Die Nachfrage nach Smartphones sinkt – das spürt auch Hersteller Apple.
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Düsseldorf Auf die Euphorie folgt die Ernüchterung: Amazon, Apple und Google haben am Donnerstag sehr schwache Ergebnisse in Kernfeldern wie Cloud, Online-Anzeigen oder Smartphones verkündet. Die Kurse der US-Tech-Riesen gaben nachbörslich entsprechend nach.
Eine überraschende Kehrtwende nur einen Tag nach einem Kursfeuerwerk der Technologiewerte. Ausgelöst hatte das Meta: Der Mutterkonzern von Facebook gewann auf einen Schlag 80 Milliarden Dollar an Börsenwert, nachdem er unter anderem den umfassenden Einsatz von KI verkündete.
Die kräftigen Schwankungen sollten Anlegern eine Warnung sein: Bloß nicht die Auswirkungen der neuen Hoffnungstechnologie ChatGPT überschätzen. Keine Frage: Das neue KI-Sprachwerkzeug des Start-ups OpenAI kann erstaunlich viel, überzeugt mit kreativen Texten oder brauchbarer Softwareprogrammierung. Und das ist erst der Anfang. Auf lange Sicht wird KI die Wirtschaft umwälzen.
Erinnerungen an die Dotcom-Blase werden wach
Die Betonung liegt dabei aber auf langfristig. Ob die Druckerpresse, Elektrizität oder das Internet: alle Schlüsselinnovationen brauchen ihre Zeit. Ihre disruptive Kraft ist gewaltig, doch in der Übergangsphase tun sie sich schwer, große und vor allem einträgliche Anwendungen zu finden. Das wird auch bei der Künstlichen Intelligenz so sein.
Anleger verhalten sich irrational, wenn sie den Kurs von Buzzfeed innerhalb von Tagen verdreifachen, nur weil das Medienhaus mit ChatGPT Texte erstellen und veröffentlichen will. Das weckt Erinnerungen an die Dotcom-Blase, als AOL oder Stamp.com solche Kurssprünge machten – weil sie mit dem Internet die Welt verändern wollten.
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Auch die Ankündigung von Meta-Chef Mark Zuckerberg, generative KI in „so gut wie jedem Produkt“ einzusetzen, rechtfertigt nicht die Euphorie. Gut, auch der Aktienrückkauf für 40 Milliarden Dollar begeisterte die Anleger. Aber die Zahlen von Meta waren furchtbar: Der Umsatz fiel um 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, der Gewinn um 55 Prozent.
iPhones und Macs sind weniger gefragt
Ähnlich trostlos sieht es bei den anderen Tech-Größen aus. Am meisten beunruhigt die Abschwächung des Cloud-Geschäfts bei den drei Marktführern Amazon, Microsoft und Google.
Auch die Online-Anzeigen laufen schlechter, ganz zu schweigen von dem Verkauf von iPhones und Macs: Der Rückgang ist nicht nur auf Lieferschwierigkeiten zurückzuführen, wie Apple gerne seine Umsatzverfehlung erklären möchte.
Die globale Nachfrage nach Smartphones geht nach neuen Zahlen des Branchendienstes International Data massiv zurück. Apple schlägt sich besser als die Konkurrenz, aber manche Analysten erwarten eine „Zeit der schwächeren Nachfrage“, wie es Wall-Street-Analyst Krish Sankar von Cowen treffend formulierte.
Keine KI-Euphorie sollte die Anleger darüber hinwegtäuschen: Nach dem Tech-Boom in der Pandemie kommt jetzt die Flaute. Wie lange die anhält, das wissen auch Amazon, Apple und Google nicht. Alle drei weigern sich, einen Jahresausblick zu geben.
ChatGPT oder andere KI-Anwendungen mögen wie Zauberei wirken, aber Anleger sollten nicht zu sehr die Augen aufreißen. An der Börse wird die Magie an Wirkung verlieren.
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