In einer Bischofskonferenz soll sich Papst Franziskus abfällig über homosexuelle Menschen geäußert haben. Zuletzt hatte er sich noch offener gezeigt.
Papst Franziskus soll laut italienischen Medienberichten in einer nicht-öffentlichen Konferenz mit italienischen Bischöfen eine beleidigende Bemerkung gegenüber der LGBT-Gemeinde gemacht haben. Er habe zudem seine Position wiederholt, dass homosexuelle Menschen nicht Priester werden sollten.
Die beiden größten Tageszeitungen Italiens, „La Repubblica“ und „Corriere della Sera“, zitieren den Papst mit den Worten, dass Seminaristenkollegien bereits zu voll seien mit „frociaggine“. Dies ist ein vulgärer italienischer Ausdruck, der grob als „Schwuchtelei“ übersetzt werden kann.
Die Quellen für diese Berichte sind bisher ungenannt und unbestätigt. „La Repubblica“ stützt ihren Artikel auf mehrere unbekannte Quellen, während „Corriere della Sera“ angibt, ihre Informationen kämen von einigen anonymen Bischöfen. Diese legen nahe, dass der Papst möglicherweise nicht realisiert hat, wie beleidigend dieser Ausdruck im Italienischen ist. Laut dem Boulevardmedium Dagospia fand das angebliche Ereignis am 20. Mai statt, als die italienische Bischofskonferenz eine viertägige Versammlung mit einer privaten Begegnung mit dem Papst eröffnete.
Nach den Medienberichten hat sich der Papst entschuldigt. Der Vatikan bestätigte in einer Mitteilung am Dienstag zwar nicht direkt, dass der Papst zu einem äußerst herablassenden Wort griff. Sprecher Matteo Bruni teilte aber mit, der Papst habe nie die Absicht gehabt, zu beleidigen oder sich homophob auszudrücken. Er entschuldige sich bei denjenigen, die sich durch die Verwendung des Begriffs, wie es „von anderen“ berichtet wurde, beleidigt gefühlt hätten. Er fügte hinzu, dass Franziskus auch bei anderen Gelegenheiten erklärt hat, dass es in der Kirche Platz für alle gebe. „Niemand ist überflüssig, niemand ist entbehrlich, es gibt Platz für alle“
Papst Franziskus war bislang dafür bekannt, eine offenere Haltung der katholischen Kirche gegenüber der LGBT-Gemeinschaft zu befürworten. 2013 sagte er: „Wenn eine Person schwul ist und Gott sucht und guten Willen hat, wer bin ich, um zu urteilen?“. Im letzten Jahr erlaubte er Priestern, Mitglieder gleichgeschlechtlicher Paare zu segnen, was erheblichen konservativen Gegenwind auslöste.
Dennoch vermittelte er bereits 2018 eine ähnliche Botschaft – ohne das mutmaßliche Schimpfwort – an italienische Bischöfe. Damals riet er ihnen, Bewerber für das Priesteramt sorgfältig zu prüfen und alle vermuteten Homosexuellen abzulehnen. Gemäß einem Dokument von 2005, welches unter dem Vorgängerpapst Benedikt XVI veröffentlicht wurde, sagte der Vatikan, dass die Kirche nur diejenigen in den Priesterstand aufnehmen könne, die ihre homosexuellen Neigungen klar überwunden hätten – und das mindestens seit drei Jahren. Praktizierende Homosexuelle sowie Personen mit „tief verwurzelten“ homosexuellen Neigungen oder Unterstützer der „sogenannten Schwulen-Kultur“, sollten demnach vom Priesteramt ausgeschlossen werden.