In Deutschland kann man sich entweder privat oder gesetzlich krankenversichern. Wem die Wahl hat, fragt sich mitunter, was sich mehr lohnt. Ein Überblick.
Das Wichtigste im Überblick
Selbstständige, Beamte und gut verdienende Angestellte dürfen in Deutschland wählen: Soll es die gesetzliche Krankenversicherung sein, wie für etwa 90 Prozent der Bürger, oder doch lieber die private?
Eine pauschale Antwort, welche Wahl besser ist, gibt es zwar nicht, doch wer die wichtigsten Unterschiede kennt, hat zumindest eine Entscheidungshilfe an der Hand. Wir zeigen, welche Aspekte Sie bedenken sollten und welche Vor- und Nachteile die beiden Systeme haben.
Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) steht grundsätzlich allen offen, während die private Krankenversicherung (PKV) nur für bestimmte Berufsgruppen wie Beamte, Selbstständige, Studierende und Gutverdiener über der sogenannten Jahresarbeitsentgeltgrenze zugänglich ist. 2024 liegt diese Grenze bei 69.300 Euro brutto im Jahr.
Anbieter einer privaten Krankenversicherung können Antragsteller zudem aufgrund von Vorerkrankungen oder Alter ablehnen. Das gilt allerdings nicht in den Basis- und Standardtarifen, also jenen Tarifen mit stark eingeschränkten Leistungen. Dort müssen private Krankenversicherungen zumindest all jene aufnehmen, die nicht in der gesetzlichen Krankenversicherung versicherungspflichtig sind oder schon einmal privat versichert waren.
In der gesetzlichen Krankenversicherung hängt der Beitrag von Ihrem Einkommen ab, in der privaten Krankenversicherung von Ihrem Alter bei Vertragsabschluss, Ihrem Gesundheitszustand und den gewählten Leistungen.
Gesetzlich Versicherte zahlen 14,6 Prozent ihres Einkommens in die Krankenversicherung, hinzu kommt der Zusatzbeitrag, den die Krankenkassen selbst festlegen. Sind Sie angestellt, übernimmt Ihr Arbeitgeber die Hälfte des Krankenversicherungsbeitrags, Sie selbst zahlen also nur 7,3 Prozent.
Die Höhe der Beiträge ist aber durch die sogenannte Beitragsbemessungsgrenze gedeckelt. Verdienen Sie 2024 mehr als 5.175 Euro im Monat, wird das Einkommen oberhalb dieser Summe nicht mehr für die Beitragsberechnung herangezogen. Wo die Grenze für andere Sozialversicherungen liegt, lesen Sie hier.
Verdienen Sie wenig, zahlen Sie auch wenig für die gesetzliche Krankenkasse. Allerdings gibt es durch den Mindestbeitrag auch nach unten eine Grenze. Dafür setzt der Staat ein fiktives Mindesteinkommen an. Derzeit liegt es bei 1.178,33 Euro im Monat. Welcher Krankenversicherungsbeitrag dabei herauskommt, lesen Sie hier.
Sind Sie freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert und nicht angestellt, wird bei der Beitragsberechnung nicht nur Ihr Gehalt berücksichtigt, sondern auch andere Einnahmen wie zum Beispiel Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung, Zinsen und Dividenden, Beamtenbezüge oder Unterhalt. Haben Sie gar kein eigenes Einkommen, aber einen Ehepartner, können Sie sich bei ihm beitragsfrei mitversichern. Gleiches gilt für Kinder.
In der privaten Krankenversicherung ist das so nicht möglich. Ehepartner und Kinder müssen sich eigenständig versichern. Die Höhe der PKV-Beiträge variiert zudem stark, da sie sich nach Alter, Gesundheitszustand sowie dem gewählten Tarif richten. Sind Sie angestellt, übernimmt der Arbeitgeber auch bei der privaten Krankenversicherung die Hälfte der Prämie, allerdings nur bis zum Höchstsatz von rund 422 Euro im Monat (Stand: 2024).
Private Krankenversicherungen locken mitunter mit geringeren Beiträgen als in der gesetzlichen Krankenversicherung, doch je älter Sie werden, desto mehr steigen auch die Beiträge, da sich diese unter anderem nach Ihrem Alter richten. Das gilt auch noch, wenn Sie bereits in Rente sind.
Um diese Beitragssteigerungen zumindest etwas abzufedern, legen die privaten Krankenversicherungen einen Teil der monatlichen Beiträge als sogenannte Altersrückstellungen zurück. Dafür erheben sie von allen Versicherten, die jünger als 60 Jahre sind, einen Beitragszuschlag von 10 Prozent. Das Geld wird dann verwendet, um die Beiträge ab dem 65. Lebensjahr weniger stark steigen zu lassen. Alle Gesundheitskosten, die im Laufe der Zeit durch das höhere Alter entstehen, können die Altersrückstellungen aber nicht abdecken.
Können Sie die Beiträge nicht mehr stemmen und deshalb zurück in die GKV wechseln, ist das nur unter strengen Voraussetzungen möglich und oft mit hohen Zusatzbeiträgen verbunden.
Ein paar Kniffe gibt es, die Beiträge zur PKV zu reduzieren: Eine Möglichkeit führt über Tarife mit Selbstbeteiligung. Sie zahlen also einen Teil der Gesundheitskosten selbst. Wie sehr sich das für Sie rentiert, lässt sich nicht sicher sagen. Müssen Sie sich selten behandeln lassen, hat sich die Entscheidung gelohnt, werden Sie hingegen häufig oder langwierig krank, fahren Sie vermutlich besser, wenn Sie nichts selbst dazugeben müssen.