Prostatabeschwerden infolge einer Prostatahyperplasie zählen zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen bei älteren Männern. Wie es dazu kommt und was sich dagegen tun lässt.
Das Wichtigste im Überblick
Die Prostatahyperplasie ist weit verbreitet. Mit zunehmendem Alter sind immer mehr Männer betroffen: Von den unter 40-Jährigen haben nur rund 8 Prozent eine vergrößerte Prostata, ums 50. Lebensjahr sind es bereits rund 50 Prozent – und bei Männern ums 90. Lebensjahr sogar 90 Prozent.
Obwohl diese Prostatavergrößerung gutartig ist, kann sie schwerwiegende Folgen haben. Erfahren Sie, welche das sind, für wen ein erhöhtes Risiko besteht und ob Medikamente oder eine OP Abhilfe schaffen können.
Definition: Was ist Prostatahyperplasie?
Prostatahyperplasie ist definiert als eine Vergrößerung der Prostata, die dadurch zustande kommt, dass sich normale Prostatazellen vermehrt teilen. Da die Veränderung gutartig ist, lautet der vollständige Fachausdruck für diese Art der Prostatavergrößerung benigne Prostatahyperplasie – abgekürzt BPH.
Gut zu wissen
Eine gutartige Prostatavergrößerung bedeutet kein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs.
Früher wurde die Prostatahyperplasie auch als Prostataadenom oder Prostatahypertrophie bezeichnet. Beide Begriffe sind aber eher unpassend für die BPH, denn:
- Ein Adenom ist eine aus Drüsengewebe entstandene, ursprünglich gutartige Geschwulst, die bösartig werden kann.
- Hypertrophie beschreibt eine durch Zellvergrößerung statt -vermehrung verursachte Größenzunahme eines Organs oder Gewebes.
Warum die vergrößerte Prostata Probleme bereiten kann
Die Prostata – auch Vorsteherdrüse genannt – liegt im Becken des Mannes unterhalb der Harnblase und umgibt den oberen Teil der Harnröhre. Ist die Prostata deutlich vergrößert, drückt sie auf die Blase und engt die Harnröhre ein. Das kann den Harnabfluss stören und somit verschiedene Beschwerden verursachen. In dem Fall liegt ein benignes Prostatasyndrom (BPS) vor.
Bei manchen Männern bleibt jedoch selbst eine ausgeprägte Prostatavergrößerung praktisch folgenlos, während bei anderen bereits eine leicht vergrößerte Prostata Probleme bereitet. Darum ist die benigne Prostatahyperplasie allein streng genommen keine Krankheit: Der Begriff beschreibt nur die Größenzunahme der Prostata. Diese gehört eigentlich zum ganz normalen Alterungsprozess des Mannes dazu.
Nach der Pubertät hat die Prostata jahrelang eine ziemlich gleichbleibende Größe: Die Normwerte liegen bei etwa 20 bis 25 Kubikzentimetern (cm3) beziehungsweise Millilitern (ml) Volumen. Das entspricht etwa der Größe einer Kastanie. Doch ungefähr ab dem 40. Lebensjahr setzt die altersbedingte Prostatavergrößerung ein.
Die Prostata vergrößert sich nun stetig: Ihr durchschnittliches Volumen beträgt bei 60-Jährigen Männern etwa 30 cm3, bei über 75-jährigen Männern fast 40 cm3. Von einer gutartigen Prostatavergrößerung sprechen Fachleute ab einem Volumen von über 30 cm3.
Wenn die Prostatahyperplasie überhaupt zu Beschwerden führt, dann meist erst nach dem 50. Lebensjahr. Mit zunehmendem Alter steigt jedoch das Risiko, dass die vergrößerte Prostata Beschwerden verursacht.
Prostatahyperplasie: Symptome
Wenn die benigne Prostatahyperplasie Symptome verursacht, dann entwickeln sich diese normalerweise langsam über mehrere Jahre. Besonders typisch für eine vergrößerte Prostata sind Probleme beim Wasserlassen.
Diese Probleme entstehen entweder durch eine Reizung der Harnblase (sog. irritative Symptome) oder sind Anzeichen dafür, dass die Prostatavergrößerung den Harnabfluss stört (sog. obstruktive Symptome). Zusammenfassen lassen sich solche Prostatabeschwerden als „Symptome des unteren Harntrakts“ (auf Englisch: Lower Urinary Tract Symptoms, LUTS). Dazu gehören vor allem:
- Drang zu häufigem Wasserlassen, meist mit nur kleinen Harnmengen
- vermehrter nächtlicher Harndrang
- erschwerte gewollte Harnblasenentleerung
- plötzlicher, unkontrollierbarer Harndrang
- Startschwierigkeiten beim Wasserlassen
- Drang, beim Wasserlassen zu pressen
- schwacher Harnstrahl
- unterbrochener Harnstrahl (Harnstottern)
- Nachträufeln
- verlängerte Dauer der Blasenentleerung
- Gefühl, dass die Blase unvollständig entleert ist (Restharngefühl)
- Harninkontinenz in Form von ständigem Harntröpfeln ohne spürbaren Harndrang (durch chronisch unzureichende Entleerung der Harnblase mit hoher Restharnmenge)
Gut zu wissen
Zwar steckt hinter solchen Beschwerden bei Männern in den allermeisten Fällen eine vergrößerte Prostata. Die Symptome können aber auch andere Ursachen haben – wie zum Beispiel eine Verengung der Harnröhre, eine nervlich (etwa durch multiple Sklerose) bedingte Blasenentleerungsstörung, eine chronische Prostataentzündung oder Prostatakrebs.
Mit der Zeit können bei einer gutartigen Prostatavergrößerung zudem folgende Symptome beziehungsweise Komplikationen auftreten:
- wiederholte Harnwegsinfekte
- Unvermögen, die gefüllte Harnblase spontan zu entleeren (Harnverhalt – in akuter Form ein medizinischer Notfall)
- Blasensteine
- sackartige Ausstülpung der Harnblasenwand (Blasendivertikel)
- Nierenversagen
Daneben kann eine vergrößerte Prostata die Sexualfunktion beeinträchtigen: Manche Männer mit Prostatahyperplasie entwickeln Symptome einer erektilen Dysfunktion. Das heißt, sie sind über mindestens ein halbes Jahr nicht in der Lage, eine für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion zu erreichen und aufrechtzuerhalten.
Doch nicht jeder Mann, dessen Prostata vergrößert ist, verspürt auch Symptome. Eine gutartige Prostatavergrößerung mit mittleren bis starken Beschwerden haben in Deutschland:
- ca. 20 % der 50- bis 60-jährigen Männer
- ca. 40 % der über 70-jährigen Männer
Prostatahyperplasie: Ursachen
Praktisch alle Männer haben altersbedingt irgendwann eine vergrößerte Prostata. Die Ursachen hierfür sind jedoch noch nicht abschließend geklärt. Darum lässt sich auch nicht genau sagen, warum sich die Prostata bei manchen Männern stärker vergrößert als bei anderen – oder warum zwischen dem Ausmaß von Prostatahyperplasie und Prostatabeschwerden oft kein Zusammenhang zu bestehen scheint.