Der Konzern konzentriert sich immer stärker auf seine Digitalgeschäfte.
(Foto: dpa)
München Siemens-Chef Roland Busch räumt weiter kräftig im Portfolio auf. Am Abend vor der Hauptversammlung kündigte Siemens den Verkauf seines Put up- und Paketgeschäfts für 1,15 Milliarden Euro an den Körber-Konzern an. Zudem gehen die Anteile an einem Elektromotoren-Joint-Enterprise an den französischen Associate Valeo.
Damit trennt sich Siemens weiter von Aktivitäten, die schon länger nicht mehr zum Kerngeschäft gehören. Dies seien wichtige Schritte, um das Profil als fokussiertes Technologieunternehmen zu stärken, sagte Busch.
Die Put up- und Paketautomatisierung von Siemens Logistics stand schon länger zum Verkauf. Sie kam zuletzt mit rund 1200 Beschäftigten auf einen Umsatz von rund 500 Millionen Euro.
Mit der Körber-Gruppe habe man den „idealen Associate“ gefunden, sagte Busch. „Die zukunftsorientierte Strategie von Körber für Wachstum, Innovationen und Investitionen ist im besten Interesse aller Beteiligten.“ Das Geschäft mit der Flughafenlogistik zum Beispiel mit Gepäcksortieranlagen verbleibt bei Siemens.
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In seinem Geschäftsfeld „Provide Chain“ bietet Körber unter anderem Software program, Automatisierungslösungen, Robotik und Transportsysteme an. Körber-Chef Stephan Seifert sagte, mit dem Put up- und Paketgeschäft von Siemens Logistics könne man das „Marktangebot als ein weltweit führender Anbieter der Provide-Chain- und E-Commerce-Branche“ ergänzen. „Ich bin begeistert, welche Möglichkeiten sich für die gemeinsame Zukunft und Zusammenarbeit mit unseren Kunden ergeben.“
Nach einer Aufsichtsratssitzung kündigte Siemens zudem den Ausstieg aus dem Elektromotoren-Gemeinschaftsunternehmen mit Valeo an. Die Franzosen übernehmen die Anteile von Siemens.
Den positiven Ergebniseffekt bezifferte der Technologiekonzern bei diesem Verkauf auf rund 300 Millionen Euro im laufenden Quartal. „Gemeinsam mit unserem Associate haben wir das Joint Enterprise führend in seinem Marktsegment positioniert“, sagte Busch. Die volle Integration bei Valeo biete Geschäft, Mitarbeitern und Kunden eine gute Perspektive.
Siemens: Keine weiteren große Abspaltungen geplant
Der Schritt struggle erwartet worden. Siemens hatte einst große Pläne im Geschäft mit Motoren für die Elektromobilität. 2016 brachte man die Aktivitäten dann aber einschließlich der Leistungselektronik in das Gemeinschaftsunternehmen Valeo Siemens eAutomotive ein. Dabei hatte sich Siemens nach Informationen des Handelsblatts auch eine Ausstiegsklausel per Put-Choice gesichert. Zuletzt zählte das Geschäft bilanziell bereits nicht mehr zum Kerngeschäft.
Im letzten großen Umbauschritt hatte Siemens vor anderthalb Jahren die Energietechnik als Siemens Power abgespalten. Der neue CEO Busch, der seit einem Jahr an der Spitze steht, betonte, weitere große Abspaltungen seien nicht geplant.
Allerdings hat Siemens noch ein paar sogenannte Portfolio Firms (Pocs), die nicht mehr zum Kerngeschäft gehören und eigenständiger geführt werden. Für diese sucht Siemens in der Regel einen Associate oder Käufer.
Zuletzt kündigte der Konzern unter anderem die Ausgliederung des Geschäfts mit großen Antrieben an. Zudem verkaufte Siemens seine Verkehrstechniktochter Yunex für knapp eine Milliarde Euro an Atlantia, eine Holding der Unternehmerfamilie Benetton.
Mit den Verkäufen wandelt sich der Traditionskonzern immer stärker in Richtung eines Digitalkonzerns. In seiner Rede auf der Hauptversammlung am Donnerstag bekräftigt Busch laut vorab veröffentlichtem Manuskript die ehrgeizigen digitalen Wachstumsziele des Konzerns. „Wir verbinden die reale mit der digitalen Welt, wie kein anderes Unternehmen.“ Das digitale Portfolio, das zuletzt etwa 5,3 Milliarden Euro Umsatz erzielte, solle über die nächsten fünf Jahre durchschnittlich je um zehn Prozent wachsen.
Anfangs werde man wegen der Umstellung auf ein „Software program as a Service“-Mietmodell etwas langsamer zulegen. „Dann, nach dem Geschäftsjahr 2023, immer schneller.“
Mehr: Bilanzcheck Siemens – Der Konzern erreicht ein neues Renditeniveau.