eine für die USA bestürzende Analyse erstellt Nicolas Chaillan, bis vor Kurzem „Chief Software program Officer“ im Pentagon: Demnach lägen die USA bei Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz hinter China zurück. Die Kooperation des US-Militärs mit Silicon Valley klappe nicht, bei Firmen wie Google sei das Misstrauen zu groß, so Chaillan: „Wir befinden uns in einem Krieg mit China. Wir wissen es nur noch nicht.“
Das scheint übertrieben, denn die US-Regierung macht sich da keine Illusionen. So verkündet jetzt Jen Psaki, Sprecherin des Weißen Hauses, Präsident Joe Biden werde keine diplomatischen oder offiziellen Vertreter zu den Olympischen Winterspielen nach Peking schicken. Grund: der „Genozid“ in der autonomen Area Xinjiang und andere Menschenrechtsverletzungen.
Bald-Kanzler Olaf Scholz dagegen soll Peking vermittelt haben, die China-Politik von Angela Merkel fortsetzen zu wollen, so die „Wirtschaftswoche“. In dieser Frage werde er seine beiden Koalitionspartner in Schach halten.
Wer das Geld hat, hat die Macht – wenn man mit dieser Prämisse auf die finanziellen Mittel der Ressorts der neuen Bundesregierung schaut, ergibt sich eine gewisse Rotstichigkeit. 2022 werden das Kanzleramt von Olaf Scholz und die sieben SPD-Ministerien allein über 72 Prozent der Etatmittel verfügen. Die FDP kommt auf 18 Prozent, die Partei der Grünen – immerhin zweitstärkste Partei dieser Koalition – sogar nur auf zehn Prozent. Das liegt vor allem daran, dass das Arbeitsministerium von Hubertus Heil über 162 Milliarden Euro gebietet und das Verteidigungsministerium von Christine Lambrecht über 50 Milliarden Euro zur Verfügung hat.
Übrigens: Bei der Besetzung von Ressort und Rolle unter den Sozialdemokraten avancierte die hessische Oppositionspolitikerin Nancy Faeser überraschend zur Innenministerin.
Karl Lauterbach wurde – entgegen vieler Erwartungen – doch Gesundheitsminister. Im Fall Lauterbach richtete sich Scholz nach der „vox populi“. Der politische Einzelgänger gilt vielen als der Richtige im Coronakampf, auch wenn er mit manchen Aussagen danebenlag und Behördenmanagement gelernt sein will. Eines ist sicher: In Talkshows wird der 58-Jährige das Virenproblem nicht lösen.
Noch erwartet die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrer Prognose für 2022 nur 1,7 Prozent Inflation. Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann hält es dagegen für „sehr unwahrscheinlich“, dass im Euro-Raum ein Wert von unter zwei Prozent erreicht werde. Im Einzelnen sagt das EZB-Ratsmitglied im Handelsblatt-Interview über…
- Geldpolitik: „Das ist, wie wenn Sie mit dem Auto fahren und eine Nebelwand kommt: In diesem Fall bremsen Sie und fahren auf Sicht. Das empfiehlt sich auch für die Geldpolitik. Wir sollten uns nicht zu lange festlegen und jeweils auf die Daten reagieren.“
- die Niedrigzinsfalle: „Die Gründe für die niedrigen Zinsen sind die niedrige Produktivität der Wirtschaft, die Überalterung der Bevölkerung und der Überhang an Ersparnissen. Daran können nur die Struktur- und die Finanzpolitik etwas ändern. Zum Beispiel durch Investitionen in die Digitalisierung oder in den Umbau zu einer klimafreundlichen Wirtschaft.“
- das Erwartungsmanagement: „Die bisherige Ahead Steerage stammt aus einer Zeit, als eher eine Deflation als eine Inflation drohte. Man wollte nicht zu viel Geld für Anleihekäufe ausgeben und hat deswegen auf längere Zeit niedrige Zinsen versprochen. Bei höherer Inflation sieht das anders aus.“
Entertainer Robert Lembke sah das so: „Es stimmt nicht, dass alles teurer wird; man muss nur einmal versuchen, etwas zu verkaufen.“
Die Wirtschaftsprüfer und Berater von PwC erleben gerade harte Zeiten. Der Fiskus glaubt, die Firma habe Beratungsleistungen über das Steuer-Eldorado Schweiz abgerechnet, obwohl sie hierzulande erbracht wurden. Für diese und andere Probleme wird ab dem 1. Juli 2022 Petra Justenhoven zuständig sein, die neue Deutschlandchefin.
Die 54-Jährige siegte überraschend mit 51 Prozent der Stimmen von 600 Partnern gegen den bisherigen Amtsinhaber Ulrich Störk, 52. Der Abgewählte battle nur vier Jahre in der Verantwortung, an Führungskraft und Charisma ließ er es missen. Justenhoven lässt sich mit drei Fragen zitieren. „Wer, wenn nicht wir? Wann, wenn nicht jetzt? Wie, wenn nicht zusammen?“
Die Zeiten, in denen der TV- und Digitalkonzern ProSiebenSat.1 Requirements setzte, sind wie weggeblasen. Als Aufsichtsratschef battle Werner Brandt, 67, der Materie so wenig gewachsen, dass man einen Wechsel mit einem kleinen Tusch begrüßt. Andreas Wiele, 59, einst Vorstand bei Axel Springer und zuletzt KKR-Berater, soll die Aufgabe übernehmen. Neu ins Kontrollgremium rückt Bert Habets, früher Co-Chef des Rivalen RTL Group. Brandt hatte zuletzt dem Vorstand um Rainer Beaujean den Rücken im Kampf gegen Großaktionär Mediaset gestärkt; nun ist er „lifeless man strolling“.
Die Italiener beanspruchen drei eigene Aufsichtsratssitze und wollen ProSiebenSat.1 zum Teil einer europäischen Holding in Amsterdam machen. Die Headline zu den Kabbeleien entnehmen wir dem ProSieben-Programm: „The Large Bang Idea“.
Nur noch drei Wochen ist Invoice de Blasio Bürgermeister von New York Metropolis. Kurz vor der Ziellinie lässt er die Wände wackeln und fordert eine Impfpflicht für alle Angestellten der Privatwirtschaft. Bis zum 27. Dezember müssen die mehr als 184.000 Betriebe einen Impfnachweis von ihren Angestellten einsehen. Auch dürfen nur noch vollständig Geimpfte in Eating places, Kinos, Theater oder Health-Stuben; bisher reichte eine Impfdosis. Kinder zwischen fünf bis elf Jahren müssen mindestens eine Spritze erhalten haben. Das Fatale an der Final-Minute-Initiative: De Blasios Nachfolger Eric Adams lehnt das alles aus vollem Herzen ab.
Nach 16 Jahren wird Angela Merkel die Amtsgeschäfte am Mittwoch an Olaf Scholz übergeben. Was denken Sie: Wie wird Olaf Scholz Krisen wie die Pandemie meistern? Was wird er als Kanzler anders machen? Und was erwarten Sie wirtschaftspolitisch von seiner Regierung? Schreiben Sie uns Ihre Meinung in fünf Sätzen an [email protected] Ausgewählte Beiträge veröffentlichen wir mit Namensnennung am Donnerstag gedruckt und On-line.
Und dann ist da noch US-Milliardär Michael Steinhardt, der für den Relaxation seines Lebens keine Antiquitäten mehr kaufen darf. Die New Yorker Staatsanwaltschaft verfügte zum ersten Mal eine solchen Bann: Über Jahrzehnte habe Steinhardt „einen habgierigen Appetit für geplünderte Artefakte gezeigt, ohne Sorge über die Legalität seines Handelns“, erklärte Staatsanwalt Cy Vance. Der belangte Funding-Banker hat 180 unlawful erworbene Antiquitäten – Kunstwerke, Masken, Schüsseln – wieder ausgehändigt. Sie werden in ihre Herkunftsländer Syrien, Israel, Griechenland, Ägypten, Italien und die Türkei zurückgeführt.
„Antiquitäten sind der Kitsch von vorgestern zu den Preisen von heute“, unkte der französische Schauspieler Jacques Tati.
Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Hans-Jürgen Jakobs
Senior Editor
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