Sanft umschließen Nebelschwaden den Vierwaldstättersee. Noch herrscht Ruhe, die aufgehende Sonne lässt die anliegende Bergkette nach einer kalten Winternacht rot erstrahlen. Ich sitze auf meiner bequemen, weil opulent gepolsterten Fensterbank und fühle mich königlich intestine. Ich residiere im Bürgenstock Resort oder besser gesagt: im Bürgenstock Resort & Alpine Spa, einem von mehreren Häusern im Resort.
Das luxuriöse Resort ist das jüngste der Häuser der Bürgenstock Choice, zu der das besuchte Resort sowie das Resort Schweizerhof Bern & Spa und das Royal Savoy Resort & Spa in Lausanne gehören. Das exzentrische Ensemble gehört über numerous Beteiligungen am Ende dem Emir von Katar – und genauso fühlt es sich auch an: wie die Tausendundeine-Nacht-Story mit Schweizer Alpencharme, hoch über den Dingen oder zumindest der Schweiz platziert. Wie geschaffen für eine ruhige, luxuriöse Auszeit.
Und gleichzeitig bietet dieser Ort eine bewegte Geschichte – als Drehort zum Beispiel. 1964 erschien der wohl beste James-Bond-Film „Goldfinger“, der unter anderem am Bürgenstock gedreht wurde. Sophia Loren residierte zwölf Jahre als Stammgast in diesem Haus. So viel Glamour und Gloria nach außen – doch wie sieht es in den heiligen Hallen aus? Ich habe den Service und die Leistungen ausgiebig getestet.
Eine Warnung vorab, sollten Sie sich gleich ein Zimmer buchen wollen: Das Paradies will erobert werden. Zumindest erfahre ich das bei meiner Anreise. Das Resort ist in jeder Hinsicht besonders, wenn man es dann endlich gefunden hat. Ich reise mit dem Auto an und verfahre mich mehrfach. Die Beleuchtung in der Dunkelheit magazine zwar Nachtspaziergängern romantisch erscheinen, die Ausschilderung jedoch könnte etwas weniger Understatement sein.
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Carsten Ok. Rath entdeckt Swissness, atemberaubende Bergkulisse und Medical Well being in einem
Auch auf dem Grundstück selbst habe ich mich mehrfach verirrt. Die insgesamt 15 Gebäude sprengen die Dimension eines einfachen Resorts, wirken gar wie ein eigenes Bergstädtchen. Nur die nebulöse Navigation stört. Vielleicht nutzen Sie einfach die auf der Web site angepriesene Anreise mit dem großartigen Shuttle-Schiff ab Luzern und weiter mit der Bürgenstock Bahn. Sie hält direkt an der Foyer, sich zu verlaufen ist hier sicher kaum möglich. Oder Sie buchen einen Helikopter und landen direkt auf einem der zum Resort gehörenden Landeplätze. Sie haben richtig gelesen, Mehrzahl.
Schweizer Charme und orientalischer Glow im Bürgenstock
Als ich endlich die Foyer betrete, fühle ich mich, als hätte Aladin seine Wunderlampe geöffnet. Ohne dass ich ihn darum bitten musste. Dabei bin ich nach der herzlichen Begrüßung schon wunschlos glücklich. Alles glänzt und funkelt. Das Holz ist poliert, die Accessoires sind sorgsam ausgewählt. Die Mitarbeiter hinter dem Tresen strahlen mich an, als wären wir alte Freunde. Ich spüre den großen Geist des Hauses seit dem Öffnen der Eingangstür.
Die holprige Anfahrt gehört lange der Vergangenheit an, als ich meine Suite betrete. Ich entdecke ihn sofort, meinen Lieblingsplatz: die Financial institution vor den drei Meter hohen, bodentiefen Fenstern. Diesen Luxus genießt übrigens jeder Gast, ganz gleich, ob er sich für ein Standardzimmer oder eine weiträumige Suite entscheidet. Wo ich auch hinschaue, in jeder Ecke sind nur die besten Materialien verbaut. Selbst der Wäschebeutel, ein häufig kaum beachtetes Element, ist aus feinstem Leinen.
Die drei mal drei Meter großen Marmorplatten im Unhealthy mit interessanter Maserung sind penibel aufeinander abgestimmt. Zusammengesetzt ergeben sie ein großes Ganzes an der Wand. Diese Liebe zum Element ist in so einem großen Resort selten zu finden und schwierig umsetzbar zugleich. Schade eigentlich, dass ich diesem Feinschliff nur wenig Beachtung schenken kann, als ich den Tag genüsslich in meinem privaten Whirlpool mit Blick auf den Vierwaldstättersee ausklingen lasse.
Zwischen Himmel und Vitamin Sea: Spektakuläres Spa erleben
Ein Spa gehört in den luxuriösen Häusern dieser Welt zum guten Gefühl. Als Vielreisender kenne ich die unterschiedlichsten Wellbeing-Ansätze. Das Spa-Angebot des Bürgenstocks übertrifft die meisten. 10.000 Quadratmeter Himmel nahe gebaut am Wasser – im wahrsten Sinne des Wortes. Während ich im Infinity-Edge-Pool schwimme, schweifen meine Blicke auf die gegenüberliegenden alpinen Wahrzeichen Rigi und Pilatus. Unter mir, Sie ahnen es, liegt der Vierwaldstättersee in voller Pracht.
Meine Zeit reicht leider nicht aus, um die Privat-Spa-Suiten zu erkunden, denn ich verliere in den Spa-Hallen jegliches Gefühl für Zeit und Raum. Ich jedenfalls lasse alle Anspannungen fallen und schwebe eine leise Ewigkeit schwerelos im Solebad des Alpine-Spas. Wenn Sie wie ich das Floating-Paket buchen, dann erhalten Sie einen dreistündigen Spa-Zugang inklusive.
Eine geführte Yogastunde im Spa-Garten unter der fachmännischen Anleitung der Yogalehrer ist ein absolutes Muss. Reine Bergluft inklusive. Und wer weiß, vielleicht ruft er Sie ja auch, der Berg. Zu einer ausgedehnten Wanderung im Frühjahr, wenn der Schnee geschmolzen ist und die saftigen Bergwiesen mit bunten Blumen locken.
Einen gesundheitlichen Schritt weiter gehe ich im zugehörigen Waldhotel Well being & Medical Excellence Spa. Hier wird Wellness mit Gesundheitskompetenz unter dem Motto „Wholesome by Nature“ angeboten. In diesem Spa fühle ich mich, als wäre ich direkt in der Natur. Holz aus den anliegenden Wäldern und Fliesen aus Alpenstein erden mich und machen Lust auf mehr. Mehr Ruhe. Mehr Gesundheit. Mehr Wellbeing.
Ich entscheide mich für ein Spa-Frühstückspaket. Das ist zwar für Frühaufsteher, das nahrhafte Frühstücksbuffet gibt es leider nur bis 10:30 Uhr. Doch der frühe Vogel fängt bekanntlich den gesunden Wurm. Ausgewählte Vitamine, gesunde Cerealien und aromatische Tees stimmen mich auf den bevorstehenden Tag ein. Die Ernährungsmethode des Waldhotels basiert auf täglich wechselnden Farben der Nahrungsmittel, da Obst und Gemüse derselben Farbe wohl die Aufnahme der Inhaltsstoffe maximieren. Ich jedenfalls fühle mich nach meinem Spa-Tag, als könnte ich Bäume ausreißen.
Die Experience des Waldhotels geht weit über den schon fantastischen Spa-Bereich hinaus. Diagnose-, Therapie- und Rehabilitationsangebote werden durch Prevention-&-Well being-Programme komplettiert. Ein fachübergreifendes Expertenteam begleitet jeden, der es wünscht, auf seinem individuellen Weg zu mehr Vitalität und Lebensenergie. Ich werde sicher einen kurzen Kuraufenthalt für meine Gesundheit bei meinem nächsten Besuch im Waldhotel einlegen.
Gaumen-Explosionen: Kulinarik auf Höchstniveau
Die finale Liebe zu einem Ort geht durch den Magen. Zumindest fällt mein Bauchgefühl die letztendliche Entscheidung, wie zufrieden ich in einem Haus bin. Bei den insgesamt sieben Eating places, drei Bars und insgesamt 73 Gault-Millau-Punkten fällt die Wahl schwer. Ich diniere schließlich in der Spices Kitchen & Terrace direkt über dem See. Nichts für schwache Nerven oder Menschen mit Höhenangst: An der verglasten Fassade habe ich das Gefühl, direkt über dem See zu schweben. Ein wenig Vertrauen in die Baukunst des Stararchitekten Matteo Thun gehört schon dazu.
Die Gerichte sind ganz nach meinem Geschmack, berühren alle meine Sinne: Janet Lopez ist eigentlich von den Philippinen und arbeitet als Japanese Specialty Chef im Bürgenstock Resorts & Resort Lake Lucerne. Sie zaubert in der Showküche das beste asiatische Menü, das ich jemals außerhalb von Asien essen durfte. Feinwürzige Aromen und eine süße Schärfe entzücken meinen Gaumen bei jedem Bissen. Es ist eine Freude, Frau Lopez und ihren Kollegen beim Zubereiten der Speisen zuzuschauen. Ein Erlebnis zum Sehen, Schmecken, Riechen und Freuen.
Fazit: Qualität auf höchstem Niveau, die ihren Preis hat
Ich genieße jede Sekunde meines Aufenthalts und habe das Gefühl, dass die Schweiz mittlerweile wieder Weltmarktführer in Sachen Hotels und Qualität ist. Egal ob es das Dolder Grand, das Unhealthy Ragaz oder jetzt das Bürgenstock ist: In allen Häusern werde ich von Eleganz und Finesse überrascht. Das hat zu Recht seinen Preis. Eine Nacht im Bürgenstock kostete 1500 Schweizer Franken. Eine Entwicklung, die ich auch für Deutschland voraussehe, Qualität hat eben ihren Preis.
In Deutschland wäre es allerhöchste Zeit, die Mitarbeiter in der Hotellerie besser zu bezahlen und die Preise an den Endverbraucher weiterzugeben, damit Qualität sich wieder lohnt. Jedenfalls in der Spitze. Nur so kann Deutschland wieder zur Schweizer Elite aufschließen. Ob das Bürgenstock künftig unter den Nachbarhotels der „101 besten Resorts Deutschlands“ gelistet wird, erfahren Sie Ende November hier im Handelsblatt.
Über den Autor: Als früherer Grandhotelier und Betreiber einer Reiseplattform ist Carsten Ok. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Resorts, über die er für das Handelsblatt schreibt, bereist er auf eigene Rechnung. Rath ist Ideengeber des Rankings „Die 101 besten Hotels Deutschlands“, zu dessen Partnern auch das Handelsblatt gehört.