Tausende protestierten gegen die Entlassung eines Budapester Schulleiters, nachdem dieser sich weigerte, ein Smartphone-Verbot durchzusetzen. Mittlerweile verhängen auch andere europäische Länder Verbote.
Tausende Ungarn versammelten sich am Montagabend in Budapest, um gegen die Entlassung des Rektors eines renommierten Gymnasiums in der Hauptstadt zu protestieren.
Csaba Mészáros, der Rektor des Madách Imre Gymnasiums, wurde zum Rücktritt gezwungen, nachdem er sich geweigert hatte, die Schulpolitik der Regierung umzusetzen. Smartphone Verbot.
Der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft, Tamás Totyik, kritisierte das Dekret als überholt.
„Wir haben das Gefühl, dass der Gesetzentwurf von Leuten verfasst wurde, die nach ihrem Abschluss noch nicht einmal die Schule besucht haben und keine Ahnung davon haben, wie eine Bildungseinrichtung funktioniert“, sagte er.
Ein ungarischer Student sagte Euronews, dass die Nutzung von Mobiltelefonen reguliert, den Schülern jedoch nicht vollständig weggenommen werden sollte.
„Früher hat uns zum Beispiel der Lehrer zu Beginn der Stunde aufgefordert, unsere Handys auf den Tisch zu legen, entweder auf die Ecke unseres eigenen Tisches oder auf den Lehrertisch. Das haben wir dann gemacht und der Unterricht hat prima geklappt“, sagt sie.
„Ich denke also, das wäre eine viel bessere Lösung des Problems gewesen.“
Die Demonstranten beharrten darauf, dass die Entlassung des Direktors eher aus politischen als aus beruflichen Gründen erfolgt sei. Zum Zeitpunkt seiner Entlassung sei das entsprechende Gesetz noch nicht einmal in Kraft getreten und zudem seien Ausnahmen zulässig.
Die Regierung wollte ein Beispiel geben: „Befolgen Sie unsere Regeln, sonst werden Sie bestraft“, hieß es.
Wer hat sonst noch Telefone aus Schulen verbannt?
Ungarn ist nicht das erste europäische Land, das Smartphones verbieten in Klassenzimmern. In den Niederlanden dürfen Grundschüler ab dieser Woche keine Telefone mehr ins Klassenzimmer mitbringen.
Das Verbot war bereits in Kraft getreten Niederländische Sekundarschulklassen im Januar.
Allerdings lässt die nationale Vereinbarung zwischen den Schulen und der Regierung einen gewissen Spielraum.
In der Ausgestaltung des Handyverbots steht den Schulen freie Entscheidung zu. Wird das Handy für den Unterrichtsinhalt als notwendig erachtet, etwa im Medienkompetenzunterricht, kann die Schule eine Ausnahme gestatten.
Für Schüler, die aus medizinischen Gründen oder aufgrund einer Behinderung auf die Schule angewiesen sind, macht die Schule ebenfalls Ausnahmen.
In DänemarkMinisterpräsidentin Mette Frederiksen plädiert dafür, die Smartphone-Nutzung in Schulen einzuschränken.
Mehrere Schulen in Dänemark sind für ein Handyverbot während des Unterrichts. Sie hoffen, dass sich dadurch die psychische Gesundheit und die Beziehungen zwischen den Schülern verbessern. Am Esbjerg Gymnasium sind die Schüler verpflichtet, ihre Handys in einem „Handysafe“ aufzubewahren.
Allerdings sind nicht alle Studierenden davon überzeugt, dass die Strategie positive Auswirkungen haben wird.
„Ich weiß nicht, ob es während des Unterrichts ruhiger sein wird, denn die Leute können ja immer noch ihre Computer benutzen. Man kann sich am Computer bei Snapchat anmelden und dort mit den Leuten chatten“, sagte ein Student.
In Frankreich wollen 200 Mittelschulen ein Smartphone-Verbot erproben und die Schüler auffordern, diese in ihren Schließfächern aufzubewahren.
Die Schüler können während der Pause auf ihre Telefone zugreifen.
Bis Januar 2025 könnten alle Mittelschulen ohne Laptops ausgestattet werden.
„Handys in der Schultasche“
In Griechenland beginnt das Schuljahr am 11. September. Der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis kündigte an ein Handyverbot in Schulenund die Schüler müssen ihre Telefone während der Unterrichtsstunden in der Tasche lassen.
Der Premierminister sagte, dass Telefone den Lernprozess negativ beeinflussten und zu Ablenkungen führen könnten.
Er sagte, das diesjährige Motto laute „Handys in der Schultasche“ und dies könne „den Lernprozess nur positiv beeinflussen“.
Rund 373 Schulen im französischsprachigen Wallonien und in der Hauptstadt Brüssel sind zu harten Maßnahmen gegen Smartphones gegangen.
Die Schüler werden gewarnt, dass bei der Beschlagnahmung ihrer Telefone ihre Eltern muss kommen und sie abholen.
Ein Student des Athénée Royal de l’Air Pur in Seraing bei Lüttich sagte: „Sie sind hier, um zu lernen, und nicht, um auf Ihr Telefon zu schauen. Ich halte es für eine gute Idee, Mobiltelefone zu verbieten.“
Das Verbot wurde im vergangenen Jahr noch verstärkt, als ein Video aufgenommen und online gestellt wurde, in dem ein Lehrer einen Schüler tadelt, ohne dass der Schüler davon wusste. Der Studienleiter des Athénée erklärte, der Vorfall habe „die Gemütsverfassung des Lehrers beeinflusst und Schaden angerichtet“.
Italiens Bildungsminister Giuseppe Valditara kündigte an ein Handyverbot in allen Klassenzimmern im vergangenen Monat. Smartphones werden in den Grundschulen und weiterführenden Schulen des Mittelmeerlandes verboten.
Auch in Kroatien setzen immer mehr Schulen ein Verbot durch.
Schulen in Split, Zagreb, Osijek und Rijeka sind gegen die Nutzung von Mobiltelefonen während des Unterrichts und in den Pausen vorgegangen.
Das Mitführen des Handys ist den Schülern zwar gestattet, die Nutzung des Geräts ist ihnen jedoch untersagt.
Ausgenommen von dem Verbot sind Diabetiker, die ihr Mobiltelefon zur Messung ihres Blutzuckerspiegels benötigen.
Einer aktuellen Umfrage des Instituts für Sozialforschung zufolge befürworten Lehrkräfte in allen kroatischen Regionen das Verbot grundsätzlich, während die Reaktionen der Schüler geteilt bleiben.