Wer sein Auto unterwegs lädt, bezahlt im Schnitt mehr als Fahrer von Verbrennern, zeigt eine Auswertung. Ein Anbieter fordert Konsequenzen.
Wer ein E-Auto unterwegs aufladen muss, zahlt nach Berechnungen des Statistikdienstes Statista deutlich mehr als Fahrerinnen und Fahrer eines Verbrenners an der Tankstelle. Für eine Reichweite von 100 Kilometern fallen im Schnitt 11,10 Euro an Normalladepunkten und 13,11 Euro an Schnellladepunkten an, wie der Ökostromanbieter Lichtblick am Dienstag mitteilte. Sprit dagegen kostet für 100 Kilometer 10,38 Euro für einen Benziner mit sechs Litern Verbrauch, bei einem Preis von 1,73 pro Liter Super E10.
„Die Preise an den Tank- und Ladesäulen sorgen bei Autofahrern für Fehlanreize und fördern damit klimaschädliches Verhalten“, kritisierte Lichtblick-Chefjurist Markus Adam. Für die Verkehrswende sei der breite Umstieg von Verbrenner- auf E-Autos unerlässlich, ebenso wie verbraucherfreundliche Preise an öffentlichen Ladesäulen.
Unterwegs laden: Experten raten ab
Allerdings ist das Aufladen unterwegs sowieso nicht die meistgenutzte Option: Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2023, die Statista zitiert, lädt der größte Anteil der E-Auto-Besitzer (79 Prozent) in Deutschland, Österreich und der Schweiz, das E-Auto zu Hause. An der Straße laden (Mehrfahrantworten waren möglich) 57 Prozent. Zudem weisen Experten darauf hin, dass E-Autos am günstigsten und umweltfreundlichsten betrieben werden, wenn ihr Akku von einer hauseigenen Photovoltaikanlage mit Zwischenspeicher gespeist wird. Auch ständiges Schnellladen wird kritisch gesehen, da es sich laut ADAC auf die Lebensdauer des Energiespeichers auswirkt.
Preise für Ladestrom sind weiter gestiegen
Lichtblick veröffentlichte den Ladesäulencheck zum vierten Mal nach 2020, 2021 und 2023. Die durchschnittlichen Preise pro geladener Kilowattstunde Strom sind den Angaben zufolge im Vergleich zum letzten Ladesäulencheck weiter gestiegen. Dabei sei der Durchschnittspreis für Haushaltsstrom im selben Zeitraum gesunken, kritisierte das Unternehmen.
Das steckt hinter dem Preisanstieg
Hauptgrund für die gestiegenen Preise ist laut Lichtblick die Monopolbildung: Lokale Monopolisten – in der Regel die jeweiligen lokalen Energieversorger – hätten meist Marktanteile von über 80 Prozent bei Normalladepunkten. Denn allein ein Ladepunktbetreiber bestimme den Stromlieferanten. Lichtblick als kleinerer Wettbewerbsteilnehmer forderte erneut eine Reform: das Durchleitungsmodell. Damit erhalte jeder Energieversorger das Recht auf Durchleitung seines Stroms an öffentliche Ladesäulen, so der Ökostromanbieter.
Ladeinfrastruktur hinkt hinterher
Adam bemängelte auch die Zugangsbedingungen an öffentlichen Ladesäulen, die den Umstieg aufs E-Auto unattraktiv machten. Wer mit dem E-Auto unterwegs ist, muss oft auf verschiedene Anbieter zurückgreifen, die unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten anbieten. Die Folge „ist ein Wirrwarr an verschiedenen Ladekarten und -Apps“.
Auch der Herstellerverband Acea sagte, dass der Ausbau der Infrastruktur in Europa in den vergangenen Jahren nicht mit dem Absatz von Elektroautos Schritt gehalten habe. Im vergangenen Jahr kamen demnach etwa 150.000 neue Ladepunkte hinzu – EU-weit gibt es damit insgesamt 630.000. Bis 2030 sollen es nach Ansicht der Europäischen Kommission 3,5 Millionen sein. Der jährliche Zuwachs müsste demnach fast verdreifacht werden. Es gebe einen klaren Zusammenhang zwischen der Zahl der verkauften Fahrzeuge und den öffentlichen Ladepunkten.