In einer Kieler Schule sind alle Jungen-Toiletten kaputt. Statt andere Toiletten umzufunktionieren, gibt es nur noch Heimunterricht.
Schulklos sind des Öfteren ein Reizthema, weil sie oft vernachlässigt und dann schmutzig werden. In der Kieler Leif-Eriksson-Gemeinschaftsschule hat diese Situation nun zu einer drastischen Entscheidung geführt. Da fast alle Toiletten für Jungen nicht mehr funktionsfähig sind, entschied Schulleiter Dieter Ruser: Männliche Schüler der Jahrgänge fünf bis acht dürfen nur noch eine Stunde pro Tag Präsenzunterricht in der Schule haben, den Rest sollen die Jungen im Distanzunterricht, also zu Hause, lernen. Das berichten die „Kieler Nachrichten“.
Betroffen sind davon 800 männliche Schüler, die sich aktuell ein einziges Klo teilen müssen. Der Schuldirektor greift zur Maßnahme auch aus Protest. Er habe schon monatelang die Stadt Kiel um Hilfe gebeten, aber der Schulträger habe nicht helfen können. Auch Eltern-Beschwerden verhallten. Nun sieht der Schulleiter keine Möglichkeit mehr, den Ganztagsschulbetrieb weiterhin zu ermöglichen.
Kritik für Homeschooling-Schritt
Die Entscheidung des Schulleiters stieß bei der Stadt und im Bildungsministerium auf großes Unverständnis. Das Ministerium bestätigte zwar, dass es seit Wochen Probleme mit den Sanitäranlagen und Vandalismus an der Schule gibt, betonte jedoch, dass dies „unter keinen Umständen“ ein Grund für Distanzunterricht sei. Es gebe mildere Mittel, wie das vorübergehende Umfunktionieren von Mädchentoiletten oder die Einführung von Unisex-Toiletten für alle Kinder.
Die Stadt Kiel erklärte, man habe die zerstörten Einrichtungen „jedes Mal wieder sehr zeitnah“ ersetzt und die bauliche Situation in den Toilettenanlagen nach anhaltenden Vandalismus-Ereignissen wiederhergestellt. Trotzdem scheint die Problematik noch immer nicht behoben zu sein.
Defekt waren die Anlagen überwiegend wegen Vandalismus. Darum soll zukünftig auch eine zusätzliche Aufsicht dafür sorgen, dass die Schultoiletten benutzbar bleiben.