H2 Green Steel ist das erste Unternehmen, das sich bei der Wasserstofftochter des Ruhrkonzerns nun Produktionskapazitäten gesichert hat.
(Foto: Thyssen-Krupp Nucera)
Düsseldorf Thyssen-Krupps Wasserstofftochter Nucera liefert Elektrolysemodule zum Bau einer Wasserelektrolyse-Anlage an den schwedischen Stahlhersteller H2 Green Steel. Insgesamt soll die Anlage mit den 20-Megawatt-Modulen auf eine Leistung von 700 Megawatt kommen, wie das Handelsblatt exklusiv erfuhr.
Der grüne Wasserstoff soll anschließend für den Betrieb eines neuen Stahlwerks in der nordschwedischen Stadt Boden genutzt werden. Die Stromversorgung der Elektrolyseanlage soll ausschließlich durch erneuerbare Energien wie Wasser- und Windkraft erfolgen.
„Die Elektrolyseanlage in Boden wird um ein Vielfaches größer sein als die meisten heute bestehenden Elektrolyseur-Anlagen“, sagt Maria Persson Gulda, Chief Technology Officer von H2 Green Steel. „Wir beginnen mit Stahl in Boden, Schweden, aber das ist erst der Anfang.“
95 Prozent der CO2-Emissionen sollen eingespart werden
Der Betrieb der Elektrolyseanlage und des Stahlwerks soll Ende 2025 aufgenommen und im Jahr 2026 hochgefahren werden. In der Anfangsphase werde das Werk 2,5 Millionen Tonnen grünen Stahl produzieren, heißt es von Nucera. Bis 2030 solle die Produktion auf rund fünf Millionen Tonnen gesteigert werden.
Über die Stahlherstellung mit Direktreduktionsanlagen sollen etwa 95 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden. Bei der Direktreduktion wird keine Kokskohle für flüssiges Roheisen mehr benötigt, das in CO2-intensiven Hochöfen hergestellt wird. Stattdessen wird bei dem Verfahren Eisenerz durch gasförmige Reduktionsmittel wie etwa Wasserstoff zu Eisenschwamm gewandelt. Dieser wird anschließend in einem sogenannten Elektrolichtbogenofen zu qualitativ hochwertigem Rohstahl verarbeitet.
Als erstes Unternehmen hat sich H2 Green Steel nun Produktionskapazitäten bei Thyssen-Krupp Nucera reserviert. Wegen der hohen Nachfrage hätten die Schweden sich Anfang des Jahres die Kapazitäten gesichert, heißt es von Nucera.
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„Der Markt für Lösungen zur Herstellung von grünem Wasserstoff wächst sehr dynamisch“, sagt Christoph Noeres, Wasserstoffexperte und „Head of Green Hydrogen“ bei Thyssen-Krupp Nucera. Diese Entwicklung mache sich durch die Nachfrage nach Wasser-Elektrolyseuren bemerkbar – den Vorrichtungen, in denen mithilfe elektrischen Stromes Wasserstoff erzeugt wird.
„Für die Unternehmen ist es wichtig, die Lieferzeiten durch einen kontinuierlichen Kapazitätsaufbau zu reduzieren und damit die Planbarkeit und Machbarkeit von Projekten zu verbessern“, sagt Noeres. Durch die Reservierung von Produktionskapazitäten könnten Kunden sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil sichern.
Fokus auf den Standort Nordamerika
Thyssen-Krupp Nucera bietet Technologien für Elektrolyseanlagen an und baut Elektrolysemodule – „Scalum“ nennt das Unternehmen die Elektrolyseure. Zu den Wasserstoffprojekten von Nucera gehören bislang eine Elektrolyseanlage in Saudi-Arabien, die Lieferung einer Anlage für das Unternehmen Unigel in Brasilien und eine Wasserstoffanlage für Shell in Rotterdam. Einen Fokus will Nucera bei der zukünftigen Geschäftsentwicklung zudem vor allem auf den Standort Nordamerika legen, sagt eine Sprecherin.
Nordamerika sei gerade deshalb ein günstiger Standort, weil sich durch das US-amerikanische Antiinflationsprogramm einige Vorteile böten, heißt es. „Die gesetzliche Situation ist dort für Elektrolyseurhersteller noch vorteilhafter als in der restlichen Welt.“
Ein Börsengang der Wasserstoffsparte von Thyssen-Krupp soll schon für den kommenden Monat geplant sein. Darüber hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Laut dem Bericht wird Nucera mit vier Milliarden Euro bewertet. Bisher war der Börsengang immer wieder verschoben worden, als Grund dafür gab der Konzern das volatile Marktumfeld an.
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