Zerstörerischer Winter: Straßen, Fuß- und Radwege in Niedersachsen und Bremen sind in schlechtem Zustand. Das kann zur Gefahr werden – und richtig teuer.
Das Hochwasser in einigen Teilen Niedersachsens und Bremens hat deutliche Schäden an Straßen verursacht. „Die Landesstraßenbaubehörde ist derzeit dabei, einen genauen Überblick über die Schadenslage zusammenzustellen“, teilte ein Sprecher der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr auf dpa-Nachfrage mit.
„Grund dafür ist, dass immer noch Straßen und Wege unter Wasser stehen und in vielen Flüssen noch ein hoher Wasserstand herrscht. Erst wenn das Wasser zurückgegangen ist, wird das ganze Ausmaß der Schäden festgestellt und beziffert werden können.“ Auch in Bremen hat das Hochwasser mit anschließendem Frost-Tau-Wechsel die Zahl der Straßenschäden erhöht, wie die Sprecherin des Amtes für Straßen und Verkehr mitteilte.
Schlaglöcher: große Gefahr für Verkehrsteilnehmer
Nach Angaben des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) sind Straßenschäden und Schlaglöcher generell ein großes Thema. „Hohe Verkehrsbelastungen und permanente Temperaturunterschiede verursachen erhebliche Schäden“, schrieb eine ADAC-Sprecherin für die Region Niedersachsen/Sachsen-Anhalt. Sie verwies darauf, dass Schlaglöcher ein großes Risiko für Autofahrende und besonders für Zweiradfahrende sind. Motorradfahrerinnen und -fahrer könnten schwer verunglücken, wenn sie ein Schlagloch übersehen. Auch für Radfahrer seien Löcher im Asphalt gefährlich. „Bei Autos drohen Sachschäden an Reifen und Radaufhängung.“
Die Sprecherin verwies darauf, dass Städte, Kommunen, das Land oder der Bund eine Verkehrssicherungspflicht haben und Verkehrsteilnehmer vor unvermuteten Gefahrenstellen bewahren oder zumindest warnen müssen. „Auf viel befahrenen Straßen müssen die Kontrollen mehrmals wöchentlich, unter Umständen sogar täglich erfolgen. Auf weniger befahrenen und für den Verkehr unwichtigen Straßen reicht gegebenenfalls eine einmalige Kontrollfahrt pro Woche oder alle paar Wochen aus.“
Der ADAC-Sprecherin zufolge werden Schlaglöcher vielerorts aus verschiedenen Gründen nur mit Kaltasphalt ausgebessert, dann seien die Schäden häufig schnell wieder da. „Um Schlaglöcher langfristig zu entfernen, muss das betroffene Straßenstück ausgefräst und mit heißem Asphalt erneuert werden. Das ist teurer und aufwendiger.“
Niedersachsen steckt 110 Millionen Euro in Straßensanierung
Nach Angaben der niedersächsischen Landesstraßenbaubehörde kontrollieren die Streckenwartungsteams der 56 Straßenmeistereien zweimal in der Woche alle Straßen in deren Zuständigkeitsbereich. „Stellen die Wartungsteams Schlaglöcher fest, reparieren sie diese nach Möglichkeit kurzfristig. Damit kann die Straße in der Regel umgehend wieder befahren werden“, so der Sprecher. Demnach sind die Meistereien für alle Bundes- und Landesstraßen in Niedersachsen sowie einen Teil der Kreisstraßen, inklusive der Radwege, zuständig.
„Wenn Straßenabschnitte an vielen Stellen beschädigt sind, werden sie für eine größere Sanierung vorgesehen“, erklärte der Sprecher. „Diese Baumaßnahmen werden vor dem Hintergrund zur Verfügung stehender Haushaltsmittel priorisiert und schrittweise abgearbeitet.“
Nach Angaben der Landesstraßenbaubehörde sind für das Jahr 2024 rund 110 Millionen Euro für die Erhaltung der Landesstraßeninfrastruktur und den Radwegebau vorgesehen, für die Infrastruktur des Bundes sind es etwa 240 Millionen Euro. Um die Hochwasserschäden an Landesstraßen zu beseitigen, stelle das Land Niedersachsen Geld über einen Nachtragshaushalt zur Verfügung.
Auch in Bremen sind zahlreiche Straßenkontrolleure unterwegs, um Schäden zu erfassen. „Dabei werden die Hauptverkehrsachsen in zweiwöchigem, Nebenstraßen je nach Größe und Verkehrslast alle 4 bis 8 Wochen kontrolliert“, schrieb die Sprecherin des Amtes für Straßen und Verkehr. „Hauptfokus ist hier stets die Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit. Werden Schäden erfasst, die die Verkehrssicherheit akut gefährden, werden diese umgehend beseitigt.“
Klammes Bremen: Es reicht nur für die Billig-Variante
Die anderen Schäden würden später gesammelt repariert – dabei spielten auch die Witterung und die Auftragslage der Vertragspartner eine Rolle. Die Sprecherin verwies darauf, dass viele Straßenschäden im hoch verschuldeten Bundesland Bremen aus finanziellen Gründen nur oberflächlich repariert werden. Vielerorts seien die Straßen nicht robust genug für die aktuellen Verkehrslasten. „Die Tendenz von Schadensfällen ist steigend.“
Schlaglöcher entstehen, wenn bei sprödem oder rissigem Asphalt Wasser in die Fahrbahndecke eindringt. Wenn dann Frost kommt und das Wasser gefriert, dehnt dieses sich aus. „Dadurch hebt sich der Asphalt. Taut das Eis, entsteht ein Hohlraum unter der Fahrbahn, die nun besonders von schweren Fahrzeugen eingedrückt wird. Der Asphalt zerbröckelt“, erklärte die ADAC-Sprecherin. Weiterer Regen spüle die Löcher aus und vergrößere sie.