Woran das liegt, merkt man zum einen an den anfangs sehr niedrigen Fahrgeräuschen, die vom gründlichen Feinschliff im Windkanal zeugen und erst jenseits von 160 km/h merklich anschwellen, weil dann die Reifen für Rauschen sorgen. Und man merkt es vor allen Dingen, wenn man den Fuß wieder vom Fahrpedal nimmt. Denn mit einer vollkommen neuen Rekuperationsregelung bremst der CLA dann durch die Generatorwirkung des E-Motors so stark ab, dass einem fast der Gurt ins Fleisch schneidet. Und wenn man diese Energierückgewinnung ausstellt, rollt er schier endlos weiter, so gering sind die Widerstände im Auto.
Das ist eindrucksvoll, wäre aber gar nicht nötig gewesen, denn selten hat Laden so wenig weh getan bei Mercedes wie im CLA. Die Betriebsspannung der neuen Akkus liegt bei 800 Volt, deshalb wird mit mehr als 300 kW geladen. Energie für weitere 300 Kilometer schafft das System so im besten Fall in zehn Minuten, und die Insassen bestellen den Kaffee währenddessen besser nicht mehr im Kännchen.
Los geht es mit einem CLA250+ mit 200 kW/272 PS und Heckantrieb oder einem CLA 350 mit Allrad und 260 kW/354 PS, die beide mit einer 85-kWh-Batterie ausgestattet sind. Der CLA wird aber künftig deutlich teurer und ist zunächst ab 55.859 Euro zu haben. Den CLA 350 bieten die Schwaben für knapp 5.000 Euro mehr an. Später folgen für mehr Spaß eine AMG-Version und für weniger Geld eine Variante mit 58-kWh-Akku.
Doch einen Trumpf für Pfennigfuchser und andere Zweifler hat Mercedes noch in der Hinterhand. Obwohl konsequent als E-Auto entwickelt, gibt es den CLA angesichts der zaudernden Gesamtstimmung ab dem nächsten Jahr doch noch einmal mit Verbrennern. Die neue Motorenfamilie kommt aus China, hat 1,5 Liter Hubraum, einen besonders starken Mild-Hybrid und soll mit Versionen von 136 bis 190 PS starten. Hier soll es ab rund 46.500 Euro losgehen.
Wie beim Antrieb will Mercedes auch beim Aufbau mehr Auswahl bieten. Als Shooting Brake (hier lesen Sie mehr dazu) wird der CLA deshalb noch in diesem Jahr zum ersten elektrischen Kombi aus Stuttgart, und im nächsten Jahr kommen auf der gleichen Basis die Nachfolger für die Geländewagen GLA und GLB.
Er sieht zwar außen und innen nicht ganz so revolutionär aus wie unter dem Blech und er hat für ein Einstiegsmodell ausgesprochen selbstbewusste Preise. Doch mit seinem effizienten Antrieb und den vielen neuen Möglichkeiten des neuen Betriebssystems findet Mercedes endlich den Anschluss auf der Electric Avenue. Um die Führungsposition müssen sie selbst mit dem CLA womöglich noch kämpfen, zumal aus München ja auch noch die Neue Klasse von BMW kommt. Aber für einen Startplatz in der ersten Reihe sind sie damit endlich wieder gesetzt.