Eine Gruppe von Wall-Street-Firmen diskutiert eine Insolvenz des Bürovermieters Wework. Das vermeldete die gewöhnlich gut informierte Wirtschaftszeitung „Wall Street Journal“ am Donnerstagabend.
Die Gruppe, zu der Blackrock, King Street Capital und Brigade Capital gehörten, führe erste Gespräche über die Umstrukturierungsoptionen des Unternehmens, heißt es dem Bericht zufolge aus Insiderkreisen. Die Fonds hätten angedeutet, dass sie einen Antrag auf Gläubigerschutz nach Kapitel 11 unterstützen würden. Das stellt den Schutz und die Weiterführung des zahlungsunfähigen Konzerns in den Fokus.
Die Aktien von Wework stiegen im späten Handel an der Wall Street um etwa zwölf Prozent auf 13 Cent. Bei Blackrock, King Street, Brigade und Wework war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Die Unternehmen hatten Wework Hunderte von Millionen Dollar geliehen. Unter dem Schutz des US-Insolvenzrechts können sich Firmen für eine bestimmte Zeit vor dem Zugriff der Gläubiger schützen. Eine Insolvenzanmeldung könnte Wework außerdem helfen, aus teuren Büromietverträgen auszusteigen.
Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres hat Wework nach eigenen Angaben 646 Millionen Dollar verbrannt, Ende Juni verfügte das Unternehmen noch über Barmittel von 205 Millionen Dollar. Erst im Frühjahr hatte der Konzern seine Schulden um 1,5 Milliarden Dollar reduziert und längere Laufzeiten ausgehandelt.
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Wework hatte seine Aktionäre bereits Anfang August angesichts anhaltender Verluste auf einen möglichen Konkurs vorbereitet, was die Aktien des Unternehmens auf Talfahrt schickte. „Immer weniger Unternehmen – von großen Konzernen bis hin zu Start-ups – sind bereit, sich auf langfristige Mietverträge für feste Standorte einzulassen“, hatte Interimschef David Tolley erklärt.
Wework-Aktie könnte wertlos werden
Wework machen der Trend zum hybriden Arbeiten nach der Corona-Pandemie und der Stellenabbau im Technologiesektor zu schaffen, aus dem die meisten seiner Mieter für die Co-Working-Arbeitsplätze kommen. Die 777 Standorte in 39 Ländern sind im Schnitt nur zu 72 Prozent belegt, vor allem in den USA und Kanada gibt es Auslastungsprobleme.
2019 hatte Wework kurz vor dem Börsengang gestanden, ehe den Investoren Zweifel am exzentrischen Firmengründer und -Chef Adam Neumann kamen. 2021 schaffte das Unternehmen den Sprung an die Börse durch die Verschmelzung auf eine leere Unternehmenshülle (Spac). Durch den Konkurs würden die öffentlich gehandelten Aktien von Wework wahrscheinlich wertlos.
Das könnte zu Verlusten für Investoren wie SoftBank führen – einer der größten Aktionäre von Wework. Erst im März tauschte Softbank, das von dem japanischen Milliardär Masayoshi Son geleitet wird, mehr als eine Milliarde Dollar seiner Schulden gegen etwa 1,1 Milliarden neu ausgegebene Wework-Aktien ein.
Der Konzern könnte sich laut Finanzkreisen schon länger auf eine Insolvenz vorbereiten. Die meisten der neu ernannten Vorstandsmitglieder des Unternehmens verfügen über umfangreiche Erfahrungen in der Verwaltung von Unternehmen nach Chapter 11, dem US-Insolvenzrecht. Interims-CEO Tolley war Finanzchef von Intelsat, ein Satellitenunternehmen, kurz bevor dieses 2020 Insolvenzschutz beantragt hatte.
Mit Agenturmaterial.
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