Brüssel Die EU-Kommission will umweltschädliche Auswirkungen des Bauens reduzieren. Sie will das Recycling von Baumaterial fördern und neue Vorschriften zur Nachhaltigkeit der Produkte erlassen. Das geht aus einem Entwurf der Bauprodukte-Verordnung hervor, der dem Handelsblatt vorliegt und der an diesem Mittwoch vorgestellt werden soll.
Die EU hat sich vorgenommen, den CO2-Ausstoß von Gebäuden drastisch zu reduzieren. Dazu sind Neubauten und Renovierungen in großem Maßstab notwendig. Doch auch das schadet der Umwelt. Bau, Renovierung und die Herstellung von Baumaterialien machen zusammen fünf bis zwölf Prozent der Treibhausgasemissionen in der EU aus, schätzt die Kommission. Außerdem fallen dabei 35 Prozent des gesamten Abfalls an.
So ist der CO2-Ausstoß bei der Zementproduktion unvermeidlich. Isoliermaterialien sind oft schlecht recyclebar.
Die Bauprodukte-Verordnung soll nun etwa vorschreiben, dass recycelte oder biologisch abbaubare Produkte bevorzugt werden müssen und dass die Haltbarkeit von Produkten nicht unnötig verkürzt wird.
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Gleichzeitig soll dabei der Handel erleichtert werden. Je mehr Produkte europaweit standardisiert sind, desto einfacher fällt es Bauunternehmen, günstige Produkte zu finden. Das kann Kosten senken und damit der Branche helfen.
Handwerk plädiert für Standardisierung
„Der Rückstau bei den harmonisierten Normen im Bauproduktebereich muss aufgelöst werden“, bestätigt Karl-Sebastian Schulte, Geschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks.
Die EU-Kommission will solche Normen bei den Standardisierungsorganisationen in Auftrag geben und dann für allgemein verbindlich erklären.
Auch die Baubranche befürwortet es, wenn Rechtslücken geschlossen werden. Sie fürchtet aber auch eine Überregulierung: „Es besteht die Gefahr, dass die Kommission sich verzettelt, indem sie mit demselben Rechtsakt, der die sichere Verwendung von Bauprodukten reguliert, auch sämtliche Nachhaltigkeitsanforderungen an Bauprodukte regeln will“, sagt Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.
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Den Grünen geht die geplante Verordnung nicht weit genug. „Um aus Müll wieder Rohstoffe zu gewinnen, müssen möglichst viele Produktgruppen verpflichtenden Nachhaltigkeitsstandards entsprechen“, sagt die Europaabgeordnete Anna Cavazzini. „Egal ob für Handys, T-Shirts oder das Garagentor – mit einem digitalen Produktpass für möglichst alle Produkte auf dem Binnenmarkt müssen die Informationen mithilfe eines QR-Codes Unternehmen und Verbrauchern zugänglich gemacht werden.“ In der Bauprodukte-Verordnung ist das bislang aber nicht vorgesehen.
Die Verordnung ist Teil eines Pakets der EU-Kommission zur Kreislaufwirtschaft. Dazu gehört auch eine Überarbeitung der Ökodesign-Richtlinie. Ein Entwurf dazu liegt dem Handelsblatt ebenfalls vor.
Bislang werden auf Grundlage dieser Verordnung Elektrogeräte wie Waschmaschinen oder Kühlschränke bewertet. Nun sollen weitere Produkte einbezogen werden können, etwa Textilien oder auch Baustoffe, die bei ihrer Herstellung Energie verbrauchen oder andere Umweltschäden erzeugen können. Auch sie können dann ein Label tragen, das ihre Nachhaltigkeit auf der bekannten Skala von A bis G einordnet.
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