New York Kursverluste im Chipsektor haben die US-Börsen am Freitag belastet. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte 0,5 Prozent tiefer bei 34.731 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,8 Prozent auf 4468 Punkte, der Index der Technologiebörse Nasdaq sackte um 1,3 Prozent auf 13.746 Punkte ab. Auf die Stimmung drückte ein Reuters-Bericht, demzufolge der weltgrößte Auftragsfertiger TSMC die Abnahme bestellter Chip-Maschinen hinauszögert.
Aktien von Applied Materials, Lam Research und KLA Corp fielen um jeweils mehr als drei Prozent. Aktien des Chip-Designers Arm legten zunächst einen Tag nach dem umjubelten Börsendebüt an der Nasdaq weitere sieben Prozent auf 69 Dollar zu, schwankten im Laufe des Handelstags aber stark. Am zweiten Handelstag liegen die Papiere nach kurzzeitigen Verlusten bei 65,10 US-Dollar pro Aktie, also etwa 2,4 Prozent im Plus.
Anleger sahen die positive Kursentwicklung am Donnerstag als Signal für eine Trendwende für Börsengänge. “Die Tatsache, dass die Performance gut war, deutet auf das Potenzial für weitere Neuemissionen hin, was wahrscheinlich sowohl für den Markt als auch für den Bankensektor gut ist”, sagte Rick Meckler, Partner bei Cherry Lane Investitionen.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg trieben insbesondere Kleinanleger den Preis der Aktie. Arm-Eigentümer Softbank verkaufte beim Börsengang nur zehn Prozent der Arm-Aktien, was laut Peter Garnry, Leiter der Aktienstrategie der Saxo Bank zu einer geringen Beteiligung von Kleinanlegern führte. „Dies hat wahrscheinlich eine große Nachfrage“ aus diesem Teil des Marktes erzeugt, sagte Garnry.
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Der Wert von Arm, dessen Chips in den meisten Smartphones der Welt zu finden sind, konkurriert mit der Bewertung des Mitbewerbers Nvidia. Das US-Unternehmen hat ein starkes Börsenjahr hinter sich und weist sehr gute Umsatzprognosen vor. Die Einnahmen von Arm hingegen gingen in den vergangenen Monaten leicht zurück, auch wenn das Unternehmen nach wie vor hochprofitabel ist.
Durch den Börsengang von Arm sammelte die Softbank fast 5 Milliarden Dollar ein. Der Investmentriese wollte Arm eigentlich letztes Jahr für 40 Milliarden Dollar an Nvidia verkaufen. Der Verkauf kam allerdings nicht zustande, weil die Behörden Widerstand leisteten. Grund war Arms Lizenzmodell, denn Nvidia entwirft selbst Arm-Prozessoren und stünde in direkter Konkurrenz mit vielen Lizenzabnehmern.
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Dass der Börsengang trotz des jäh unterbrochenen Preisanstiegs bisher erfolgreich verläuft, ist auch eine positive Nachricht für den Online-Lebensmittellieferanten Instacart und den Anbieter von Marketing- und Datenautomatisierung Klaviyo. Beide Unternehmen wollen kommende Woche den Preis für ihre Börsengänge festlegen.
US-Importe deutlich teurer
Die Konjunkturdaten setzen die Märkte aber nach wie vor unter Druck. Im August haben sich die US-Importe unerwartet deutlich verteuert. Sie erhöhten sich im 0,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg von 0,3 Prozent gerechnet, nachdem es im Juli noch ein Plus von 0,1 (bisher: 0,4) Prozent gegeben hatte. Besonders Energieimporte verteuerten sich diesmal merklich.
Die Finanzmärkte verfolgen die Entwicklung genau, da sie einen Hinweis auf die Inflation liefert. Diese hatte zuletzt mit einer Rate von 3,7 Prozent stärker als erwartet zugelegt. Damit ist für die US-Notenbank Fed noch keine Entwarnung angesagt, denn ihr Ziel einer Teuerungsrate von 2,0 Prozent ist längst nicht erreicht.
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Die Fed steuert auf eine Zinspause zu. An den Finanzmärkten wird weitgehend erwartet, dass die Währungshüter am kommenden Donnerstag ihren Schlüsselsatz in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent belassen. Investoren rätseln, ob die Fed im Kampf gegen die Inflation dieses Jahr nachlegt oder die wohl bevorstehende Pause das Ende der Zinserhöhungsära markiert.
Ölpreis steigt weiter
Der Ölpreis kletterte am Freitag auf den höchsten Stand seit November letzten Jahres, weil die chinesischen Wirtschaftsdaten wesentlich besser ausfielen als erwartet.
Auch die Produktionsleistung der chinesischen Ölraffinerien stieg im August auf ein Rekordhoch, wie aus den Daten von Freitag hervorgeht. Eine solide Nachfrage nach Reisen im Sommer und hohe Exportmargen haben die Raffineriebetreiber dazu veranlasst, die Produktion hochzufahren.
Aktuell kostet ein Barrel US-Rohöl 90,50 Dollar und liegt damit um 0,4 Prozent teurer als am Vortag. Die Nordseesorte Brent klettert dagegen 0,3 Prozent nach oben auf 94,00 Dollar. Beide Benchmarks schlossen gestern rund vier Prozent höher als noch vor einer Woche und werden die dritte Handelswoche in Folge im Plus abschließen.
Die chinesische Industrieproduktion wuchs stärker als gedacht. Das nährt die Hoffnung auf eine Besserung der kriselnden chinesischen Wirtschaft. Die Industrieproduktion stieg im August um 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an, zeigen aktuelle Daten des National Bureau of Statistics. Der Wert lag über den Prognosen für ein Wachstum von 4 Prozent und übertraf das Juli-Wachstum von 3,7 Prozent.
Unterdessen kündigte die People’s Bank of China am Donnerstag an, den Mindestreservesatz für lokale Banken um 25 Basispunkte zu senken. Das war bereits die zweite Senkung dieser Art in diesem Jahr und soll mehr Liquidität in die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt bringen, um das Wachstum zu steigern.
Blick auf weitere Einzelwerte:
General Motors, Ford und Stellantis: Die Gewerkschaft der United Auto Workers streikt an drei Fabriken der großen US-amerikanischen Autohersteller. Der erzwungene Produktionsstopp schlägt sich nicht an den Börsenwerten nieder. General Motors gewinnt 1,5 Prozent, Ford gewinnt etwa 0,5 Prozent und Stellantis etwa 2,2 Prozent. Knapp 13.000 Arbeiter streiken, insgesamt repräsentiert die Gewerkschaft laut CNBC 146.000 Arbeitnehmer von allen drei Unternehmen.
Delta Airlines: Die Fluggesellschaft warnt, dass die hohen Treibstoffpreise die Gewinne des Unternehmens schmälern werden. Jetzt liegt die Gewinnprognose bei 1,85 bis 2,05 Dollar pro Aktie, während sie zuvor bei 2,20 bis 2,50 Dollar pro Aktie lag.
Die Kruse steigen daraufhin um ein Prozent. Anfang dieser Woche warnten auch American Airlines, Spirit Airlines und Frontier Airlines, dass das Sommerquartal schwierig werden würde, da höhere Kosten ihre Gewinne schmälerten.
JP Morgan: Die Bank plant, stärker in den Wettbewerb mit Fintech-Unternehmen wie Square und Paypal einzusteigen, indem sie kleinen Unternehmen digitale Gehaltsabrechnungen anbieten will. An der Börse zog diese Ankündigung einen leichten Rückgang von 0,1 Prozent nach sich. JP Morgan hat das in San Francisco ansässige Fintech-Unternehmen Gusto ausgewählt, um die zugrunde liegende Technologie für die Funktion bereitzustellen, sagte der CEO von Gusto Joshua Reeves.
Nvidia: Das starke Börsendebüt des Konkurrenten Arm und das schwächelnde Branchenumfeld belasten die Nvidia-Aktien. Sie verlieren knapp drei Prozent.
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