SPD freut sich, Meinungsforscher warnt
Reaktionen zu CDU-Entscheidung: „Merz steht für Frauen an den Herd“
Aktualisiert am 17.09.2024 – 16:47 UhrLesedauer: 4 Min.
Die Union hat sich auf Friedrich Merz als Kanzlerkandidat festgelegt und gibt sich geschlossen. Die SPD habe sich auf Merz vorbereitet und freue sich. Die Reaktionen auf Merz‘ Kanzlerkandidatur zusammengefasst.
Ein Jahr vor der Bundestagswahl hat die Union die Kandidatenfrage geklärt: Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz soll als gemeinsamer Kanzlerkandidat der Union antreten – mit ausdrücklicher Unterstützung von CSU-Chef Markus Söder, der seine eigenen Ambitionen auf die Kandidatur zurückstellen will. Dies kündigten die beiden Parteivorsitzenden am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin an. Als gemeinsames Ziel gaben sie die Rückkehr an die Regierungsspitze an.
Ähnlich wie Söder gibt sich auch der Rest der Union betont geschlossen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst sagte: „Mit einem solchen Signal können wir das Vertrauen in die Demokratie wieder stärken.“ Auch der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther gratulierte Merz und erklärte, er werde ihn mit allen Kräften als Kanzlerkandidaten unterstützen. „Ich möchte, dass Friedrich Merz der nächste Bundeskanzler ist“, so Günther.
Bundeskanzler Olaf Scholz hatte sich laut eigenen Angaben auf eine Kanzlerkandidatur von CDU-Chef Friedrich Merz eingestellt. „Ansonsten ist es so, dass ich ja schon seit langer Zeit gesagt habe, es ist mir recht, wenn Herr Merz der Kanzlerkandidat der Union ist“, sagte Scholz auf seiner Reise in Zentralasien.
Seine Partei, die SPD, sieht sich nach Worten ihres Bundesvorsitzenden Lars Klingbeil gut vorbereitet für den Bundestagswahlkampf gegen Merz. „Und da sage ich Ihnen, da bin ich nicht angst und bange. Beim Wahlkampf gegen Friedrich Merz sind wir gut aufgestellt und haben dann auch einen Gegner, den ich gerne annehme.“ Klingbeil freue sich auf diesen Wahlkampf. Für die SPD werde es um die Frage gehen, wer die besten Konzepte für Arbeitsplätze, Industriepolitik und die Zukunft der Rente habe und wie der Staat handlungsfähig bleibe.
Mit einem ironischen Unterton fügte er hinzu, dass CDU-Chef Merz in den vergangenen Wochen „ja sehr intensiv“ an seinem eigenen Image und an seiner Freundschaft zu CSU-Chef Markus Söder gearbeitet habe. „Er (Merz) hat auch intensiv daran gearbeitet, die Merkel-Politik der letzten Jahre völlig wegzuräumen und die Union auf einen neuen Kurs zu bringen“, so Klingbeil. „Also, das wird eine spannende Auseinandersetzung im Wahlkampf.“
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner mahnte, man solle Merz nicht unterschätzen. Dennoch könne sich die SPD über seine Nominierung freuen, da die Unterschiede zu Scholz klar seien. Er erklärte gegenüber dem Tagesspiegel: „Merz steht für gesellschaftliche Spaltung und außenpolitisches Abenteurertum, Frauen an den Herd.“ Die SPD wolle sozialen Zusammenhalt und eine besonnene Friedenspolitik. „Dennoch muss die Ampel sich zusammenreißen, wir dürfen die Friedens- und Migrationspolitik nicht den Populisten überlassen. So können wir in Schlagdistanz zu Union kommen, und am Ende als SPD Friedrich Merz schlagen.“
Wissler: Merz ist „Typus des Rückwärtsgewandten“
FDP-Chef Christian Lindner gratulierte Friedrich Merz. „Nach personeller Klarheit sollte jetzt die inhaltliche Klarheit folgen“, schreibt er auf X. Die Freie Demokraten kämpften für eine Wirtschaftswende und gegen einen Schuldenstaat, für Freiheit und gegen Bevormundung. Lindner: „Von der Union kennen wir viel Kritik, aber noch keine Ideen, die Deutschland stärker machen könnten. Wir sind also neugierig, ob die Union zu einer Reformpolitik wie in ihrem Leipziger Programm zurückkehrt oder ob sie die Ära Merkel fortsetzt.“
Die Linken-Vorsitzende Janine Wissler kritisiert die Nominierung von Merz. „Männer, die mit dem Privatjet zu Hochzeiten fliegen und sich mit rassistischen Sprüchen in Talkshows profilieren wollen, sollten nicht Bundeskanzler werden“, sagt sie der „Rheinischen Post“. Kaum jemand in der CDU verkörpere den „Typus des Rückwärtsgewandten“ so sehr wie Merz.