Er hat das Softwareunternehmen SAP mitgegründet und hält sich mittlerweile die meiste Zeit in den USA auf. Dennoch sieht Hasso Plattner einige Entwicklungen in Deutschland mit Sorge.
Hasso Plattner sieht den größten Handlungsbedarf der deutschen Politik in der Bekämpfung der „Umwelt- und Klimabedrohung“ und der Aufrüstung Deutschlands. Das sagt der Mitbegründer des Softwareunternehmens SAP in einem Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ).
Sein Leben lang sei er Pazifist gewesen, so Plattner, „aber jetzt muss Deutschland aufrüsten.“ Wie auch die anderen Nato-Länder müsse Deutschland sich angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine verteidigungsbereit zeigen. „Putin hat etwas Besonderes mit uns vor“, ist sich Plattner sicher.
Daneben sieht er die Umwelt- und Klimapolitik als wichtige Punkte, die „eher früher denn später“ angegangen werden müssten, denn Deichbrüche und Überschwemmungen in Hamburg gehörten zu den „großen Ereignissen der deutschen Nachkriegsgeschichte“.
„Die Selbstzweifel bis zum Selbstzerstörerischen“ entwickelt
Lösen müsste diese Probleme eigentlich die Ampel-Koalition, doch sie ist laut Plattner „nicht auf natürliche Art stabil“. Auch deshalb habe er keinen guten Rat für Bundeskanzler Olaf Scholz, wenn dieser ihn danach fragen würde. Aber Kritik an der SPD übt der nach eigenen Angaben langjährige SPD-Wähler: „Ich könnte jetzt boshaft sagen: Ist die SPD noch im Parlament? Es ist ein Trauerspiel.“
Die Leitenden der Partei würden versuchen, sich über Kompromisse durch das Tagesgeschäft zu retten, ohne eine klare Linie zu zeigen. Darin sieht Plattner ein Problem. Trotzdem weigert er sich, „alles auf den armen Bundeskanzler“ zu schieben, „der halt nicht so viel Strahlkraft hat.“ Die gesamtwirtschaftliche Talfahrt habe auch damit zu tun, dass Deutschland „die Selbstzweifel bis zum Selbstzerstörerischen“ entwickelt habe. Das sei in den USA anders und das schwäche Deutschland im internationalen Wettbewerb.
Plattner spricht sich gegen AfD-Verbot aus
Aber auch den Aufstieg der AfD sieht der gebürtige Berliner mit großer Sorge. „Nehmen wir mal an, in Amerika kippt die Demokratie“, überlegt er mit Blick auf die mögliche Wiederwahl von Donald Trump. „Dann hätte die westliche Welt ein großes Problem“, das sie mit einem Drittel von Menschen lösen müsste, die ähnlich denken, wie Trump. Aktuell liegt die AfD bundesweit bei etwa 21 Prozent, in Sachsen, Thüringen und Brandenburg hingegen bei knapp oder über 30 Prozent. Dort finden im September Landtagswahlen statt.
Dennoch ist sich Plattner sicher: Ein Verbot der AfD würde diese nur stärker machen, denn es gebe eine starke Gruppe der Bevölkerung, die dem Gedankengut der AfD sehr nahesteht. „Das Gefühl, dass wir als Deutsche den anderen überlegen sind, dass es uns am besten geht, wenn man uns nur allein lässt, ist stark vertreten in Deutschland.“