Es gibt viele Geheimnisse in den Ozeanen. Manchmal verschwinden Schiffe und Flugzeuge. Im Fall Sandy Island hat sich eine komplette Insel in Luft aufgelöst.
Eigentlich klingt Île de Sable, Sandy Island oder Sable Island irgendwie beschaulich – fast nach einem Südseeparadies. In der Tat liegt Sandy Island gar nicht so weit vom Äquator entfernt – in einem Bereich zwischen Korallenmeer und Pazifik. Eigentlich müsste man eher sagen: lag. Denn die Insel, die auf Seekarten immer wieder zu finden war, ist verschwunden. Hat es eine Katastrophe gegeben und das Meer hat die Insel verschluckt? Manchmal sind die Erklärungen trivialer und sehr viel weniger spektakulär.
Manchmal scheint das Meer ganze Landstriche zu verschlucken. Vineta ist eine Sage aus dem norddeutschen Raum, die genau so etwas beschreibt. Die Insel soll von einem Sturmhochwasser verschluckt worden sein. Hat Sandy Island vielleicht das gleiche Schicksal ereilt wie Vineta?
Sandy Island wurde früher auf Seekarten vor der Nordwestspitze Neukaledoniens verzeichnet. Als deren Entdecker gilt James Cook. Später soll Joseph Bruny d’Entrecasteaux, ein Entdecker und Seefahrer aus Frankreich, die Insel gesehen haben.
D’Entrecasteaux befuhr auf der Suche nach Jean-François de La Pérouse, der zusammen mit seiner Mannschaft spurlos verschwunden war, die Südsee. Ein weiteres wichtiges Indiz für Sandy Island lieferte das Walfangschiff „Velocity“, dessen Besatzung 1876 – also gut 100 Jahre nach d’Entrecasteaux – die Insel gesehen haben will. Auf modernen Karten ist die Insel allerdings nicht mehr zu finden. Sandy Island wurde gelöscht.
Selbst Google Maps hat die Insel inzwischen entfernt. Mehrere Expeditionen haben die Region angesteuert und nichts weiter gefunden als einen Ozean, der an der Stelle, wo die Insel sein sollte, etwa 1.300 Meter tief ist. Selbst Sattelitendaten, die scheinbar auf Land hindeuteten, werden inzwischen als falsch angesehen.
Was hätte Sandy Island sein können? Einige Meeresforscher vermuten, dass es so etwas wie begrenzte schwimmende Inseln aus Bimsstein waren, die frühe Seefahrer gesichtet haben – deren Ursprung im unterseeischen Vulkanismus zu suchen ist.