Rückenschmerzen treten häufig im unteren Abschnitt der Wirbelsäule auf. Oft sind sie die Folge von Fehlhaltungen. Manchmal stecken aber auch Krankheiten dahinter.
Die Lendenwirbelsäule ist ein sensibler Körperbereich, da sie das komplette Gewicht des Rumpfes trägt. Anhaltende Belastungen und Fehlhalten können das komplexe Zusammenspiel von Wirbelkörpern, Bandscheiben und Muskeln stören.
Die Folge sind schmerzhafte Blockaden und Bewegungseinschränkungen. Aber auch orthopädische Krankheiten oder Osteoporose können Beschwerden im Lendenwirbelbereich auslösen.
Die Lendenwirbelsäule, kurz LWS, setzt sich aus fünf Lendenwirbeln zusammen, welche im oberen Bereich an die Brustwirbelsäule anschließen und im unteren Bereich am Kreuzbein enden. Aufgrund des aufrechten Gangs ist die Lendenwirbelsäule der am meisten belastete Bereich der Wirbelsäule. Zudem trägt die LWS das gesamte Gewicht des Rumpfes und des Kopfes. Zwischen den Lendenwirbeln befinden sich Bandscheiben und Bänder. Gestützt wird die Lendenwirbelsäule durch Muskeln.
Die Lendenwirbelsäule macht Bewegungen der Wirbelsäule, etwa seitliches Drehen und nach vorne Beugen, erst möglich. Im Bereich der Lendenwirbelsäule finden zudem auch die Bewegungen statt, die vom Rumpf in die Beine übergehen und durch Muskelzüge wie den Hüftbeuger und die sogenannten Adduktoren (Anziehmuskeln) unterstützt werden.
„Nicht nur die Wirbelgelenke der Lendenwirbelsäule sowie die Muskeln und Muskelzüge sind anfällig für Störungen und altersbedingte Veränderungen, sondern auch die Bandscheiben, die als Puffer und Federung dienen“, erklärt Privatdozent Dr. David Kubosch, leitender Orthopäde und Wirbelsäulenchirurg der Gelenk-Klinik Gundelfingen. „Eine schwache, verkürzte oder verspannte Muskulatur erhöht die Druckbelastung auf die Wirbelkörper und die Bandscheiben. Das Risiko für Schmerzen steigt.“
Die Lendenwirbelsäule ist nicht nur durch den aufrechten Gang, das Gewicht von Rumpf und Kopf sowie durch altersbedingte Degenerationsprozesse belastet. Bewegungsmangel setzt dem Lendenwirbelbereich ebenfalls zu, da die stützende Muskulatur zunehmend schwächer wird. Fehlhaltungen und Fehlbelastungen verursachen Verspannungen und Blockaden. Auch Übergewicht gilt als Risikofaktor für Schmerzen im Lendenwirbelbereich.
„Besonders bei Männern sind Schmerzen im Lendenwirbelbereich häufig. Dies liegt sicherlich auch daran, dass Männer des Öfteren in ‚Knochenjobs‘ arbeiten, die körperlich anstrengend sind. Frauen wiederum klagen besonders oft über Schmerzen im oberen Rückenbereich sowie in den Nacken- und Schultergelenken. Oftmals ist langes Sitzen ursächlich“, sagt Kubosch.
Laut dem Orthopäden sind Fehlhaltungen wie langes Sitzen, aber auch Fehlbelastungen, wie sie beispielsweise durch schweres Heben oder intensiven Sport entstehen, eine häufige Ursache für selbstverursachte Haltungsschäden und Muskelverspannungen im Bereich der Lendenwirbelsäule.
„Etwa 80 Prozent der Menschen leiden mindestens einmal in ihrem Leben an Schmerzen im unteren Rücken. Wir sprechen dann von LWS-Syndrom. Typische Beschwerden sind tiefliegende Schmerzen im Rücken, die gürtelförmig ausstrahlen sowie Knieschmerzen“, erklärt Kubosch. „Und noch ein Risiko bergen anhaltende Fehlhaltungen und Fehlbelastungen: Oftmals zeigt die Wirbelsäule Knochen-Veränderungen und verformt sich mit der Zeit. Ein Rund- oder Hohlrücken ist die sichtbare Folge.“
Es gibt verschiedene Schmerz-Ursachen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Nicht nur Fehlhaltungen und Fehlbelastungen können den Rückenschmerz im unteren Rücken auslösen. Auch ein Bandscheibenvorfall, ein Hexenschuss, Fehlstellungen der Wirbelsäule, rheumatisch-entzündliche Erkrankungen, Osteoporose, Arthrose und Knochenbrüche können den Lendenwirbelbereich schmerzen lassen.
Oft stecken neben orthopädischen Ursachen auch psychische Ursachen wie etwa Ängste, Depressionen oder eine ständige Überforderung am Arbeitsplatz hinter den Schmerzen, da unter Stress und Druck die Muskeln verspannen, verkrampfen und blockieren. Hinweise auf den Schmerzauslöser erhält der Orthopäde im Rahmen des Anamnesegesprächs und mit Hilfe erster Untersuchungen.
„Ist beispielsweise der untere Rücken auf beiden Seiten betroffen, sind meist verspannte Muskeln die Ursache. Sie entstehen vor allem durch Bewegungsmangel und werden begünstigt durch eine einseitige, überwiegend sitzende Lebensweise, Fehlhaltungen oder auch schwere körperliche Arbeit. Einseitige Kreuzschmerzen entstehen oft aufgrund von Problemen an der Lendenwirbelsäule. Durch Arthrose oder verschlissene Bandscheiben kann ein Teil der LWS nach einer Seite abkippen und dadurch zu einseitigen Schmerzen im unteren Rücken führen“, sagt Kubosch.
Der Zeitpunkt der Schmerzen gibt dem Experten zufolge ebenfalls wichtige Hinweise auf mögliche Ursachen. Beim ISG-Syndrom beispielsweise, also einer Blockade des Iliosakralgelenks, komme es sehr oft beim Aufstehen nach langem Sitzen zu Schmerzen. Rückenschmerzen im Liegen, die nach dem Aufstehen durch Bewegung besser würden, könnten durch einen Morbus Bechterew, eine rheumatisch-entzündliche Erkrankung, verursacht sein. Ein Hexenschuss mache sich oft durch Schmerzen beim Bücken bemerkbar.