Im „Polizeiruf 110: Funkensommer“ wollen die Kommissare Cris Blohm und Dennis Eden das Schicksal einer Brandleiche aufklären. Lohnt sich der Fall?
Das Ermittlerteam Cris Blohm (Johanna Wokalek) und Dennis Eden (Stephan Zinner) bestreitet den letzten Sonntagskrimi vor der Sommerpause. Ihr zweiter Fall führt die Münchener Kommissare zu einer verkohlten Leiche. Im neuen „Polizeiruf 110: Funkensommer“ (26. Mai um 20.15 Uhr im Ersten) bekommen es die beiden nicht nur mit einem brennenden Haus und einer der einflussreichsten Familien Münchens zu tun, sondern auch mit brennenden Herzen und ganz großen Gefühlen. Cris Blohm verbrennt sich dabei fast die Finger – im doppelten Sinne.
In einem ehemaligen Verwaltungsgebäude liegt eine verbrannte Frau (Veronica Santos Ruiz). Der Brand wurde wohl durch einen defekten Ofen ausgelöst wie Brandermittler Hannes Senoner (Golo Euler), den beiden zu verstehen gibt. Die Identifizierung der toten Frau erweist sich zunächst als schwierig, denn niemand will sie gekannt haben. Aber Senoner vermutet sofort eine Brandstiftung und ist fest entschlossen, diese zusammen mit Blohm und Eden aufzuklären.
Das gestaltet sich nicht nur aus ermittlungstechnischen Gründen sehr herausfordernd: Eden und Senoner können sich wegen eines gemeinsamen Erlebnisses in der Vergangenheit nicht ausstehen. Zwischen Blohm und dem attraktiven und einfühlsamen Brandexperten funkt es dafür umso mehr. Die beiden kommen sich auch außerhalb der Ermittlungen näher. Binnen kürzester Zeit entwickelt sich tatsächlich eine Beziehung.
Die drei Ermittler fokussieren sich in ihren Nachforschungen schnell auf die Firma Hechtle, zu der das leerstehende Verwaltungsgebäude gehört. Die Autovermietung wird von einer der prestigeträchtigsten Familien Münchens geführt – und die wollte ihre alte Halle schon lange loswerden. Die cholerischen Anfälle des Junior-Chefs (Frederic Linkemann) und die senilen Anwandlungen des an Demenz erkrankten Seniors (Johann Schuler) werfen nicht unbedingt das beste Licht auf die Hechtles.
Aber auch der Wachmann Andreas Busch (Gerhard Wittmann) gerät unter Verdacht und verstrickt sich immer weiter in ein Konstrukt aus Lügen. Als der vermeintliche Brandstifter schließlich selbst zum Opfer wird, geraten die Ermittlungen ins Stocken.
Lohnt sich das Einschalten?
Ja. Auch wenn der Krimi am Ende droht, sich in Gefühlsseligkeit und unnötigen Kleinigkeiten zu verlieren, kriegt „Funkensommer“ letztlich doch noch die Kurve und liefert ein zwar nicht überraschendes, aber dennoch fulminantes Finale. Johanna Wokalek zeigt sich als Cris Blohm ungewöhnlich nahbar. Durch die eindrucksvoll inszenierten Visualisierungen ihrer Gedankengänge gelingt es, sich in die Ermittlerin hineinzuversetzen und ihre Handlungsschritte nachzuvollziehen. Zusammen mit Golo Euler liefert sie außerdem schöne Szenen aus der Idylle rund um München.
Regisseur Alexander Adolph gelingt die Verbindung zwischen den düsteren Bildern, die der Fund einer Brandleiche nun mal mit sich bringt, und der fröhlichen Stimmung im sommerlichen Bayern nahezu perfekt. Das Motiv des Feuers zieht sich als Leitfaden durch den gesamten Krimi – mal als Metapher für Vernichtung und Tod, mal als Zeichen feuriger Gefühle.
Neben dem äußert charmanten Golo Euler überzeugt besonders Gerhard Wittmann in der tragischen Rolle als verliebter und labiler Wachmann. Die Einsamkeit des gewissenhaften Herrn Busch, der nur seine Katze hat, springt fast auf den Zuschauer über. Als das Lügengebäude über seinem Kopf zusammenbricht, weiß man schon längst nicht mehr, wem man glauben soll. Adolph, der auch das Drehbuch geschrieben hat, bringt es im Statement zur Folge passend auf den Punkt: „‚Funkensommer‘ erzählt von den mannigfaltigen Interpretationen dessen, was man Wahrheit nennt.“
Mit dem „Polizeiruf 110: Funkensommer“ läutet der Sender die Sommerpause ein. In den kommenden Wochen gibt es auf dem angestammten Sendeplatz Sport oder Sonntagskrimi-Wiederholungen zu sehen. Der erste neue „Tatort“ oder „Polizeiruf 110“ wird am 18. August ausgestrahlt wird.