Die Nordsee ist voller Kuriositäten – man muss sie nur kennen. Wie genial manche Tiere ihr Überleben sichern, grenzt klar an Science-Fiction.
Klein, aber oho: Die Violette Fadenschnecke wird maximal fünf Zentimeter groß, doch was sie kann, kann einem schon Angst einjagen. Und das sollte es auch. Denn das Tier, das zur Ordnung der Nacktkiemerschnecken gehört, ist extrem toxisch. Vorab sei allerdings bemerkt: Die Schnecke verirrt sich nur selten in die Nordsee. Sollte man ihr dort dennoch begegnen, ist Vorsicht geboten.
Was das Tier so einzigartig macht, ist die Art und Weise, wie es sein Überleben sichert: Die Schnecke bedient sich nämlich bei anderen Meeresbewohnern, stiehlt ihnen Körperteile und benutzt sie für ihre eigenen Zwecke. Dieses Vorgehen ist einzigartig in der Tierwelt – und auch wie das Ganze funktioniert, ist äußerst bizarr.
Andere Tiere dienen als „Organspender“
Als bevorzugte Beute beziehungsweise als „Organspender“ dienen den Fadenschnecken vor allem Seeanemonen. Die Nesseltiere besitzen hochgiftige Nesselzellen, die sie bei Gefahr blitzschnell abschießen. Treffen diese ihre Gegner, kann das tödlich enden. Genau auf diese Zellen hat es die Schnecke abgesehen.
Um nicht selbst Opfer des Gifts zu werden, umhüllt die Schnecke die am Meeresboden festgewachsenen Seeanemonen mit einem speziellen Schleim und frisst sie einfach auf. Ab diesem Punkt wird es dann besonders abenteuerlich: Die mit dem Schleim zuvor umschlossenen Nesseln wandern nun durch den Körper der Schnecke und lagern sich am Hinterleib des Tieres ab – und dienen der Schnecke fortan als Waffe gegen Fressfeinde. Der Fadenschnecke gelingt dies durch spezielle Darmausstülpungen, die ermöglichen, dass die Nesseln auch genau dort andocken, wo sie am meisten nützen.
Wissenschaftler nennen das Diebesgut „Kleptocniden“
Wissenschaftler sprechen hinsichtlich des Vorgehens, sich an den Nesselzellen anderer Tiere zu bedienen, von Kleptocniden. Während „klepto“ so viel wie stehlen bedeutet, kann „cniden“ mit Nesselzelle übersetzt werden. Kleptnocniden sind also gestohlene Nesselzellen. Sobald die Schnecke ihre Nesselzellen abschießt, fügt sie ihren Angreifern schwere Verletzungen zu, auch Vernesellungen genannt.