In Berlin soll eine RAF-Terroristin festgenommen worden sein. Die Fahndung dauerte über 30 Jahre.
Die unter anderem wegen versuchten Mordes gesuchte frühere RAF-Terroristin Daniela Klette ist festgenommen worden. Die 65-Jährige sei am Montag in Berlin gefasst worden, nähere Informationen zu den genauen Umständen lägen nicht vor, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft im niedersächsischen Verden am Dienstag. Klette wird zur dritten Generation der linksextremistischen Rote Armee Fraktion (RAF) gezählt.
Die 65-Jährige soll am Montag vom LKA Niedersachsen und dem örtlichen Abschnitt in Berlin-Kreuzberg festgenommen worden sein, berichtete die „Welt“ unter Berufung auf Sicherheitskreise.
Den ehemaligen RAF-Terroristen Daniela Klette, Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg wird versuchter Mord im Zusammenhang mit einer Serie von schweren Raubüberfällen vorgeworfen. Die drei tauchten bereits in den 1990er Jahren unter. DNA-Spuren brachten die Ermittler darauf, dass das Trio für Raubüberfälle auf Geldtransporte und Supermärkte im Zeitraum zwischen 1999 und 2016 verantwortlich sein dürfte.
Tatorte in Niedersachsen und NRW
Tatorte waren unter anderem Osnabrück, Wolfsburg und Stuhr in Niedersachsen sowie Hagen und Bochum in Nordrhein-Westfalen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Überfälle nicht politisch motiviert waren. Die RAF hatte sich 1998 aufgelöst und danach keine Terroranschläge mehr begangen. Die Beschuldigten sollen die Überfälle begangen haben, um an Geld zu kommen. Bei den Überfällen etwa auf Geldtransporter waren sie schwer bewaffnet.
Die linksextremistische Vereinigung Rote Armee Fraktion (RAF) galt in der Bundesrepublik über Jahrzehnte als Inbegriff von Terror und Mord. Insgesamt ermordete die RAF mehr als 30 Menschen, mehr als 200 wurden verletzt. Opfer waren unter anderem Generalbundesanwalt Siegfried Buback, Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto und Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer.
Dritte Generation der RAF
Staub, Klette und Garweg werden der sogenannten dritten RAF-Generation zugeordnet. Vertreter der Generation sollen den damaligen Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, und den Treuhand-Chef, Detlev Karsten Rohwedder, umgebracht haben. Rohwedder war am 1. April 1991 in Düsseldorf in seinem Haus am Schreibtisch erschossen worden. Das RAF-Kommando hatte ihn aus einer Kleingartenlage und mehr als 60 Metern Entfernung ins Visier genommen. Es war der letzte RAF-Mordanschlag.
Ein am Tatort sichergestelltes Haar konnte dem später in Bad Kleinen ums Leben gekommenen Wolfgang Grams zugeordnet werden. Speichelspuren deuten aber auf mindestens eine weitere, unbekannte Person am Tatort hin. Neun RAF-Morde gelten als nicht aufgeklärt.
Hinweise nach ZDF-Sendung
Im März 1993 kam es mit einem Sprengstoffanschlag gegen die Baustelle der JVA Weiterstadt zum letzten RAF-Anschlag. Über 200 Kilogramm Sprengstoff zerstörten drei Unterkunftsgebäude und den Verwaltungstrakt der im Bau befindlichen Anstalt. Menschen wurden nicht verletzt. Der Sachschaden betrug 80 bis 90 Millionen DM.
Die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … Ungelöst“ hatte am erst vor wenigen Tagen einen neuen Fahndungsaufruf nach Klette, Staub und Garweg gestartet. Danach waren über 160 Hinweise eingegangen, wie die Staatsanwaltschaft Verden mitgeteilt hatte.