr ein Baum gestiftet wird. 1,7 Millionen Bäume und Sträucher wurden bislang nach Unternehmensangaben gepflanzt. Den millionsten Baum pflanzte er 2009 gemeinsam mit der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Günther Fielmann verstarb mit 84 Jahren im Kreise seiner Familie. Mehr zu Fielmann lesen Sie hier.