Ein Auto, das in Russland eigentlich nicht mehr gebaut werden dürfte, läuft wieder vom Band. Warum der Citroën C5 Aircross ein Revival feiert.
Diese Meldung wäre unter anderen Umständen keine gewesen, doch angesichts des russischen Einmarsches in die Ukraine und des anschließenden Produktionsstopps europäischer Unternehmen in Russland ist sie bemerkenswert: Ende März hat das russische Unternehmen Automotive Technologies den Neustart der Produktion des Citroën C5 Aircross angekündigt.
Warum ist das etwas Besonderes? Die Marke Citroën, beziehungsweise der Mutterkonzern Stellantis, hat damit nichts zu tun: Offenbar werden am Produktionsstandort Kaluga (rund 180 Kilometer von Moskau entfernt) Raubkopien gebaut.
Neue Partner liefern Bausätze
Im April 2022 hatte Stellantis seine Produktion dort stillgelegt, Ende 2023 vermeldete der Konzern 144 Millionen Euro Verlust durch das aufgegebene Russland-Geschäft – und auch durch das zwangsweise aufgegebene Werk. Zuvor waren dort neben dem C5 Aircross auch Nutzfahrzeuge wie der Citroën Jumpy sowie Modelle der Marken Peugeot, Opel und auch Mitsubishi für den russischen Markt produziert worden. Mit dem Neustart der Produktion greifen die Russen auf andere Zulieferer als bisher zurück.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, hat der chinesische Stellantis-Partner Dongfeng mindestens 42 Bausätze aus eigener Produktion nach Russland importiert, die dann vor Ort zusammengesetzt werden. Stellantis hat diesem Vorgehen der Agentur zufolge jedoch nicht zugestimmt: Dongfeng und der Konzern haben eine Vereinbarung, laut der Dongfeng Stellantis-Fahrzeuge in China bauen und vertreiben darf – Russland ist nicht in den Verträgen enthalten. Unklar ist auch, ob diese Bausätze Teile enthalten, die unter das europäische Handelsembargo gegen Russland fallen könnten.
China ist für Russland ein wichtiger Partner bei der Automobilproduktion: Weil europäische Marken sich zurückgezogen haben und viele Teile zunächst fehlten, lag die Produktion zeitweise brach. Russland kooperiert mittlerweile mit chinesischen Unternehmen wie JAC: Die wiederauferstandene russische Marke Moskwitsch beispielsweise bietet mittlerweile Fahrzeuge aus chinesischer Produktion an.
Stellantis kauft sich bei chinesischem Hersteller ein
Die Raubkopie des Citroën C5 Aircross soll ab April in Russland bestellbar sein und ab Mai an Kunden ausgeliefert werden. Stellantis wiederum hat seine Beziehungen nach China mit einem anderen Hersteller erweitert: Am Joint Venture Leapmotor soll Stellantis 51 Prozent halten. Gerüchten zufolge soll auch ein Kleinwagenmodell der Chinesen im polnischen Werk Tichy vom Band rollen und in Europa auf den Markt kommen.