In wenigen Tagen steht der Jahreswechsel an, aber in Köln gibt es erstmals Böllerverbotsszenen. Wie reagiert Feuerwerks-Hersteller Weco auf dieses Verbot?
Zweimal ist Feuerwerks-Hersteller Weco nur knapp an der Insolvenz vorbeigeschrammt, nachdem Feuerwerke während der Jahreswechsel in der Pandemie für alle verboten waren. Nach einem Rekordumsatz in 2022 haben sich viele Dinge beim Marktführer aus Eitorf bei Bonn geändert. An den Weihnachtstagen abzuschalten, falle den Mitarbeitenden der Feuerwerks-Firma alljährlich schwer, schließlich beginne nur wenige Tage später der Verkauf, sagt Pressesprecher Oliver Gerstmeier im Gespräch mit t-online: „Darauf arbeiten wir das ganze Jahr hin. 90 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir an den Tagen vor Silvester“, sagt er.
In Deutschland ist Weco Marktführer
Weco hält einen Marktanteil von 60 Prozent in Deutschland, doch nur noch ein Fünftel aller Feuerwerkskörper werde in den beiden Werken in Eitorf und Kiel gefertigt. Der Großteil komme aus China. Eigentlich waren es einmal drei Standorte, doch der Standort im sächsischen Freiberg habe nach den Verlusten aus den Corona-Jahren geschlossen werden müssen. „2022 hatten wir dagegen einen Rekordumsatz. Nicht verkaufte Ware erhalten wir vom Einzelhandel zurück. Normalerweise sind das rund 20 Prozent, im Vorjahr war es fast nichts – die Leute hatten Nachholbedarf“, sagt Gerstmeier.
In großen Teilen der Kölner Altstadt gilt für den Jahreswechsel 2023/2024 ein Böllerverbot. Die Stadtverwaltung hat das Abbrennen von Pyrotechnik mit ausschließlicher Knallwirkung zwischen dem Rhein und den Ringen untersagt. Raketen und Batterien, bei denen es um Lichteffekte geht, sind aber erlaubt. Die Stadt möchte so die Feinstaubbelastung senken und Rettungskräfte schützen, die in der Vergangenheit an vielen Orten in Deutschland in der Silvesternacht mit Böllern attackiert worden waren.
Verletzungen entstünden durch unsachgemäße Verwendung
„Pauschalen Verboten stehen wir kritisch gegenüber“, sagt Gerstmeier. Auch er habe die Kölner Silvesternacht 2015 und regelmäßige Krawalle in anderen Großstädten im Hinterkopf. „Da spielt nicht nur, aber vor allem der Alkoholkonsum eine große Rolle – so wie bei den allermeisten Verletzungen und Straftaten aus der Silvesternacht.“ Verletzungen im Zusammenhang mit Feuerwerk entstünden meist durch unsachgemäße Verwendung und das Zünden von illegalen Knallkörpern aus dem Ausland. „Wir haben als Unternehmen die Erfahrung gemacht, dass im sachlichen Austausch mit Verwaltungen viele Vorurteile gegenüber Feuerwehr verschwinden.“ Der Marktanteil von reinen Knallkörpern liege bei weniger als vier Prozent. „Man redet oft von Böllern, aber die Nachfrage sinkt.“
Keine Raketenspitzen aus Kunststoff mehr
Auch die Feinstaubbelastung führt die Stadt Köln bei ihrem Teilverbot ins Feld. Gerstmeier entgegnet: „Ein Liter Benzin, den ich verbrenne, erzeugt so viel Feinstaub wie 700 Feuerwerksraketen.“ Auch die CO₂-Belastung liege, Höhenfeuerwerke im Sommer eingerechnet, bei 0,0003 Prozent im Jahr. Was den Müll angeht, da finde im Unternehmen ein Umdenken statt. Es gelte das Motto „Pappe ist das neue Plastik“, schildert der Sprecher. „Wir haben keine Raketenspitzen und Schutzkappen aus Kunststoff mehr, sondern produzieren seit zwei Jahren 90 Prozent aller Raketen mit Pappe“, sagt er. Auch bei den Verpackungen und Batterien verschwinde der Kunststoff. „Die Resonanz darauf ist sehr gut.“