Seit Tagen waren sechs Personen nach einer Ski-Tour in der Schweiz verschwunden. Inzwischen ist klar: Fünf sind erfroren. Eine Frau wird noch vermisst.
Fünf Skitourengänger im Alter von 21 bis 58 Jahren sind bei dem Versuch ums Leben gekommen, den 3700 Meter hohen Berg „Tête Blanche“ zu besteigen. Dabei herrschten Temperaturen von minus 15 Grad und Orkanböen – die Gruppe hatte keine Chance, den Gipfel zu erreichen. Trotzdem entschieden sie sich, weiterzugehen anstatt umzukehren – eine Entscheidung, die vermutlich das Schicksal aller sechs Teilnehmenden besiegelt hat. Die sechs Skitourengänger waren am Samstagmorgen von Zermatt aufgebrochen, mit dem Ziel, nach Arolla zu gelangen.
Die anführende Skitourengeherin Christine H. telefonierte zu Beginn der Katastrophe noch mit Alexandre Briguet von der Schweizer Bergwacht. Der erinnert sich im „Walliser Bote“ an das Gespräch: „Die Stimme war ruhig, es gab keinen großen Stress. Die Person hat uns die Situation erklärt. Sie steckten im Sturm fest.“
Sechs Menschen wollten zusammenbleiben – nun sind sie tot
Zu diesem Zeitpunkt haben wohl alle sechs Gruppenmitglieder noch gelebt, aber die 28-jährige Skitourenführerin berichtete, ein Teilnehmer sei in schlechter Verfassung gewesen: „Sie erzählte uns, dass es einem Mitglied der Gruppe nicht gut ging und dass er nicht weiterkam.“ Die Gruppe wollte den Mann nicht zurücklassen. Die Bergretter gaben Tipps, wie sie sich vor der Kälte schützen könnten. Der Anruf konnte im Bereich des Col de Tête Blanche auf rund 3500 Metern Höhe lokalisiert werden. Später wurden auf der Suche nach den Vermissten ein Unterschlupf aus Rettungsdecken gefunden.
Dann brach das Telefonat mit Christine H. ab. Es war der letzte Kontakt mit der Gruppe. Die Leichen von Gemeinderat Christophe B. († 30), seinem Cousin Antoine B. sowie zwei Brüdern und deren Onkel waren am Sonntag verstreut in knapp 3600 Metern Höhe entdeckt worden. Später auch die Leichen zweier weiterer Teilnehmer. Viele Teilnehmer kamen aus dem Dorf Vex am Eingang zum Val d’Hérens, am Fuß der Berge. Die fünf Männer stammten alle von hier. Vier wohnten in Vex, einer weiter hinten in Evolène. Sie waren eine Familie. Drei Brüder, ein Onkel, ein Cousin.
Es war ein Training für ein Skitouren-Rennen
Juristin Christine H., die Freundin eines der Männer, galt bislang als vermisst. Die Suche wurde mit Lawinenverschütteten-Suchgeräte, weiteren Ortungsgeräten und Sondierungsstangen durchgeführt. Die Vermisste könnte unter Schnee begraben oder gar in eine Gletscherspalte gefallen sein. Wenn das Handy der Vermissten aber keinen Akku mehr habe, könne sie auch nicht mehr geortet werden, so der örtliche Rettungschef. Allerding seien ihr Rucksack und ihre Ski gefunden nahe den Leichen der Gruppe gefunden worden. Die Suche nach ihr wurde jetzt eingestellt. Denn dass Christine H. noch lebend gefunden werden könne, sei unwahrscheinlich.
Der Grund, warum die Gruppe mit leichten Kleidern losgelaufen war, hat mit der „Patrouille des Glaciers“ zu tun, berichtet die NZZ. Die Gruppe trainierte für das berühmteste Skitourenrennen der Welt. Die Patrouille führt von Zermatt nach Verbier, 4000 Höhenmeter, 110 militärische Leistungskilometer, quer über die vergletscherten Walliser Alpen. Die „Patrouille des Glaciers“ findet alle zwei Jahre statt, in diesem Jahr Mitte April. Nur 1.600 Athleten dürfen teilnehmen an der Tour mit Stirnlampen durch die stockfinstere Nacht.