In einer Synagoge kommt es zu Ausschreitungen. Auslöser war der Versuch, einen Tunnel zu verschließen. Jetzt kommen neue Details ans Licht.
In der vergangenen Woche kam es zu Ausschreitung in einer Chabad-Lubawitsch-Synagoge in New York. Auslöser war ein Tunnel unter der Synagoge – er sollte mit Beton verschlossen werden. Einige der Gläubigen wollten das verhindern, stellten sich in den Eingang, andere attackierten die hinzugezogenen Polizeikräfte. Neben der Polizei stellten sich allerdings auch andere Gläubige gegen die Randalierer.
Der Pressesprecher der Chabad-Gemeinde, welcher die Synagoge angehört, äußerte sich über X, vormals Twitter wie folgt: „Wir hoffen und beten, dass wir die Heiligkeit und den Anstand dieses heiligen Ortes schnell wiederherstellen können.“ Mehr über die Ausschreitungen lesen Sie hier.
Mittlerweile sind neue Details zu dem Tunnel bekannt geworden. t-online gibt einen Überblick über die neuesten Informationen.
Welchen Umfang hat der Tunnel?
Der Tunnel soll 2,4 Meter breit und 1,5 Meter hoch sein, das berichtet das Schweizer Onlinemedium „20 Minuten“ unter Berufung auf das New Yorker Bauamt. Den Angaben zufolge soll sich der Tunnel über 18 Meter erstrecken und unter einem Gebäude neben der Hauptsynagoge verlaufen.
Nachbarn sollen sich bereits im Dezember über Kratz- und Schabgeräusche unter ihren Häusern bei der Polizei beschwert haben, wie die „Frankfurter Rundschau“ berichtet.
Welches Ziel sollte der Tunnel erfüllen?
Über das Ziel des Tunnels gibt es mittlerweile mehrere Spekulationen. Anfangs wurde berichtet, dass dieser zu einem ehemaligen rituellen Frauenbad führen soll. Später war vor allem in den sozialen Netzwerken die Rede davon, dass er zu einem jüdischen Kindermuseum führen soll. Letzteres bestätigte sich allerdings nicht. Die amerikanische Nachrichtenagentur AP schreibt, dass der Tunnel keine Verbindung zu dem jüdischen Kindermuseum gegenüber der Synagoge hat.
Nachdem der Tunnel öffentlich bekannt wurde, mehrten sich auch die Behauptungen, dass dieser für illegale Aktivitäten genutzt worden sein soll. Laut AP sind diese Behauptungen jedoch unbegründet. Auch die Polizei hat laut „20 Minuten“ keine Erkenntnisse zu Straftaten. Antisemitische Verschwörungstheorien bezichtigen Juden bereits seit langem des Kinderhandels. Bereits seit dem Mittelalter hält sich die Ritualmordlüge in verschwörungstheoretischen Kreisen. Diese besagt, dass Juden Kinder töten würden, um deren Blut zu trinken. Die amerikanische rechtsextremistische Verschwörungsgruppe „Q-Anon“ baut ihre Theorien beispielsweise auf dieser Lüge auf. Mehr zu Q-Anon lesen Sie hier.
Warum der Tunnel wirklich gebaut wurde, beschäftigt derzeit ebenfalls die betroffen jüdische Gemeinde. Laut der jüdischen Nachrichtenagentur „Jewish Telegraphic Agency“ könnte es sich um einen Streit zwischen der Chabad-Gemeinde und einer Splittersekte handeln. Kern des Streits soll die Frage des Gebäudebesitzes sein. Manche US-Medien schreiben auch davon, dass durch den Tunnel die Räumlichkeiten der Synagoge schlichtweg erweitert werden sollten.
Was ist über die Chabad Lubawitsch Strömung bekannt?
Die Gemeinde der betroffenen Synagoge zählt zu der Chabad-Lubawitsch-Strömung. Dieser Zweig ist dem ultraorthodoxen Judentum zuzuordnen. Alleine in New York gibt es rund 200.000 Anhänger der Glaubensrichtung. Die Strömung zählt sich zum Chassidismus. Der Chassidismus wird in der Literatur als mystische, religiöse Erneuerungsbewegung beschrieben und soll in der heutigen Form erstmals in Osteuropa aufgekommen sein.
Die Bewegung steht aufgrund der Ungleichbehandlung von Mann und Frau immer wieder in der Kritik. Ihre Haltung zu den besetzten palästinensischen Gebieten im Westjordanland ist ebenso umstritten, wie die Befürwortung von rechtsextremen Siedlerbewegungen im Nahen Osten. In Bezug auf Siedler und besetzte Gebiete, vertreten die Orthodoxen allerdings eine sicherheitspolitische Überzeugung und keine Religiöse, wie die „TAZ“ schreibt.