Nvidia vollzieht einen Aktiensplit und senkt damit optisch den Kurs. Dadurch könnten sich neue Chancen für Anleger am Kapitalmarkt ergeben.
Der Chiphersteller Nvidia hat seinen angekündigten Aktiensplit im Verhältnis 1:10 vollzogen. Damit wird die Aktie vor allem für Kleinanleger attraktiver. Kostete eine Aktie am Freitag im regulären Xetra-Handel noch etwa 1.100 Euro, kostet sie nach dem Split nur noch gut 110 Euro.
Pro Aktie, die Nvidia-Aktionäre am Stichtag 6. Juni besaßen, erhielten sie im Rahmen des Aktiensplits nach Börsenschluss automatisch zehn Aktien. Der Wert der zehn neuen Aktien entspricht jedoch dem Wert der ursprünglichen Aktie. Die Gründe für Aktiensplits bei börsennotierten Unternehmen sind meist ähnlich. Ein Überblick.
Von November 2022 bis Juni 2024 stieg der Kurs von Nvidia, angetrieben von Entwicklungen im Bereich Künstlicher Intelligenz, um über 900 Prozent. Schon während der Corona-Krise hatte sich der Kurs mehr als verdreifacht. Die Gründe liegen in der Digitalisierung. Grafikkarten, Chips und Prozessoren werden in allen Bereichen benötigt und gelten als Wachstumstreiber für Technologieunternehmen.
Der Aktiensplit dient unter anderem dazu, die Aktie für Kleinaktionäre attraktiver zu machen. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens ändert sich durch den Aktiensplit nicht. War Nvidia vor dem Split an der Wall Street rund 2,7 Billionen US-Dollar wert, so gilt dies auch nach dem Split.
- Aktiensplit: Warum Firmen ihre Aktien teilen – und was Anleger davon haben
Nvidia ist das drittgrößte Unternehmen der Welt – nach Microsoft mit einem Wert von knapp über drei Billionen US-Dollar und Apple mit etwa 2,9 Billionen US-Dollar.
Nein, müssen sie nicht. Für alle, die Nvidia-Aktien besitzen, werden die neun zusätzlichen Aktien mit dem entsprechenden geringeren Wert je Aktie automatisch ins Depot gebucht. Eine Aktie kostet nach dem Split nur noch ein Zehntel des vorherigen Wertes.
Auch andere Unternehmen vollziehen Aktiensplits
Für Aktiensplits gibt es viele prominente Beispiele. Apple hat seit 1987 bereits fünf Aktiensplits durchgeführt: 1987, 2000, 2005 und 2014. Tesla hat im August 2022 einen Aktiensplit im Verhältnis 1:3 durchgeführt. Das Unternehmen wollte damit explizit die Aktie einer breiteren Investorenbasis zugänglich machen.
Die Google-Mutter Alphabet hat ihre Aktien im Jahr 2022 im Verhältnis 1:20 gesplittet. Auch der Online-Händler und Streaming-Anbieter Amazon hat seine Aktien mehrfach gesplittet. Im Jahr 1998 erfolgte ein Split im Verhältnis 1:2, im Januar 1999 im Verhältnis 1:3 und im selben Jahr ein zweiter Split im Verhältnis 1:3. Der letzte und größte Split fand im Juni 2022 statt. Die Amazon-Aktie schloss den Freitagshandel an der Nasdaq bei 2.447 US-Dollar. Dieser Kurs wurde im Verhältnis 1:20 gesplittet. Danach kostete eine Amazon-Aktie „nur“ noch 122,35 US-Dollar.
Bereits nach der Ankündigung des Aktiensplits begannen Spekulationen, ob sich der Chiphersteller mit dem niedrigeren Kurs je Aktie für die Aufnahme in den Dow Jones Industrial Average (DIJA) bewerben möchte, berichtet „finanzen.net“. Diese Aufnahme in den exklusiven und ältesten Index der Wall Street gelte als Krönung für ein Unternehmen.
Der Dow Jones Industrial Average umfasst 30 Werte. Änderungen finden relativ selten statt. Ob ein Unternehmen in den Dow Jones aufgenommen wird, entscheidet auch der Börsenwert. Mit einer Bewertung von knapp drei Billionen US-Dollar wäre Nvidia ein geeigneter Kandidat.
Der Dow Jones Industrial Average ist ein preisgewichteter Durchschnitt. Das heißt: Je teurer eine Aktie ist, desto größeren Einfluss hat sie auf den gesamten Index. Ein weiteres Kriterium: Die teuerste Aktie darf nicht zehnmal so teuer sein wie die günstigste.
Mit dem Aktiensplit qualifiziert sich Nvidia für den Dow Jones und könnte Experten zufolge Intel ersetzen, berichtet „finanzen.de“ weiter. Der US-Halbleiterhersteller habe seit Längerem mit einer schwächeren Performance zu kämpfen und rücke mit einer Marktkapitalisierung von 128 Milliarden US-Dollar auf die hinteren Plätze.
Institutionelle Investoren befürchten, dass Privat- und Kleinanleger von hohen Aktienkursen abgeschreckt werden könnten, und hoffen auf eine noch größere Nachfrage, wenn die Aktien optisch günstiger geworden sind.
Ein Aktiensplit kann aber nicht nur Vorteile für potenzielle Käufer haben, sondern auch Nachteile für das Unternehmen und den Aktienkurs mit sich bringen. Aktienbesitzer könnten geneigt sein, aufgrund der überdurchschnittlichen Performance Gewinne mitzunehmen – und zwar dadurch, dass sie nicht ihren gesamten Nvidia-Wertpapierbestand verkaufen, sondern nach dem Split nur einen Teil – wodurch der Kurs zunächst fallen könnte, bevor neue Käufer angelockt werden.
Obwohl einige Beobachter glauben, dass der Hype rund um Nvidia mit dem Aktiensplit ein Ende findet, sehen andere weiterhin Potenzial, so „finanzen.net“. Von insgesamt 40 befragten Wall-Street-Analysten empfahlen 37 die Aktie des Chipriesen zum Kauf, drei rieten zum Halten. Einen Verkauf hält derzeit keiner der befragten Analysten für sinnvoll.