Die Oscars sind vorbei, die Goldjungen verliehen. „Oppenheimer“ wurde als bester Film ausgezeichnet. Deutschland ging leer aus. Das war der Abräumer des Abends.
Am Sonntag wurden in Los Angeles zum 96. Mal die Academy Awards verliehen. Der Film „Oppenheimer“ von Christopher Nolan ging als großer Favorit ins Rennen und wurde seiner Rolle gerecht. 13 Mal war der Thriller über den „Vater der Atombombe“ mit Cillian Murphy in der Hauptrolle für einen Oscar nominiert. Siebenmal konnte „Oppenheimer“ den Goldjungen für sich gewinnen.
Auch in der Königskategorie „Bester Film“ triumphierte „Oppenheimer“. Die Geschichte über das Manhattan-Projekt zur Entwicklung der ersten Atombombe und die immer stärker wachsenden Zweifel Robert Oppenheimers an der Berechtigung einer solch zerstörerischen Waffe, war damit der große Gewinner des Abends. Eine Anti-Kriegsbotschaft vom wichtigsten Filmpreis der Welt? Einigen Stars war das nicht genug, sie setzten an diesem Abend mit politischen Symbolen ein Zeichen angesichts von Ukraine-Krieg und Nahost-Konflikt. Hier lesen Sie mehr dazu.
Auch Deutschland hatte gleich mehrere Chancen auf einen Oscar. So war die in Thüringen geborene Sandra Hüller für ihre Darbietung im französischen Film „Anatomie eines Falls“ in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“ nominiert und war damit die erste deutsche Schauspielerin mit einer Nominierung in dieser Sparte seit den Dreißigerjahren. Für den Goldjungen reichte es am Ende nicht: Stattdessen wurde Emma Stone für ihre Rolle in „Poor Things“ als „Beste Hauptdarstellerin“ ausgezeichnet.
Deutsche Tristesse beendet – trotz einem Trio ohne Triumph
Die beiden Regisseure Wim Wenders und Ilker Çatak konnten mit ihren Filmen „Perfect Days“ (für Japan) und „Das Lehrerzimmer“ (für Deutschland) in der Kategorie „Bester internationaler Film“ zwar Nominierungen einheimsen. Doch ein Erfolg war ihnen nicht vergönnt: Der britische Beitrag „The Zone of Interest“, in dem Sandra Hüller eine Hauptrolle spielt, machte das Rennen.
Damit wurde der deutsche Erfolgslauf von „Im Westen nichts Neues“, der vergangenes Jahr gleich vier Oscars gewann, 2024 zwar jäh gestoppt. Dennoch bleibt der Eindruck, dass Deutschland aus Filmsicht international nach Jahren der Tristesse wieder eine größere Rolle spielt. Hier sehen Sie alle Gewinnerinnen und Gewinner im Überblick:
Die Gewinner der Academy Awards 2024
- Bester Film: „Oppenheimer“
- Beste Regie: Christopher Nolan („Oppenheimer“)
- Beste Hauptdarstellerin: Emma Stone („Poor Things“)
- Bester Hauptdarsteller: Cillian Murphy („Oppenheimer“)
- Beste Nebendarstellerin: Da’Vine Joy Randolph („The Holdovers“)
- Bester Nebendarsteller: Robert Downey Jr. („Oppenheimer“)
- Bester internationaler Film: Großbritannien („The Zone of Interest“)
- Bestes Originaldrehbuch: „Anatomie eines Falls“ (Justine Triet und Arthur Harari)
- Bestes adaptiertes Drehbuch: „American Fiction“ (Cord Jefferson)
- Bestes Szenenbild: „Poor Things“
- Bester Kurzfilm: „The Wonderful Story of Henry Sugar“
- Bester animierter Kurzfilm: „War Is Over! Inspired By The Music Of John & Yoko“
- Beste Kamera: „Oppenheimer“
- Beste Filmmusik: „Oppenheimer“
- Bester Filmsong: „What Was I Made For?“ aus „Barbie“ (Billie Eilish, Finneas O’Connell)
- Bester Ton: „The Zone of Interest“
- Bester Schnitt: „Oppenheimer“
- Bestes Kostümdesign: „Poor Things“
- Bestes Make-up und Haarstyling: „Poor Things“
- Beste visuelle Effekte: „Godzilla Minus One“
- Bester Dokumentarfilm: „20 Days in Mariupol“
- Bester Dokumentarkurzfilm: „The Last Repair Shop“
- Bester Animationsfilm: „The Boy and the Heron“
Die 96. Oscarverleihung wird nicht durch große Überraschungen in Erinnerung bleiben. Lediglich in einer wichtigen Kategorie wurde es spannend: beim Rennen um die „Beste Hauptdarstellerin“. Die Buchmacher sahen vorab knapp Lily Gladstone für „Killers of the Flower Moon“ vorne. Sie wäre die erste indigene US-Amerikanerin gewesen, die diesen Preis gewinnt – doch am Ende jubelte Emma Stone. Der Rest des Abends verlief weitgehend vorhersehbar.
Pannen oder Skandale? Fehlanzeige. Von einem Moment wie 2022, als Will Smith seinen Kollegen Chris Rock auf der Bühne ohrfeigte, waren die Oscars weit entfernt. Selbst aufsehenerregende Dankesreden oder politische Statements – bis auf wenige Ausnahmen – suchte man vergebens. Am Ende könnte womöglich sogar die fahrige und etwas verunglückte Ansage von Al Pacino für „Bester Film“ symbolisch für den ganzen Abend stehen: Alles wirkte etwas entrückt, gehetzt und für sonstige Oscar-Verhältnisse fast schon seltsam lieblos.