Wer Pistazien kaufen will, muss tief in die Tasche greifen. Pistazienmus ist teils vergriffen. Zu tun hat das auch mit einem Schokolade-Trend. Und die Lage könnte sich noch zuspitzen.
Pistazien enthalten viele Inhaltsstoffe, sind als Snack lecker – und: teuer. Für eine Tüte Pistazien müssen bisweilen bis zu vier Euro abgerufen werden. Pistazienmus gilt als luxuriöser Brotaufstrich, der mancherorts bereits vergriffen ist. Und ein Trend zur Luxusschokolade erhöht die Nachfrage noch mehr.
Die Lage könnte sich noch zuspitzen. Aktuell zeichnet sich eine Knappheit der Steinfrucht ab. Insbesondere in den nächsten Wochen könnten das auch Verbraucher hierzulande spüren.
Doch woher rührt der Engpass bei Pistazien? t-online ist dem Ganzen auf den Grund gegangen.
Pistazien sind ein klassisches Importgut. Die Bäume benötigen viel Sonne und deshalb ist es keine Überraschung, dass die Nuss eigentlich im Nahen Osten heimisch ist, aber auch in Kalifornien angebaut wird. Der größte Pistazienexporteur weltweit sind die USA. Und hier liegt ein Problem für die sich abzeichnende Knappheit, erklärt Elaine Reinhard. Sie arbeitet bei „Mundus Agri“, der führenden Nachrichten- und Handelsplattform für Lebens- und Futtermittelrohstoffe in Deutschland und recherchiert zur Preisentwicklung von Nüssen.
„Die Situation in den USA, dem wichtigsten Lieferanten für Pistazien, ist sehr schwierig“, sagt Reinhard t-online. „Es ist aktuell kaum möglich, Angebote zu bekommen.“ Die Nachfrage sei „förmlich explodiert“. In der vergangenen Saison seien die Pistazienexporte der USA insgesamt um 43 Prozent gestiegen, nach Deutschland gar um fast 70 Prozent.
„So toll dieses Geschäft für die Exporteure in der letzten Saison war, hat dies die Überhangbestände stark reduziert“, meint Reinhard. Dazu kommt, dass dieses Jahr ein sogenanntes „Off-Year“ ist, in dem die Pistazienernte mager ist. Vergangenes Jahr war derweil ein „On-Year“ oder auch „Mastjahr“.
Vergangenes Jahr wurden daher 670.000 Tonnen in den USA geerntet, dieses Jahr liegen selbst die optimistischen Schätzungen deutlich darunter. Laut Daten der Plattform Mundus Agri könnte die Produktionsmenge in den USA nur bei knapp 500.000 Tonnen rangieren – ein Minus von mehr als einem Viertel. Der Mix aus weniger Ernte, geringen Beständen und stark gestiegener Nachfrage lässt also die Preise anziehen.
„Angesichts der Tatsache, dass die Preise in den USA steigen, werden auch die Importeure in der EU tiefer in die Tasche greifen müssen“, resümiert Marktexpertin Reinhard. Neben den USA gibt es weitere Exporteure für Pistazien – insbesondere die Türkei und den Iran. Doch auch hier zeichnen sich Probleme ab.
Zwar ist die Produktion in der Türkei, die ebenfalls als wichtiger Pistazienlieferant gilt, antizyklisch zu der in den USA. Das bedeutet: Dieses Jahr fällt die Ernte in der Türkei sehr gut aus. Expertin Reinhard von Mundus Agri erwartet „einen absoluten Rekord“. Dadurch könnten Teile des knappen US-Angebots durch die Türkei ausgeglichen werden, so die Hoffnung. „Gut möglich also, dass Verbraucher in der EU mehr Pistazien aus der Türkei verzehren werden“, so Reinhard.
Doch: „Zu schaffen machen den Bauern hier die hohen Produktionskosten und den Exporteuren die hohe Inflationsrate.“ Daher dürften die Exportpreise aus der Türkei hoch bleiben. Auch aus dem Iran könnten die Exporte etwas steigen, die Preise seien laut Reinhard „sehr attraktiv“. Aber auch hier gibt es Probleme: „Der Import gestaltet sich aufgrund der Sanktionen sowie komplizierter Wechselkursschwankungen als schwierig.“
Das sind eher schlechte Aussichten für Pistazienliebhaber. „Auch der Nahostkonflikt sowie die wirtschaftliche Lage in China, dem größten Abnehmer für Pistazien, haben großen Einfluss auf die Weltmarktpreise. Eine Vorhersage, inwieweit die Preise steigen werden, lässt sich angesichts der Komplexität nur schwer treffen“, so Mundus-Agri-Expertin Reinhard.