Rom Sechs Stockwerke ist die Megajacht hoch. Sie verfügt über zwei Hubschrauberlandeplätze, einen Pool, Spa-Bereich und 22 Kabinen. Selbst ein Drohnenabfangsystem soll eingebaut worden sein. Listenpreis des 140 Meter langen Kolosses: 700 Millionen Greenback.
Die „Scheherazade“ ist eine der größten Jachten der Welt – und gehört womöglich dem Mann, der die Welt gerade in die größte Krise seit Jahrzehnten stürzt: Wladimir Putin.
Seit Tagen spekulieren Italiens Medien über den Eigner der weißen Megajacht, die schon seit Monaten in einer Werft von Marina di Carrara generalüberholt wird, einem Örtchen in der nördlichen Toskana.
Nun mehren sich die Indizien, die direkt zum russischen Präsidenten führen. Mitstreiter des in Haft sitzenden russischen Oppositionellen Alexej Nawalny teilten mit, dass auf der Liste der 23 Besatzungsmitglieder mindestens ein Dutzend aus Leibwächtern und Mitarbeitern des Föderalen Sicherheitsdienstes (FSO) bestehen.
Prime-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
„Putin hat so sehr den Kontakt zur Realität verloren, dass er nicht nur eine Jacht kauft, die das dreifache Funds der Area Kaluga hat“, erklärten Maria Pevchikh und Georgij Alburov in einem Video. „Er schickt auch noch militärischen Schutz auf diese verrückte Jacht.“ Der FSO ist hauptsächlich für den Schutz des russischen Präsidenten verantwortlich.
>> Lesen Sie auch: Ukraines Präsident Selenski wirbt um Unterstützung – Premier Draghi verspricht Hilfe für EU-Beitritt
Mitte der Woche äußerte sich ein Gewerkschafter in Carrara vor Ort, der beobachtet haben will, dass die Besatzung ausgetauscht worden sei. Vorher sei die Mannschaft komplett russisch gewesen, nun sei sie „nur noch aus Engländern zusammengesetzt“, erklärte der Mann.
Italien hat bislang hart gegen viele Oligarchen auf der EU-Sanktionsliste durchgegriffen und mehrere Immobilien und Jachten beschlagnahmt. Die Regierung in Rom erklärte, dass der gesamte Wert sich schon auf rund 800 Millionen Greenback belaufen soll.
Die italienische Zollbehörde ermittelt
Die „Scheherazade“ ist bisher aber nur vorübergehend im Hafen blockiert. Die Wartungsarbeiten bei der Italian Sea Group, wie die Werft heißt, sollen ganz regular weiterlaufen, berichten örtliche Medien. Die Firma soll sich kooperativ zeigen, habe den Ermittlern bisher vollen Einblick in die Papiere gegeben.
Offiziell ist Putin dort nicht als Schiffseigner eingetragen. Die lokale Einheit der Guardia di Finanza, Italiens mächtiger Zollbehörde, die sich auch um den Kampf gegen die Mafia kümmert, hat die Ermittlungen aufgenommen und prüft nun, ob der eingetragene Eigner nur ein Strohmann für Putin ist.
Die Jacht fährt unter der Flagge der als Steuerparadies bekannten Kaimaninseln. Registriert ist sie auf eine Gesellschaft mit Sitz auf den Marshallinseln, ein Mikrostaat nordöstlich von Australien. Gebaut wurde die Jacht erst vor zwei Jahren in der deutschen Lürssen-Werft. Laut dem Onlineportal „Superjachttimes“, das alle Luxusschiffe weltweit auflistet, liegt die „Scheherazade“ von der Größe her auf Platz 17.
Die amerikanische Justiz soll die Jacht in Italien schon seit Anfang März im Blick haben, berichtete die „New York Instances“. Italienische Medien schrieben, dass das Schiff laut den offiziellen Papieren Eduard Jurjewitsch Chudainatow gehören soll – er gilt als enger Weggefährte Putins, der im Jahr 2000 dessen Wahlkampf managte.
Mehr: Die Mafia schielt auf die Hilfsmilliarden der EU – kann Italien das noch verhindern?