Die Grünen haben sie im Januar 2022 zur jüngsten Vorsitzenden in der Parteigeschichte gewählt. Kürzlich hat Lang ihren Rückzug angekündigt. Emotional sei das danach auch schwierig gewesen, sagt sie.
Nach ihrer Rückzugsankündigung hat die Grünen-Vorsitzende, Ricarda Lang, nach eigener Aussage emotional heftige Momente erlebt. In einem „Zeit“-Interview beschreibt sie die Tage nach der Pressekonferenz vom 25. September, wo sie gemeinschaftlich mit dem Co-Vorsitzenden Omid Nouripour den Rücktritt des Parteivorstandes zu Mitte November verkündet hatte. „Nach meinem Rücktritt hatte ich zwischendurch das Gefühl, ich bin auf meiner eigenen Beerdigung“, sagt sie. Menschen hätten sie mit leiser Stimme gefragt, „Na, Ricarda, wie geht es dir?“ Dabei sei ein Leben ohne Spitzenamt doch gar nicht so schlimm.
Lang und Nouripour waren im November 2023 im Amt bestätigt worden – damals wurde der aktuelle Bundesvorstand eigentlich für zwei Jahre gewählt. „Es braucht neue Gesichter, um die Partei aus dieser Krise zu führen“, hatte Lang nach der bitteren Niederlage bei der Landtagswahl in Brandenburg ihren Rückzug begründet.
Ihre damalige Gefühlslage beschreibt sie im Gespräch mit der „Zeit“ so: „Am Tag des Rücktritts war ich traurig, in Teilen auch befreit.“ Am darauffolgenden Tag habe sie dann schon wieder Termine gemacht und „Dinge abgearbeitet“. Eine Woche später, als der SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert zurücktrat, habe es sie dann aber „so richtig emotional umgehauen“, erzählt sie. „Ich saß vor meinem Handy und habe geweint“, sagt Lang, die Kühnert nicht nur als langjährigen politischen Weggefährten, sondern auch als Freund bezeichnet. Es sei ein wenig so gewesen, „als ob in dem Moment ein Teil meines Rücktritts für mich selbst überhaupt erst klar geworden ist“.
Selbstkritisch sagt Lang rückblickend, sie habe angesichts vieler Vorurteile und falscher Zuschreibungen, mit denen sie am Anfang ihrer Zeit als Vorsitzende konfrontiert gewesen sei, wohl versucht, so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten, „so ernsthaft, glatt und perfekt wie möglich zu sein“. Das sei aus heutiger Sicht ein Fehler gewesen, denn dadurch überlasse man anderen Menschen „die Deutungshoheit über sich“.