Ungestüm und unkonventionell: So wurde der BMW X2 zum Enfant Terrible. Die neue Generation eckt weniger an – nicht zuletzt, weil sie nun auch rein elektrisch fährt.
Wohl keine Klasse bietet Autokäufern so viel Auswahl wie die Kompaktklasse. Auch BMW erweitert das Portfolio und macht es Kunden jetzt wieder schwerer: Nach der 1er Limousine, dem 2er Coupé, dem Active Tourer und dem X1 schicken die Bayern im März auch noch den X2 ins Rennen. Damit bewerben sie sich um den Schönheitspreis im Segment.
Schließlich ist der schräge Typ zumindest im deutschen Wettbewerbsumfeld das einzige SUV-Coupé seiner Klasse. Wie bei jedem Coupé muss man für die Eleganz aber auch beim X2 bezahlen – und zwar gleich doppelt: Mit einem Grundpreis von 46.600 Euro ist er zehn Prozent teurer als der X1 und bietet trotzdem etwas weniger Platz.
Praxistauglichkeit statt Provokation
Stand bei der ersten Generation noch die Provokation in Vordergrund, wird der schräge Sonderling von einst in der zweiten Auflage etwas biederer, dafür aber praktischer. Der böse Look ist Geschichte und mit ihm das Markenlogo auf der damals noch relativ steilen C-Säule, das an den seligen Supersportwagen M1 erinnern wollte.
Stattdessen gibt es jetzt eine fast schon elegante Coupé-Linie, eine für die aktuelle BMW-Sprache beinahe moderat bemessene Niere und einen braven Bürzel am Heck.
Innen übernimmt der X2 von seinen Plattformbrüdern in der ersten Reihe das aktuelle Digital-Cockpit mit dem leicht gebogenen Screen und der verständigen Sprachsteuerung. Dazu kommen der zur Wippe verkommene Schalthebel sowie die hohe Konsole auf dem Mitteltunnel. Der fehlt jetzt der iDrive-Controller, dafür gibt es aber mehr Platz für Kaffeebecher und Kleinigkeiten.
Mehr Platz für die Passagiere im Fond
Mehr Platz – das gilt auch im Fond: Weil der Radstand von 2,67 auf 2,69 Meter wächst, gibt es für die Rückbank mehr Kniefreiheit. Und weil der neue X2 den alten mit seinen rund 4,55 Metern um bald 20 Zentimeter überragt, ist auch der Kofferraum größer: 560 bis 1.470 Liter passen hinter die große Klappe – jeweils rund 100 Liter mehr als bisher.
Antriebe für alle
Das Ende der Provokation ist nicht nur dem gemäßigten Design geschuldet, sondern auch eine Folge der Antriebswende hin zu nachhaltigeren Alternativen ohne lokalen CO2-Ausstoß.
Ja, es gibt den X2 auch als M35i mit hoffnungslos überzogenen 300 PS und mit den Fahrleistungen eines Sportwagens. Der beschleunigt unter lautem Gebrüll in 5,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und schießt danach weiter, bis die Elektronik bei 250 Sachen die Reißleine zieht.
Aber erstmals gibt es ihn eben auch als iX2 mit Elektroantrieb – wahlweise als Fronttriebler mit 170 kW/204 PS oder als Allradler mit 230 kW/313 PS und einem angenehm engagierten Fahrgefühl: 5,6 Sekunden für den Null-auf-100-Sprint sorgen für Nervenkitzel, der allerdings bei 180 km/h schon wieder vorbei ist – wenig für einen typischen BMW-Fahrer, aber mehr als die meisten Stromer der Konkurrenz.