Ostersonntag ist erst am 17. April, viel Zeit additionally. Ich erwähne das, weil das Christen-Fest offenbar in der Corona-Bekämpfung eine besondere Rolle spielt. Die Lage ist so, dass zunächst Leiden, Sterben und Auferstehung Christi kommt – und anschließend Leiden und Abschied vom Virus. So rechnet Virologe Christian Drosten mit Lockerungen erst nach Ostern. Aktuell würden die Übertragungen aus dem Schulbetrieb gespeist, „da werden spätestens die Osterferien den Riegel vorschieben“, so Drosten. Und danach werde es wärmer sein und die Inzidenz „wahrscheinlich nicht mehr so stark an Fahrt aufnehmen“.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann sieht derzeit sogar allein ein Reden über Öffnungen vor Ostern als komplett absurd an. „Wir brechen keine Debatte über Exit-Strategien vom Zaun – das wäre völlig unangemessen und das völlig falsche Sign“, wettert der Grünen-Politiker. Man werde das nicht durch „haltlose Ausstiegsdebatten“ konterkarieren. Wilhelm Busch wusste: „Es ist das Osterfest alljährlich für den Hasen recht beschwerlich.“
Mehr Fortschritt wagen heißt offenbar auch, mehr Finanzen zu wagen. Wie soll man es anders interpretieren, wenn die einzelnen Bundesministerien in den Haushaltsverhandlungen Zusatzwünsche über quick 400 Milliarden Euro bis 2026 deponiert haben? So viel notierte Kassenwart Christian Lindner. Allein für 2022 sind in der Unterhaltungssendung „Wünsch Dir Was!“ rund 70 Milliarden mehr aufgelaufen, als die Finanzplanung erlaubte.
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Ganz ampelmäßig fallen Vertreter aller drei Koalitionsparteien mit strammen Ausgabenforderungen auf: Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Volker Wissing (FDP). Dabei hatte der liberale Lindner in einer Artwork Weihnachtsbrief noch eine „solide Haushaltspolitik“ angemahnt – und geraten, nichts anzukündigen, wenn noch unklar ist, woher das nötige Geld kommt. Das sei „nicht zielführend, weil wir damit Erwartungen wecken, die sich als unerfüllbar erweisen können“, so der FDP-Chef. Es nützte wenig. Und so kann aus dem „freundlichen Falken“, als der sich Lindner jüngst in Brüssel präsentierte, ein unfreundlicher Habicht werden.
Donald Trump hat sich den Titel „Der Verreißer“ furios verdient. Der vormalige US-Präsident, dem bei Nicht-Erfolg ein Cling zum Cholerischen nachgesagt wird, soll im Weißen Haus Dokumente persönlich zerrissen haben. Notdürftig zusammengeklebt landeten sie im parlamentarischen US-Untersuchungsausschuss zur Erstürmung des Kapitols im Januar 2021. Das Nationalarchiv offenbarte nun, es sei eine Angewohnheit Trumps gewesen, so mit Dokumenten umzugehen.
Beim Geldeinsammeln stören solche Schrullen nicht. Trumps Group hat für den Wahlkampf vor den Kongresswahlen im November bereits 122 Millionen Greenback von großzügigen Spendern eingesammelt, am fleißigsten struggle dabei das Fundraising-Komitee „Save America“. Das viele Geld soll an republikanische Kandidaten fließen, die ein Merkmal haben müssen: einen 75-Jährigen zu unterstützen, der nochmals Präsident werden will. Der Relaxation der Welt fröstelt und würde am liebsten ein eigenes „Save-America“-Komitee aufmachen.
Bei „normalen Firmen“ gilt der „Foundation-Effekt“. Je niedriger die Umsatzzone, desto größere Wachstumssprünge sind möglich. Bei Alphabet mit seinem ABC-Schützling Google gilt aber der „Netzwerk-Effekt“: Je größer die Nutzerschar, desto mehr Zulauf und mehr Werbung, heißt es da. Und so kommt es, dass der kalifornische Internetriese gestern von 257,6 Milliarden Greenback Umsatz für 2021 zu berichten wusste – intestine 40 Prozent mehr als im Vorjahr.
Das übertraf die Erwartungen der Börsianer. Der Jahresgewinn professional Aktie lag bei 108,6 Greenback. Googelt man nach dem Begriff „Monopolgewinn“, liefert „Wikibrief“: „In der Wirtschaft ist ein Monopol ein Unternehmen, dem es an einem tragfähigen Wettbewerb mangelt.“ Prima, sagen sich die Investoren und jagen die Aktie im nachbörslichen US-Handel an der Tech-Börse um 6,80 Prozent hoch auf 2945 Greenback.
Einst galt ZF Friedrichshafen als behäbiger Konzern vom Bodensee. Nun aber gibt sich der zweitgrößte Autozulieferer der Republik als Bewegungswunder – und greift Marktführer Bosch an. Noch liegt man mit rund zehn Milliarden Euro Umsatz hinter den Stuttgartern, die insgesamt 42,1 Milliarden Euro umsetzen. Mit Angeboten für autonomes Fahren in Nutzfahrzeugen soll der Abstand weiter schrumpfen. Die Übernahme des US-Bremsenherstellers Wabco hat Fantasien herausgebracht. „Jetzt haben wir die PS auf der Straße und müssen nur noch beschleunigen“, jubelt ZF-Vorstand Wilhelm Rehm. Unter seiner Führung werden die Truck-Aktivitäten von ZF und Wabco in Friedrichshafen zusammengelegt.
Ein erfreulich klares Wort zu den EU-Klimaregeln kommt aus der Bankenwelt. Thomas Jorberg, Chef der „Nachhaltigkeitsbank“ GLS, wendet sich energisch dagegen, dass Brüssel in seiner „Taxonomie“ Atom- und Gaskraftwerke als „grüne“ Energien definiert – sodass umweltbesorgte Fonds in sie investieren können. Jorberg sagt: „Die Taxonomie verfehlt ihr Ziel und ist in ihrer aktuellen Kind Greenwashing, unwirksam und wettbewerbsverzerrend.“
Er kritisiert, dass klassische Mittelständler von den EU-Klimaregeln überhaupt nicht erfasst würden. Die Taxonomie gilt bis auf weiteres nur für kapitalmarktfähige Unternehmen mit jeweils mehr als 500 Mitarbeitern. Die US-Schauspielerin Jane Fonda hat einen klaren Blick: „Wir gehen mit dieser Welt um, als hätten wir noch eine zweite im Kofferraum.“
Mathias Döpfner tritt als Chef des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) nicht zurück, obwohl er privat quick alle Journalisten in der Corona-Berichterstattung als „Propaganda-Assistenten“ verunglimpft hatte. Boris Johnson tritt als britischer Premier nicht zurück, obwohl er mitten im Lockdown Partys am Regierungssitz feiern ließ. Lothar Wieler tritt als Chef des Robert-Koch-Instituts auch nicht zurück, obwohl er es mit fortgesetzter Illoyalität der neuen Regierung gegenüber auf einen Rauswurf erster Klasse anzulegen scheint.
Nur einer macht es richtig und tritt tatsächlich zurück, nach 22 Jahren Karriere – Tom Brady, Famous person des American Footballs bei den Tampa Bay Buccaneers. Der Mann kommt mit 44 zur Einsicht, dass der Second gekommen sei, „um meine Zeit und Energie auf andere Dinge zu konzentrieren.“ Es geht doch.
Und dann ist da noch der Lebensmittel-Riese Nestlé, der mit seinen Wasser-Wachstumsfantasien immer wieder aneckt. Nun stoppt der Schweizer Konzern den Verkauf von Mineralwasser der Marke „Vittel“ in Deutschland. Ein Sprecher spricht in der „Lebensmittel-Zeitung“ von „Premiumisierungsbemühungen“ bei Nestlé. Das Augenmerk werde jetzt auf den Marken „San Pellegrino“ und „Acqua Panna“ liegen. Die Umweltsünden des Konzerns wirken sich offenbar aus, „Vittel“ schwächelt.
Nestlé steht in der Kritik, weil die Firma seit Anfang der 1990er-Jahre das Wasser aus Brunnen der französischen Kleinstadt Vittel verkauft. Der Grundwasserspiegel sinkt deshalb jährlich offenbar um 30 Zentimeter ab. Der Leiter der dortigen Nestlé-Fabrik bestätigt, mehr Wasser abzupumpen, „als sich natürlicherweise regenerieren kann, wodurch der Grundwasserspiegel seit dreißig Jahren jedes Jahr ständig sinkt.“
Wir führen an diesem Punkt den unerbittlichen, humoristischen Erich Kästner ein: „Die Erde ist ein gebildeter Planet mit sehr viel Wasserspülung.“
Ich wünsche Ihnen einen gelungenen Tag.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Hans-Jürgen Jakobs
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