Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz erleichtert vielen Menschen die Zuwanderung nach Deutschland. Warum das wichtig ist, erklärt Bundesarbeitsminister Hubertus Heil.
Herr Heil, Sie haben das neue Gesetz als „Grundstein eines modernen Einwanderungslandes“ bezeichnet. Was zeichnet aus Ihrer Sicht ein modernes Einwanderungsland aus?
Ein modernes Einwanderungsland öffnet Türen und Herzen. Es zeugt von einer echten Willkommenskultur im Alltag ohne bürokratische Hürden. Wir brauchen Fachkräfte aus aller Welt, da unsere eigene Bevölkerung immer älter wird und es hier bereits viele offene Stellen gibt. Andere Industrieländer stehen vor genau den gleichen Herausforderungen. Deutschland ist ein attraktives Land, aber wir konkurrieren mit vielen anderen Ländern mit einer längeren Migrationstradition, mit Ländern, in denen das Wetter vielleicht besser oder die Sprache einfacher ist. Deshalb müssen wir uns aktiv dafür einsetzen, hochqualifizierte Einwanderer zu gewinnen und ihnen den Start ins Leben in Deutschland so einfach wie möglich zu machen.
Genau das macht unser neues Gesetz. Wir bauen Hürden ab, bauen Bürokratie ab und konzentrieren uns viel stärker auf die Potenziale der Menschen. Dadurch ist der Rechtsrahmen moderner denn je geworden. Gleichzeitig möchten wir den Menschen die Integration in den Alltag erleichtern. Wir möchten, dass sich die Menschen hier wohlfühlen, Teil unserer Gesellschaft werden und hier bleiben wollen. Dabei sind Sprachkenntnisse von entscheidender Bedeutung, aber auch soziales Engagement und eine Willkommenskultur am Arbeitsplatz spielen eine Rolle.
Warum braucht Deutschland Fachkräfte aus dem Ausland?
Derzeit gibt es in Deutschland 17 Millionen offene Stellen. Gleichzeitig werden in den nächsten Jahren mehr Menschen in den Ruhestand gehen als junge Menschen in den Arbeitsmarkt eintreten. Das bedeutet, dass es bereits einen Mangel an Arbeitskräften gibt und dieser Abstand sich langfristig nur noch vergrößern wird. Wir können diese Lücke nicht allein aus unseren „eigenen Reserven“ schließen. Es stimmt, dass es im Bereich der Beschäftigung von Frauen, älteren Menschen und Menschen mit Behinderungen immer noch ungenutztes Potenzial gibt. Darüber hinaus brauchen wir aber noch Migration. Da die Suche nach Fachkräften oft lange dauert, müssen wir nun alle Hebel in Bewegung setzen, sowohl die Migration erleichtern als auch das eigene Talentreservoir besser nutzen.
Wie erleichtert das neue Gesetz die Migration für Fachkräfte?
Künftig soll die Migration von Fachkräften auf drei Säulen basieren. Erstens Ihre Qualifikationen. Wenn Sie bereits einen Job gefunden haben und über in Deutschland anerkannte Qualifikationen verfügen, ist es einfacher, ein Arbeitsvisum zu erhalten. Insbesondere wird es einfacher, die begehrte „Blue Card“ zu erhalten, da wir die Höhe des erforderlichen Mindestgehalts senken.
Zweitens, Ihre Erfahrung. Wir eröffnen Menschen mit beruflicher Qualifikation und/oder entsprechender Berufserfahrung neue Wege der Arbeitsmigration. Auch wenn ihr Abschluss oder ihre Qualifikation in Deutschland nicht anerkannt wird, können sie ein Arbeitsvisum erhalten und sofort einer Beschäftigung nachgehen.
Drittens: Ihr Potenzial. Dieser Weg wird den Menschen helfen, Arbeit zu finden. Wir haben eine neue „Opportunity Card“ geschaffen, die Menschen zur Verfügung steht, die noch keinen Job gefunden haben, aber vielversprechendes Potenzial mitbringen können. Diese Menschen können nun für mindestens ein Jahr in Deutschland leben, um einen ihrer Qualifikation entsprechenden Arbeitsplatz zu finden.
Wir beseitigen auch Hürden, die die Einwanderung in der Vergangenheit gebremst haben, etwa die Verfahren zur Anerkennung von Abschlüssen. In einigen Fällen streichen wir die Prüfungspflicht, in anderen wird es möglich sein, Prüfungen erst in Deutschland abzulegen, anstatt sie vorher ablegen zu müssen. Außerdem erleichtern wir den Menschen die Einreise ihrer Familien nach Deutschland.
Alles in allem können wir mit Stolz sagen, dass die neuen Regeln sowohl ehrgeizig als auch ausgewogen sind. Wir schützen Neuankömmlinge vor Lohndumping und Ausbeutung – schließlich müssen Chancen und Schutz Hand in Hand gehen. Das ist das Prinzip, das unserem Wohlfahrtsstaat zugrunde liegt.
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