Die Regionalbank wurde an die Großbank JP Morgan verkauft.
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Denver Nach der Pleite der First Republic Bank am Montag ist in den USA eine Debatte um die Zukunft der Einlagensicherung entbrannt. Der Einlagensicherungsfonds FDIC, der gleichzeitig ein wichtiger Bankenregulierer ist, preschte nun mit einem Vorschlag nach vorn: Firmenkonten sollen künftig deutlich höher versichert sein als die derzeit geltende Obergrenze von 250.000 Dollar pro Bank, die derzeit sowohl für Einzelpersonen als auch für Unternehmen gilt. Das geht aus einer Analyse hervor, die die FDIC am Montag veröffentlichte.
Eine Reform der Einlagensicherung sei dringend nötig, betonte FDIC-Chef Martin Gruenberg. Seine Behörde stand im Zentrum der Bankenpleiten. Das Aus der Silicon Valley Bank (SVB) und der Signature Bank im März haben bei der FDIC Kosten von gut 20 Milliarden Dollar verursacht. Die Pleite und der anschließende Notverkauf der First Republic an JP Morgan Chase könnte noch einmal gut 13 Milliarden Dollar kosten, da die FDIC Teile der Verluste übernimmt.
Im Zentrum der Diskussionen stehen der Kurznachrichtendienst Twitter und andere Soziale Medien sowie die Verbreitung des mobilen Bankings. Diese Entwicklungen haben dazu geführt, dass die Pleite der SVB als erster digitaler Bankrun in die Geschichte der USA einging.
Auch bei der Signature Bank und der First Republic hatten Kunden ihre Gelder im Rekordtempo abgezogen und bei Großbanken wie JP Morgan und der Bank of America geparkt. Die Wall-Street-Häuser gelten als robuster und besser reguliert und Kunden setzen darauf, dass die US-Regierung die Großbanken im Zweifel retten wird.
Die Regulierer müssten sich diesen neuen Begebenheiten anpassen, war auch das Fazit der Federal Reserve, die vergangene Woche einen Bericht zu den Fehlern rund um die Pleite der SVB veröffentlicht hatte.
Neues Gesetz vom Kongress notwendig
Eine höhere Garantie für Einlagen von Unternehmen hält FDIC-Chef Gruenberg für die beste Lösung. Er sprach von einer sogenannten „gezielten Deckung“, mit verschiedenen Obergrenzen für verschiedene Kontotypen. Priorität sollen dabei jene Geschäftskonten haben, über die Firmen Löhne und Rechnungen bezahlen. Diese könnten auch komplett von der FDIC garantiert werden, so Gruenberg.
Gerade die Kunden der SVB, zu denen viele Start-ups und Risikokapitalgeber gehörten, musste ein Wochenende lang um ihr Geld bangen. Lange war unklar, ob die FDIC alle Einlagen garantieren würde oder nur die bis zu 250.000 Dollar. Da die FDIC schon an einem Freitagvormittag im März einschreiten und die SVB schließen musste, konnten Rechnungen und Löhne nicht pünktlich bezahlt werden. Die Panik griff dann schnell auf andere Banken über – auch weil viele über Twitter dazu aufriefen, dass Kunden ihre Gelder von der SVB abziehen sollen.
Um eine gezielte Deckung einführen zu können, müsste der Kongress jedoch ein neues Gesetz verabschieden.
Die Vereinigung mittelgroßer US-Banken (MBCA) hatte im März bereits einen Vorschlag ins Spiel gebracht, wonach die Einlagensicherung FDIC die Einlagen mittelgroßer Institute für zwei Jahre komplett garantieren sollte. So sollten kleinere Institute gestützt werden. Auch über eine landesweite Garantie aller Einlagen wird diskutiert, auch dafür bräuchte es jedoch neue Gesetze und die Republikaner haben bereits Widerstand geäußert.
Die Zeit drängt. Mit dem Teilverkauf der First Republic ist für die letzte Regionalbank eine Lösung gefunden, die im Zuge der SVB-Pleite in Schieflage geraten war. Doch die Probleme im Bankensystem sind noch nicht beseitigt, warnte auch JP Morgan CEO Jamie Dimon am Montag. Besonders im Fokus stehen Kredite für Gewerbeimmobilien in den USA. Dort drohen angesichts der rapide gestiegenen Leitzinsen große Abschreibungen und Zahlungsausfälle.
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