Eine Blamage mit Folgen: Der 1. FC Köln präsentiert sich in Darmstadt desolat. Intern brodelt es. Mannschaft und Trainer rücken in den Blickpunkt.
Wenn ein Sportchef öffentlich seine eigene Mannschaft komplett zerlegt, müssen sich entweder die Spieler oder der Trainer warm anziehen. Beim 1. FC Köln sind dies nach dem 1:5 beim SV Darmstadt 98 die Ersteren, während der Chefcoach sich zwar auch viele Fragen gefallen lassen muss, aber die Unterstützung der Chefetage genießt.
Es fielen harte Worte von Christian Keller: „desolat“, „bodenlos“, „fürchterlich“, „enttäuschend“. Aber auch „Schülermannschaft“. Und der Satz: „Wenn du nicht lieferst, geht’s dir halt schlechter.“ Dieser Spruch dürfte ein Hinweis auf das gewesen sein, was die Spieler in den kommenden Tagen im Training erwarten wird. Harte, sehr harte Arbeit. Manche würden es Straftraining nennen.
Die Wahrheit lautet, dass dieses Spiel in Darmstadt aus Kölner Sicht tatsächlich nicht ohne Folgen bleiben darf. Eine solch schlechte Leistung hatte man selbst in der vergangenen Abstiegssaison kaum gesehen. Als Aufstiegsaspirant jedoch wiegt ein derart lebloser Auftritt doppelt schwer, weil er nicht nur die Qualitäts-, sondern auch die Charakterfrage aufwirft. Selbst Keller wollte dem nicht widersprechen.
Da hilft es auch nicht, dass der FC zu Saisonstart phasenweise sehr wohl schon gezeigt hat, dass die Mannschaft um den Aufstieg mitspielen kann. Wenn sie aber nach einem schmucklosen Sieg gegen Ulm bereits wieder glaubt, mit halber Kraft ein Ligaspiel bestreiten zu können, dann stimmt etwas mit der Berufseinstellung nicht. Und genau das müssen Keller und Chefcoach Gerhard Struber nun schnellstmöglich intern klären.
Aber nicht nur die Mannschaft und damit jeder einzelne Spieler muss sich hinterfragen. Auch Struber hat bereits Fehler gemacht. Und wenn ein Trainer während der 90 Minuten praktisch keinen Einfluss mehr auf das Spielgeschehen nehmen kann, kann er in der kritischen Analyse auch seine eigene Arbeit nicht außer Acht lassen. Der Österreicher konnte seiner Mannschaft nun schon zum wiederholten Male keine Lösungen an die Hand geben, wenn der ursprüngliche Matchplan nicht aufzugehen vermochte.
Das 1:5 liefert keinen Grund zur Schwarzmalerei. Sehr wohl aber liefert die Blamage von Darmstadt genügend Ansatzpunkte, um harte Maßnahmen zu ergreifen. Denn am Freitagabend schien noch immer nicht jeder Spieler verstanden zu haben, was es braucht, um in der 2. Bundesliga zu bestehen.
Allerdings war das Spiel auch für Sportchef Keller noch einmal eine Erinnerung, was nun seine wichtigste Aufgabe ist: die Vorbereitung der Transferperiode im Januar 2025, wenn er seinen Kader zwingend verstärken und verändern muss.
Denn seine eigenen Worte „desolat“, „bodenlos“, „fürchterlich“ und „enttäuschend“ treffen auch auf etwas anderes zu, was durchaus in Verbindung mit der Leistung des FC am Freitag in Darmstadt steht: Kellers bisherige Transferpolitik. Der FC muss auf allen Ebenen besser werden. Ansonsten braucht niemand im Klub mehr vom sofortigen Wiederaufstieg zu sprechen.