Aktuell muss beim ersten reinen Elektroauto von Porsche ein weltweiter Rückruf ausgestanden und auch finanziell verkraftet werden: Wegen poröser Bremsleitungen müssen alle Taycans in die Werkstatt. Und der große SUV Cayenne wird als Verbrenner zumindest länger gebaut als gedacht.
Das sind viele Baustellen in dem erfolgsverwöhnten Unternehmen. Zwar hatte Porsche das Jahr 2024 zum Übergangsjahr ausgerufen. Inzwischen stellt sich bei Investoren und Anlegern aber schon die Frage nach dem Risikomanagement des Unternehmens. Und nach der Doppelrolle von Oliver Blume. Als CEO von Porsche und von VW hat er zwei Hüte auf. In und außer Haus gibt es viele Stimmen, die meinen, das sei zu viel. Tatsächlich ist Oliver Blume der einzige Spitzenmanager in Deutschland, der gleich zwei Dax-Konzernen vorsteht.
Am Kurs der Aktie geht das alles nicht spurlos vorüber: In diesem Jahr hat sie 13 Prozent verloren, während der Gesamtmarkt ordentlich gestiegen ist. Derzeit notiert die Aktie unter 70 Euro. Vor gut einem Jahr war sie noch fast 120 Euro teuer.
Doch es gibt Anzeichen für Besserung: Auf der Habenseite steht ein laut Porsche guter Start ins zweite Halbjahr. Die neuen oder überarbeiteten Modelle dürften dazu weiter beitragen. Porsche hat sein Jahresziel bekräftigt – ein Achtungserfolg. Es kam viel Pech und einiges an Fehlern zusammen, aber sagen wir so:
Porsche hat das Potenzial, zu alter Stärke und mehr zurückzukehren. Die Kundschaft ist relativ treu und kaufkräftiger als bei den meisten anderen Autoherstellern, die Modellpalette ist runderneuert, die Modelle werden im zweiten Halbjahr besser verfügbar sein. Das Management muss aber beweisen, dass es die Probleme in den Griff bekommt. Allein vom Mythos kann man in diesen Zeiten nicht mehr zehren. Aber irgendwo gilt er schon noch, der alte Porsche-Slogan: „Seit 100 Jahren machen Autos unabhängig. Eins macht abhängig.“