New York, Washington Eric Adams ist anders: Ein ehemaliger Polizist, aus armen Verhältnissen stammend, ein Yogi und Veganer. Der neue New Yorker Bürgermeister passt in keine Schablone und auch nicht in die der amerikanischen Demokraten. Und gerade deshalb gilt er – nach nur zwei Wochen im Amt – bereits als Hoffnungsträger für die Demokratische Partei.
Adams ist zwar für Impfen, Testen und Masken. Aber er will die Bildungseinrichtungen im größten Schulbezirk der USA nicht schließen, weil sonst gerade die sozial Schwachen am meisten leiden würden. Außerdem hat er den Kampf gegen die ausufernde Kriminalität in der Neun-Millionen-Stadt angekündigt.
Dafür spricht er auch mit den Polizeigewerkschaften, die sein Vorgänger Invoice de Blasio gemieden und verschmäht hat. Damit setzt sich Adams von dem meist weißen Institution seiner Partei ab. Gerade deshalb sehen immer mehr politische Beobachter in ihm bereits Potenzial fürs Weiße Haus.
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„Trotz Joe Bidens mysteriöser Abschweifung zur Sanders-Warren-Linken haben wir nun zwei prominente, nationwide sichtbare Demokraten – Senator Joe Manchin und den New Yorker Bürgermeister –, die argumentieren, dass die Zukunft der Demokraten woanders liegt“, schreibt etwa das „Wall Road Journal“ in einem Kommentar. Wenn die Zerlegung der progressiven Politik in Washington und im Land weitergehe, dann müsse irgendwer die Scherben aufsammeln. „Wie klingt Manchin-Adams?“
Auch die „New York Submit“ schreibt, dass eine erfolgreiche Submit-Biden-Zukunft für die Demokraten eher bei einem New Yorker Bürgermeister Eric Adams liege als bei Kamala Harris oder Pete Buttigieg. Als afroamerikanischer Ex-Polizist mit einer schweren Kindheit genieße Adams Glaubwürdigkeit auf der Straße.
Tatsächlich ist Adams nicht von der liberalen Elite in Manhattan gewählt worden, sondern in den ärmeren Vierteln in der Bronx, in Queens und in Brooklyn – Gegenden, die am stärksten von den Kämpfen zwischen Gangs und den Folgen der Covid-Pandemie betroffen sind.
Mehr Polizei und sichere Straßen
Während die progressiven, meist weißen Demokraten, zu denen auch der letzte Bürgermeister Invoice De Blasio zählte, die Polizei grundsätzlich als rassistisch verurteilen und auf deren Entmachtung drängen, wollen viele New Yorker das Gegenteil: mehr Polizei und sichere Straßen.
Sogar bei Eric Trump, dem Sohn des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, kommt der neue Bürgermeister intestine an: „Es ist so großartig, einen neuen Bürgermeister in New York zu haben, der die Kriminalität bekämpfen und die Schulen auf lassen will. Ich wünsche Eric Adams unglaubliches Glück!“, twitterte er Anfang des Jahres.
Adams, der selbst als Jugendlicher in einem Polizei-Keller misshandelt wurde und der sich später als Polizist gegen Rassismus in den eigenen Reihen starkmachte, sagte an seinem ersten Amtstag: „Ich glaube nicht daran, dass wir nur Gerechtigkeit und keine öffentliche Sicherheit haben können. Wir werden beides haben.“
Er will unter anderem die umstrittenen Zivilpolizisten wieder einführen, die vielen Progressiven als Beispiel für Brutalität und Rassismus der Ordnungskräfte gelten. Auch den Gangs der Stadt machte er eine klare Ansage. „Ja, es stimmt, dass ich mich mit Gang-Führern an einen Tisch setze“, stellte er klar. „Aber ihr schießt mir meine Stadt nicht kaputt!“
Adams ist überzeugt, dass er mit seiner Legislation-and-Order-Politik einen Nerv trifft. Nicht nur in New York, sondern im ganzen Land und, so hofft er, bald auch in seiner eigenen Partei. „Schaut mich an und ihr seht die Zukunft der Demokratischen Partei“, sagte er. „Wenn die Demokratische Partei nicht anerkennt, was wir hier in New York gemacht haben, dann werden sie ein Drawback bei den kommenden Midterms haben und sie werden ein Drawback mit den Präsidentschaftswahlen haben“, ist Adams überzeugt.
Er meinte damit vor allem seinen Wahlsieg mit einem Wahlkampf rund um das Thema Kriminalität und um eine Rückkehr des Lebens in der Stadt.
„Ein gutes Gefühl für die richtige Steadiness“
„Adams ist ein cooler, smarter Typ, der ein gutes Gefühl für die richtige Steadiness hat“, beschreibt ihn Ari Ginsberg, Wirtschaftsprofessor an der renommierten NYU Stern Faculty of Enterprise. Ginsberg hat mit Adams zusammengearbeitet, als er Präsident von Brooklyn warfare – mit 2,7 Millionen Einwohnern der größte der fünf Stadtteile New Yorks. Adams habe aus Brooklyn einen Technologie-Hub gemacht, lobt Ginsberg. „Und wenn er mit New York erfolgreich ist, dann wird er auch in der Demokratischen Partei aufsteigen“, prophezeit Ginsberg.
Der neue Bürgermeister will vor allem Leben in die Stadt zurückbringen.
(Foto: AP)
Andere Beobachter sind sich noch nicht ganz so sicher: „Historisch betrachtet warfare es nie erfolgreich, wenn ein New Yorker Bürgermeister Präsident werden sollte – siehe Rudy Giuliani, siehe Michael Bloomberg“, gibt Isaac Wright, demokratischer Stratege der Umfrage-Firma Ahead Resolution Technique Group, zu bedenken. „Aber Eric Adams sollte man dennoch nicht unterschätzen: Er macht einen unglaublich tollen Job in einer unglaublichen herausfordernden Stadt“, räumt auch er ein.
„Es ist wahrscheinlich dumm zu glauben, dass ein New Yorker Bürgermeister es zu einer nationalen politischen Figur schafft. Aber ich glaube dennoch, dass Eric Adams unter meinen Prime 5 wäre, wenn es darum geht, wer der nächste Präsidentschaftskandidat nach Joe Biden wird’“, twittert auch der auf Datenjournalismus spezialisierte Medienunternehmer Nate Silver.
Die jüngste Kritik an der Ernennung seines Bruders Bernard Adams zum Sicherheitschef wies Adams mit dem Hinweis zurück, dass seine Vorgänger ebenfalls Vertraute einbezogen haben. „Wenn andere Bürgermeister ihre Anwaltspartner und Menschen eingestellt haben, die sie aus der Uni kannten und die mit ihnen Karriere gemacht haben, dann hat keiner etwas gesagt“, konterte er auf einem Termin in Queens. „Aber ich bin so verwegen, Arbeiter einzustellen. Normale Leute, die in der Gewerkschaft waren“ – und auf einmal hieße es: Das geht aber nicht.
Adams, der am ersten Tag mit der U-Bahn und am zweiten Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit kam, setzt nicht nur auf Legislation und Order. Er will vor allem Leben in die Stadt zurückbringen, die einst niemals schlief. Den Bankvorständen, die ihre Mitarbeiter erneut nach Hause schicken, sagt er: „Wir können die Stadt nicht schließen. New York funktioniert nicht aus dem Homeoffice“ und „wir müssen Wege finden, mit Covid zu leben“.
Jeder Bankangestellte sichere schließlich auch Jobs in der Stadt: „Er ist Teil eines finanziellen Ökosystems: Er geht zur Wäscherei. Er geht zum Restaurant. Er bringt Geschäftsreisende. Er kauft einen Hotdog“, erklärt er und fügt mit einem Lächeln hinzu: „hoffentlich einen veganen“.
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