Die Pisa-Studie attestiert Schülern in Deutschland ein so schlechtes Bildungsniveau wie nie zuvor. Doch im Matheteil versagen ausgerechnet die Studienmacher selbst.
Ob Mathematik, Lesekompetenz oder Naturwissenschaften: Deutsche Schüler haben im Jahr 2022 bei der international anerkannten Pisa-Studie im Vergleich zu 2018 schlechter abgeschnitten. Schlimmer noch: Die gemessenen Werte sind so schwach wie nie zuvor, weltweit gesehen liegt Deutschlands Bildungsniveau nur im Mittelfeld.
Besonders im Bereich der Mathematik haben die 15-Jährigen, die die Tests absolvierten, großen Nachholbedarf. Das „OECD Programme for International Student Assessment“, kurz „Pisa“, stellt im Internet Beispielaufgaben eines der eigentlichen Studie vorgeschalteten Feldtests zur Verfügung.
Wer Mathematik beherrscht, sollte weder mit den Aufgaben noch mit den Lösungsmöglichkeiten Schwierigkeiten haben. Wer hingegen in deutscher Rechtschreibung und Grammatik geschult ist, findet hier zahlreiche Fehler. Und auch Finanzexperten müssten bei einem Begriff ins Grübeln kommen.
Hier ein Komma zu viel, dort eines zu wenig. Mal ein fehlender, mal ein überflüssiger Buchstabe. Dann wieder ein vergessener Punkt, dort ein fehlender Bindestrich: Insgesamt zehn verschiedene Fehlerarten haben wir gefunden. Ein paar Beispiele:
Interpunktion: mangelhaft
Auf Seite 4 heißt es: „Durch Klicken auf die Sortier-Symbole in den Spaltenüberschriften, kannst du die Daten im Tabellenblatt sortieren.“ Das Komma, das hier fehl am Platz ist, hätte der übernächste Satz gut gebrauchen können: „Verwende die Sortier-Symbole um jede Aussage zu bewerten.“ Wir zählten auf allen 33 Seiten insgesamt mehr als ein Dutzend fehlende Kommas.
Falsche Bindestriche
Dem Begriff „Multiple Choice-Aufgabentypen“ auf Seite 10 fehlt ein ganz anderes Zeichen, nämlich der Bindestrich zwischen „Multiple“ und „Choice“. Im Fall der „Stereo In-Ears Kopfhörer“ auf Seite 21 vermisst man sogar zwei Bindestriche: zwischen „Stereo“ und „In“ sowie zwischen „Ears“ und „Kopfhörer“. Und das „s“ ist zu viel. Das Wort schreibt sich nämlich „Stereo-In-Ear-Kopfhörer“.
Kurz danach wird die Durchkopplung hingegen überflüssig: Wenn da nämlich steht, dass manche Käufer ebendiesen Kopfhörern „1- und 2-Sterne gegeben haben“ – anstatt schlicht „1 und 2 Sterne“.
Um auf derselben Seite zu bleiben: Könnten Sie eine Frage beantworten, die folgendermaßen gestellt wird? „Welcher prozentuale Anteil der 1- und 2-Sterne-Bewertungen bezieht sich darauf, dass das Produkt zu spät oder nie an?“
Buchstabensalat
Auf Seite 17 sollen die Schüler ein Fliesenmuster und Fliesen betrachten, die im roten Rahmen „hervorgehobenen“ sind – zwei Buchstaben zu viel. Einen davon, das „n“, könnte man hingegen auf Seite 4 gut gebrauchen, um es einem „wurde“ zu schenken, damit es zum Plural der „Daten“ passt. Dort steht nämlich falsch: „Die Daten der Anteile der Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzer […] wurde dem Tabellenblatt […] hinzugefügt.“
Auf Seite 5 begegnet dem Leser eine unnötige Wiederholung in der Fragestellung. Dort heißt es: „Bei welcher Variable […] steigt der Anteil der Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzer in einem Land parallel zum Anstieg des Variablenwerts?“ Das ist, flapsig gesagt, doppelt gemoppelt. Richtig müsste die Frage lauten: „Bei welcher Variable […] steigt der Anteil der Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzer in einem Land parallel zum Variablenwert?“
Die Namen der neun Länder, um die es in dieser Frage geht, sind mit ihren deutschen Bezeichnungen in die Grafik eingefügt, auch Indonesien – zumindest auf Seite 5. Blättert man eine Seite weiter, steht da plötzlich „Indonesia“, die englische Version des Wortes.