Blinde Menschen brauchen in Museen meist eine Begleitperson oder eine spezielle Führung. Anders im Nürnberger Zukunftsmuseum – dank moderner Technik.
Blinde und sehbehinderte Menschen können das Zukunftsmuseum in Nürnberg, eine Zweigstelle des Deutschen Museums in München, ab sofort mittels einer Augmented-Reality-Brille selbstständig erkunden. Diese führe die Besucherinnen und Besucher mit akustischen Signalen und farbigen Einspielungen durch die Ausstellungsbereiche, heißt es. Das Zukunftsmuseum ist damit nach Angaben des Deutschen Museumsbundes ein Vorreiter in Deutschland.
Bei den verschiedenen Touren können Besucherinnen und Besucher ab zwölf Jahren die Ausstellung mit allen Sinnen erleben. Neben Hörtexten gebe es unter anderem auch Gerüche und Stationen zum Tasten. Ein Rundgang dauere 30 bis 60 Minuten. Bei der Entwicklung sei mit blinden Menschen zusammengearbeitet worden, teilt das Zukunftsmuseum mit.
Anja Hoffmann, die Leiterin des Arbeitskreises für Bildung und Vermittlung vom Deutschen Museumsbund, sagt: „Der autonome Museumsbesuch für Blinde und Sehbehinderte ist immer noch eine der Königsdisziplinen in der barrierefreien Ausrichtung von Ausstellungen.“ Ein ähnliches digitales Navigationstool habe sie bisher noch nirgendwo anders gesehen. Es gebe bereits Ansätze mit GPS-basierten Apps, bei denen es aber Ungenauigkeiten gebe.
Am häufigsten bieten der Expertin zufolge die mehr als 7.000 Museen in Deutschland spezielle Führungen und Workshops für blinde und sehbehinderte Menschen mit Beschreibungen zum Hören und einzelnen Exponaten zum Tasten an. Noch würden blinde und sehbehinderte Menschen aber nicht konsequent als Zielgruppe mitgedacht. „Es ist auf jeden Fall außerordentlich gut, dass das Museum der Zukunft in Nürnberg sich da vorwagt, denn nur die großen finanzstarken Häuser können sich solche Experimente leisten“, sagte sie.